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Wirtschaft: Hin und weg – über das Internet

Während die traditionellen Reisebüros weniger verdienen, steigen bei den Online-Verkäufern die Umsätze

Berlin (fw). Während die traditionellen Reisebüros immer tiefer in die Krise rutschen, geht es den Kollegen im Internet prächtig. Zwei der größten Online-Reisebüros, Lastminute.com und Expedia.com, verkündeten just steil wachsende Umsätze und steigende Kundenzahlen im dritten Quartal. „Uns geht es prächtig“, sagt die Deutschland-Chefin von Expedia.com, Anja Keckeisen. „Wir profitieren davon, dass die Kunden in der Krise kurzfristig verfügbare und billige Produkte kaufen – und die gibt es bei uns“. Zudem sei die Online-Klientel, junge und gut verdienende Leute, weniger von der Konjunkturkrise betroffen. Beide börsennotierten Unternehmen versuchen derzeit verstärkt, das deutsche Geschäft auszubauen: Lastminute.com kooperiert seit Juli mit den Reisebüros der Lufthansa, den Lufthansa City Centern, Expedia.com startet jetzt eine Marketing- Offensive.

Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) rief dagegen die Krise aus: „Es werden vermutlich mehr als tausend Reisebüros ihr Geschäft in diesem Jahr aufgeben müssen“, verkündete DRV-Präsident Klaus Laepple diese Woche. Der Umsatz der 22 000 Büros sei um 15 Prozent eingebrochen. Schuld daran seien die Konjunkturflaute und der 11. September, die in diesem Jahr zu einem Buchungsrückgang von zwölf Prozent geführt hätten. Die Provisionszahlungen, die die Veranstalter den Reisebüros für verkaufte Reisen zahlen, seien entsprechend gesunken.

Bei den Reiseverkäufern aus dem Netz sieht es anders aus: Bei der britischen Lastminute.com stieg der Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 108,4 Prozent auf 61 Millionen Pfund, bei der amerikanischen Expedia.com gab es einen Anstieg von 85 Prozent auf 145 Millionen Dollar. Beide Unternehmen sind in mehreren Ländern tätig – für ihr deutsches Geschäft melden sie keine genauen Zahlen. Beide geben an: Auch hier steigen Kundenzahl und Umsatz. Die beiden Internetfirmen führen ihren Erfolg auf ihr besonderes Geschäftsmodell zurück. Martha Lane Fox, Chefin der 1998 gegründeten Lastminute.com, zählt auf zwei Merkmale: erstens das „Lastminute“-Konzept, nämlich dass die Menschen sich immer häufiger kurzfristig entscheiden. Und zweitens die Verbindung von Reisen mit anderen Artikeln. „Wir sind keine reine Reisewebsite, sondern eine Lifestyle-Site“, sagt Fox. Nur 60 Prozent des Umsatzes würden mit Reisen generiert, der Rest komme aus dem Verkauf von Restaurantreservierungen, Theater-Tickets, oder auch Geschenken. „Mit unserem vielfältigen Angebot sperren wir die Kunden auf unserer Webseite ein“, sagt Fox – bis sie etwas kaufen.

Expedia ist mit seiner Technologie besonders weit fortgeschritten. Und zwar so weit, dass sie dem Kunden erlaubt, sich seine Reisebausteine im Netz direkt selbst zusammenzustellen. Wählt er Flug plus Restaurant aus, ändert sich der Preis auf dem Bildschirm umgehend. Diese „dynamischen Preise“ seien der Weg zum Erfolg, sagt Keckeisen. Denn sie machen das Unternehmen von den Veranstaltern und ihren Packages unabhängig, erklärt sie. Denn: Die Provisionen werden immer weiter sinken, auch in Deutschland, glaubt Keckeisen. „In den USA sind sie schon viel niedriger als hier, das schwappt rüber“.

Ihr bestes Geschäft machen die Internet-Reisebüros in den USA und in Großbritannien. Deutschland sei noch ein Problemkind, weil so wenige Leute eine Kreditkarte haben, sagt Fox. Laut DRV werden hierzulande erst ein bis zwei Prozent der Reisen über das Internet verkauft. Lastminute.com will deswegen ab Herbst den deutschen Kunden ermöglichen, per Rechnung zu zahlen.

Die Partnerschaft mit den Lufthansa City Centern (LCC) soll auch helfen. Mit 20 Prozent hat sich Lastminute an dem LCC-Internet-Portal beteiligt und betreibt es auch. Ab Oktober soll dann auch in jedem LCC-Büro ein Terminal stehen, auf dem Lastminute.com-Reisen gebucht werden können. Internet-Laien berät dann das LCC-Personal.

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