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Hintergrund: Das Tarifmodell von VW

Wolfsburg - Im November 1993 wurde bei VW in Wolfsburg mit der Vier-Tage-Woche ein Tarifmodell entwickelt, das bundesweit für Aufsehen sorgte. Der Autobauer war wegen einer Absatzflaute in die Krise geraten und hatte einen Personalüberhang von 30.

Wolfsburg - Im November 1993 wurde bei VW in Wolfsburg mit der Vier-Tage-Woche ein Tarifmodell entwickelt, das bundesweit für Aufsehen sorgte. Der Autobauer war wegen einer Absatzflaute in die Krise geraten und hatte einen Personalüberhang von 30.000 Beschäftigten. Anderen Autoherstellern ging es ähnlich. Während die Konkurrenz aber Jobs abbaute, vereinbarten bei VW Management und IG Metall zur Rettung der Arbeitsplätze eine Vier-Tage-Woche mit 28,8 Stunden.

Mit der Arbeitszeitverkürzung um 20 Prozent zog VW auch 20 Prozent vom Monatslohn ab. Dazu kamen aber ausgleichende Maßnahmen, so dass sich die Einbußen auf etwa zehn bis 15 Prozent des Bruttoeinkommens beliefen.

Das Modell sollte eigentlich für eine zweijährige Übergangszeit gelten, hat aber prinzipiell heute noch Bestand und wurde auch im Zukunftstarifvertrag vom Herbst 2004 fortgeschrieben. Der jetzige IG- Metall-Chef Jürgen Peters und der im vorigen Jahr im Zuge der VW- Affäre zurückgetretene Personalvorstand Peter Hartz, der kurz zuvor aus der krisengeschüttelten saarländischen Stahlindustrie zu VW gekommen war, entwickelten die Regelungen. Die Vier-Tage-Woche wurde seinerzeit als besonders innovativ in Politik und Wirtschaft hoch gelobt.

Die Überlegung war: Alle Mitarbeiter arbeiten nur noch 28,8 Stunden statt wie zuvor 36 Stunden. Dann reicht die Arbeit für alle. Die Arbeit wird in Stafetten- und Blockmodellen aufgeteilt. Hintergrund waren Überlegungen des Vorstands für eine «atmende Fabrik», in der die Arbeitszeit der Beschäftigten nicht starren Tarifwerken folgt, sondern den Regeln des Absatzes. Werden viele Autos verkauft, wird mehr gearbeitet, stockt der Markt, wird die Produktion heruntergefahren. (tso/dpa)

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