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Wirtschaft: Hexal-Gründer machen Kasse

Novartis übernimmt für 5,65 Milliarden Euro den deutschen Generika-Hersteller und setzt sich an die Spitze des Marktes

Berlin - Der Schweizer Pharma-Konzern Novartis steigt zum weltweit größten Hersteller von Nachahmer-Medikamenten (Generika) auf. Novartis übernimmt das Holzkirchener Familienunternehmen Hexal und die Mehrheit an der US-Firma Eon Labs für einen Kaufpreis von zusammen 5,65 Milliarden Euro in bar. Nach dem Zusammenschluss unter dem Dach der Novartis-Teilgesellschaft Sandoz entsteht so ein Unternehmen mit einem Umsatz von 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) und rund 20000 Mitarbeitern. Novartis erhofft sich von dem Zusammenschluss innerhalb von drei Jahren Einsparungen von 200 Millionen Dollar (rund 153 Millionen Euro) pro Jahr. Novartis-Chef Daniel Vasella schloss einen Stellenabbau nicht aus.

Analysten beurteilten den Kaufpreis als hoch, die Übernahme mache jedoch Sinn. Die Novartis-Aktie reagierte am Montag mit einem deutlichen Plus von rund 2,7 Prozent. Auch die Aktie des Generika-Herstellers Stada legte zu – um mehr als sechs Prozent zu. Im Vergleich mit dem für Hexal bezahlten Preis sehe Stada erheblich unterbewertet aus, urteilten die Analysten von Merrill Lynch.

Generika sind Medikamente, für deren Wirkstoff der Patentschutz abgelaufen ist. Hersteller dieser Nachahmer-Präparate haben daher geringere Entwicklungskosten. Die Preise für Generika liegen somit unter denen für Original-Medikamente, auch wenn sie die gleiche Wirkung haben. Eine immer älter werdende Bevölkerung und steigende Gesundheitskosten treiben nach Meinung von Experten die Nachfrage nach den Nachahmer-Medikamenten. „Der Markt für Generika wächst jährlich um etwa zehn Prozent“, sagte Analystin Birgit Kulhoff vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Im Pharmabereich würden jedoch höhere Margen erzielt. Hexal und Eon Labs legen aber seit Jahren höhere Wachstumszahlen als der Markt vor. Hexal ist mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro nach Ratiopharm der zweitgrößte Generika-Hersteller auf dem deutschen Markt. Weltweite Nummer eins ist bisher der israelische Pharmakonzern Teva, der nun von Novartis überholt wird.

„Die Übernahme ist teuer“, sagte Analystin Kulhoff dem Tagesspiegel. Novartis zahle viermal den Umsatz und 20-mal den operativen Gewinn. Zudem finde die Übernahme auf den zwei Märkten statt, wo der Preisdruck am höchsten sei: USA und Deutschland. Andererseits verbessere die Akquisition die Position von Novartis: „Der Konzern kann Größenvorteile nutzen, um dem Preisdruck besser zu begegnen“, sagte Kulhoff. „Novartis hat sein Bargeld gut angelegt.“ Hexal habe eine ansprechende Rendite „und ist offenbar ein gut geführtes Unternehmen“, sagte Kulhoff. Was der Zusammenschluss für die Mitarbeiter bedeute, sei noch offen. Langfristig werde es zur Zusammenlegung von Standorten kommen. Dabei könne es aber auch Standorte von Sandoz treffen. Synergien könnten vor allem bei der Entwicklung erzielt werden, sagte Kulhoff.

„Die Mitarbeiter sollen am Dienstag von der Unternehmensleitung informiert werden“, sagte der Bezirksleiter Oberbayern der IG BCE, Eckard Ruhnke, dem Tagesspiegel. Hexal liegt allerdings nicht im Zuständigkeitsbereich der Gewerkschaft, das Unternehmen hat keinen Betriebsrat. „Einzelne Beschäftigte haben sich an uns gewandt, weil sie sehr verunsichert sind“, sagte Ruhnke. Hexal beschäftigt weltweit rund 7000 Mitarbeiter, etwa 3000 davon in Deutschland. Allein 1100 Mitarbeiter arbeiten bei der Tochter Salutas Pharma in Magdeburg.

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