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Hintergrund: EADS am Scheideweg

Zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy wird die zukünftige Struktur von EADS verhandelt. Sicher ist nur, dass sich etwas ändern muss, wenn der Konzern konkurrenzfähig bleiben will.

Bei ihrem Treffen in Toulouse haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy die Weichen für die Zukunft des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS gestellt. Im Vorfeld laufen hinter den Kulissen intensive Verhandlungen über Änderungen an der Managementstruktur und die künftige Finanzierung der Tochter Airbus.

Doppelspitze: Seit der Fusion wesentlicher Teile der deutschen und französischen Luftfahrt-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie zu EADS im Jahr 2000 wird das Unternehmen von einer Doppelspitze aus beiden Ländern geleitet. Darin spiegelt sich ein gewisses Misstrauen wider, dem jeweiligen Partnerland die alleinige Führung des strategisch wichtigen Konzerns zu überlassen. Jahrelange Grabenkämpfe zwischen den Managern von diesseits und jenseits des Rheins haben das Führungsmodell in Frage gestellt. Nach letzten Presseberichten soll die Doppelspitze in Vorstand und Verwaltungsrat nun abgeschafft werden. EADS soll demnach alleine vom deutschen Ko-Chef Thomas Enders geführt werden, der Verwaltungsrat dagegen von einem Franzosen.

Kapitalerhöhung: Airbus braucht über zehn Milliarden Euro, um das neue Langstreckenflugzeug A350 zu bauen, das als unverzichtbar im Wettbewerb mit dem Erzrivalen Boeing aus den USA gilt. Ein Teil soll durch Einsparungen und die Auslagerung von Arbeiten finanziert werden. Aus französischer Sicht braucht EADS aber eine Kapitalerhöhung, um das Geld aufzubringen. Die beiden Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère, die ihre Anteile an EADS schon deutlich reduziert haben, zeigten sich lange wenig begeistert, neues Geld zuzuschießen. Laut Medienberichten hat nun DaimlerChrysler auf Druck aus Berlin eine "Kehrtwende" vollzogen und will sich beteiligen, wenn die Franzosen die Kapitalerhöhung wollen.

Aktionärspakt: DaimlerChrysler und Lagardère als die beiden größten EADS-Eigner aus der Industrie haben bis heute eine Sonderstellung. In einem Aktionärspakt ist festgeschrieben, dass wichtige Entscheidungen nicht ohne ihr Einverständnis gefällt werden können. Sarkozy hatte im Präsidentschaftswahlkampf Änderungen an dem Pakt verlangt, der aus seiner Sicht mit für die Probleme bei Airbus und EADS verantwortlich ist. Am Donnerstag warb er dafür, den Aktionärspakt um neue Partner aus der Industrie zu erweitern, auch um frisches Geld zur Finanzierung des A350 in das Unternehmen zu bringen. Das könnte heißen, dass neue Anteilseigner über eine Kapitalerhöhung an EADS beteiligt werden sollen. (mit AFP)

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