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Wirtschaft: High-Tech-Titel für Nervenstarke

Das schnelle Auf und Ab der Kurse ist nichts für ängstliche AnlegerVON HARALD DÜREN / NORBERT KULS (HB)"Am Ende des 20.Jahrhunderts keine Technologieaktien zu besitzen, das ist, als ob man am Ende des 19.

Das schnelle Auf und Ab der Kurse ist nichts für ängstliche AnlegerVON HARALD DÜREN / NORBERT KULS (HB)"Am Ende des 20.Jahrhunderts keine Technologieaktien zu besitzen, das ist, als ob man am Ende des 19.Jahrhunderts keine Eisenbahn- oder Ölaktien besessen hat." Jeffrey Applegate, Chefanlagestratege der Investmentbank Lehman Brothers kommt auf den Punkt: "Es ist die Wachstumsbranche unserer Zeit." Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten wird in Europa das Potential des Informationstechnologie-Sektors allerdings noch deutlich unterschätzt, glaubt Ulrike Diehl, Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (DVFA).Traditionelle Industriesektoren würden von Unternehmen der High-tech- und Informationstechnologie-Branche abgelöst oder entscheidend beeinflußt.Zunehmend erkennen auch Anleger dieses Wachstumspotential.Konsequenz der Analysten und Asset Manager: Sie bieten Unternehmen auf einem "Investment Professionals Forum" im Rahmen der Cebit zwei Tage die Möglichkeit, ihre Produktneuheiten und gleichzeitig ihre Attraktivität als Aktienanlage zu präsentieren.Unternehmen wie die Deutsche Telekom, SAP, Nokia Group und Espoo informieren Analysten und professionelle Investoren im Stundentakt über Produktlinien, Firmenstrategien und Unternehmenskennzahlen.Aber auch die am Neuen Markt notierten Unternehmen wie Aixtron, Beta Systems Software, LHS Group, MobilCom, SER Systeme und Singulus Technologies buhlen mit ihrer Teilnahme an dem Schönheitswettbewerb um die Gunst der Anleger.Das Investmenthaus Goldman Sachs hat die europäische Software-, Hardware- und Halbleiterindustrie sowie EDV-Dienstleistungen und Telefonausrüster in ihrem Ausblick für das laufende Jahr klar auf "übergewichten" gestellt.Eine "Wachstumsoase" sei die europäische Softwarebranche, während Asiens Wirtschaftskrise den Ausblick für Hardware- und Halbleiter-Aktien ein wenig dämpfe.Aktien der EDV-Dienstleister dürften dagegen von der riesigen Nachfrage und der unzureichenden Angebotskapazität profitieren.Ein Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent könne in Europa fast von jeder Firma in diesem Segment erreicht werden, prognostizierte Goldman Sachs.Gute Gelegenheiten böten die europäischen Telefonausrüster.Dafür sprächen die Entwicklung neuer technischer Standards, die hohen Investitionen der ehemaligen Monopolisten und neue, aggressive Marktteilnehmer.Aber keine Chance ohne Risiko.Wird der Ausbau der Telekommunikations-Infrastruktur in Asien oder Lateinamerika stocken? Der Wachstumsschub für Firmensoftware ausgelöst durch die Euro-Umstellung und die EDV-Probleme angesichts der Jahrtausendwende, wird er etwas erlahmen?EDV-Dienstleister in Europa stehen derzeit häufig vor der Schwierigkeit, genug geeignete Spezialisten zu finden ohne das Gehaltsgefüge zu sprengen, wie Goldman Sachs kritisch anmerkt.Auch in Amerika sind Technologiewerte anders als andere Aktien.Sie wachsen schneller, und Investoren erwarten überdurchschnittlich hohe Gewinne.In der Börsenhausse der vergangenen drei Jahre brachte der Technologiesektor neben der Finanzbranche die höchsten Gewinne.Der US-Aktienfonds mit der besten Entwicklung über die vergangenen fünf Jahre, der Fidelity Select Electronics, setzt auch auf Technologiewerte.Beständig und vorhersehbar steigen deren Kurse jedoch nicht.Das Wachstum wird immer wieder durch starke Rückschläge unterbrochen.Jüngstes Beispiel ist Intel.Der führende Chip-Hersteller hatte seine Umsatz- und Gewinnerwartungen nach unten korrigiert.Der Titel fiel um elf Prozent.In den Abwärtssog gerieten auch andere Computerfirmen wie Dell, Microsoft und Compaq.Anleger in Technologiewerten müssen solche kurzfristigen Einbußen verkraften können.Für ängstliche Naturen ist das nichts.Anfällig für starke Schwankungen sind die Aktien wegen der Kombination aus hohen Erwartungen und starkem Wachstum."Das liegt in der Natur der Sache," sagt Banker Applegate."Die Innovation ist dort viel dramatischer als in anderen Branchen." Marc Klee, Fondsmanager des John Hancock Global Technology Fund, bestätigt: "Wegen des rapiden Wachstums ist die Wahrscheinlichkeit höher, das Ergebnisse positiv überraschen.Sie können aber auch enttäuschen." Wie das Beispiel Intel zeigt.Dabei hatten sich die High-tech-Aktien seit Anfang des Jahres nach dem letzten Rückschlag wieder zurückgemeldet.Insgesamt stiegen Technologieaktien in den ersten zwei Monaten um über zehn Prozent, meldete der Investmentbranchendienst Lipper Analytical Services noch Anfang März.Keine andere Branche konnte da mithalten.Fondsmanager Klee hielt das damalige Kursniveau der Technologie-Werte immer noch für günstig.Sein Kalkül: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne in den nächsten zwölf Monaten liege bei Technologieaktien nur leicht über dem des breiteren Marktes, der im Standard & Poors 500 Aktienindex (S & P 500) abgebildet wird.Da die Gewinne bei Technologiewerten aber pro Jahr im Schnitt um 20 Prozent steigen dürften, im Gegensatz zu den erwarteten sieben Prozent des S & P 500, folgert Klee: "Man bezahlt den gleichen Preis und bekommt höhere Gewinne."

HARALD DÜREN, NORBERT KULS (HB)

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