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Wirtschaft: „Hier bleiben lohnt sich“

Bezirksleiter Höbel über die Jugend im Osten und die Berliner Stadtautobahn ist IG-Metall- Bezirksleiter für Berlin- Brandenburg und Sachsen

Herr Höbel, was ist los im Osten Deutschlands, warum bekommt die IG Metall neue Mitglieder?

Wir sind vor allem bei der Jugend, bei Azubis erfolgreich. Die junge Generation ist selbstbewusst und will ihre Arbeitsbedingungen selbst gestalten. Nicht von ungefähr hat die Operation Übernahme, also das Ziel der IG Metall, bundesweit die Übernahme aller Ausgebildeten zu erreichen, ihren Ursprung in Ostdeutschland.

Ist die Abwanderung der Jungen gen Westen vorbei?

Nein, aber das schwächt sich ab. Wir sagen den Leuten: Hier bleiben lohnt sich! Indem wir eine Perspektive geben mit sicheren Jobs und anständiger Bezahlung auf Tarifniveau.

Zahlen denn wieder mehr Firmen Tariflohn?

Ja, es gibt eine neue Attraktivität des Tarifsystems. Aber das muss wachsen. Die Folgen des neoliberalen Kahlschlags müssen überwunden werden – das braucht Zeit. Aber die Erfahrungen mit der jungen Generation machen Hoffnung. Und ganz objektiv haben die heute ja auch bessere Bedingungen als die Generation davor.

Inwiefern?

Die Geburtenrate hat sich in den 90er Jahren halbiert. Die Jahrgänge direkt nach der Wende kommen jetzt auf den Ausbildungsmarkt und können sich dort fast die Stellen aussuchen. Allein aus dieser Situation ergibt sich auch Selbstbewusstsein. Diese Jungen haben eben die dramatischen Brüche ihrer Eltern nach der Wende nicht erlebt.

Und wie geht es den Älteren?

Alles in allem lassen sich die Leute nicht mehr alles gefallen. Gutes Geld für gute Arbeit wird immer häufiger als Forderung artikuliert. Und wir versuchen das durchzusetzen, teilweise mit ganz erstaunlichen Ergebnissen.

Zum Beispiel?

Ein guter Organisationsgrad ist die Voraussetzung für gute Arbeitsbedingungen, das haben immer mehr Menschen erkannt. Unser größter Erfolg war Halberg Guss in Leipzig. 550 Beschäftigte dieses Autozulieferers traten mit einem Schritt in die IG Metall ein und anschließend konnten wir einen Haustarifvertrag mit höheren Einkommen durchsetzen.

Wie ist aktuell die Lage in Berlin, Brandenburg und Sachsen – ihrem Zuständigkeitsbereich als Bereichleiter?

Mehr als die Hälfte unserer 151 000 Mitglieder leben und arbeiten in Sachsen, da haben wir eine ausgeprägte industrielle Basis. In Berlin gibt es eher kleinteilige, aber durchaus innovative Firmen, so auch in Brandenburg, zum Beispiel die Luftfahrtindustrie und die Erneuerbaren Energien.

In Berlin regiert künftig die CDU wegen des Zoffs um die A 100 mit. Muss diese Autobahn sein?

Ja, für die industrielle Entwicklung des Ostteils ist die Autobahn unverzichtbar.

Das Interview führte Alfons Frese

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