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Hochfrequenzhandel an der Börse: Bundesbank will Tempo-Zocker ausbremsen

Die Bundesbank plädiert für Entschleunigung der Märkte. Anreize sollen das „technologische Wettrüsten“ an den Börsen reduzieren.

Der superschnelle Handel an den Börsen in Bruchteilen von Sekunden ruft auch die Bundesbank auf den Plan. Sie sieht Anzeichen, dass der sogenannte Hochfrequenzhandel in Zeiten mit hohen Kurschwankungen diese Ausschläge noch verstärkt und die Unruhe an den Märkten anheizt. Im am Montag vorgelegten Monatsbericht plädiert die Bundesbank für eine Debatte über eine Regulierung des superschnellen Börsenhandels verbunden mit Maßnahmen, die das hohe Tempo des Handels verzögern. (Hier geht es zum 25-Seitigen Aufsatz der Bundesbanker.)

Damit könnten „Anreize für das im Hinblick auf den volkswirtschaftlich Nutzen zweifelhafte technologische ‚Wettrüsten’ an den Börsenplätzen reduziert“ werden. Allerdings sagt die Notenbank auch, dass ein pauschales Urteil zu den Auswirkungen des sogenannten „Turbohandels“ nicht angemessen sei, weil diese stark von den unterschiedlichen Strategien und Phasen des Handels abhänge.

In ihrer Analyse räumt die Bundesbank zwar ein, dass passive und damit eher zurückhaltende Hochfrequenzhändler im einem ruhigen Marktumfeld für mehr Liquidität im Börsenhandel und damit auch für Stabilität sorgen. Gibt es starke Schwankungen ziehen sich diese Händler freilich eher zurück und überlassen aktiven und auf schnellen Gewinn ausgerichteten Händlern das Feld. Damit werden ohnehin bestehende Schwankungen noch verstärkt, der Handel wird instabiler. Die Bundesbank spricht von einer „exzessiv temporären anstelle einer informativen Volatilität“. Mit ihren Aussagen bezweifelt die Notenbank Behauptungen der Finanzbranche und vor allem auch der Deutschen Börse. Dort glaubt man, dass der superschnelle Handel für mehr Liquidität und letztlich auch für mehr Qualität bei den Preisen sorge, also auch dem Kleinanleger zugute kommen. Die Börse gesteht aber auch Risiken ein, deshalb gebe es umfangreiche Sicherungsmaßnahmen.

Die Analyse der Bundesbank ist nach ihren Angaben die erste genauere Untersuchung des Turbohandels in Deutschland. Grundlage waren Millionen von Daten aus zwei Handelswochen an der Terminbörse Eurex der Deutschen Börse vor zwei Jahren.

Order innerhalb von 300 Mikrosekunden

Rund die Hälfte des Handels an der Börse entfallen mittlerweile auf den Hochfrequenzhandel, der im Kern durch Algorithmen gesteuert und durch superschnelle Rechner innerhalb von etwa 300 Mikrosekunden abgewickelt wird. Kritikern gilt der „Turbohandel“ als problematisch und intransparent. Selbst alteingesessene Händler an der Frankfurter sprechen von Zockerei. Der Turbohandel brauche niemand. Ihm werden immer wieder auftauchende „Flashcrashs“ zugeschrieben, bei dem Aktienkurse aus nicht erkennbaren Gründen innerhalb von Sekunden dramatisch abstürzen, sich aber ebenso schnell wieder erholen. Anfang Oktober brach auch das britische Pfund unerwartet heftig ein. Auch hier war die Rede von einem "Flaschcrash".

Seit 2013 gilt in Deutschland allerdings das Hochfrequenzhandelsgesetz. Börsen und Händler brauchen eine spezielle Erlaubnis. Sie sind verpflichtet, ihre Handelssysteme so abzusichern, dass Störungen des Marktes verhindert werden. Es soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aufträgen und tatsächlich getätigten Käufen und Verkäufen geben. Manipulationen etwa durch Massen-Orders, die nur zum Test und Schein aufgegeben und nach Sekunden wieder zurückgezogen werden, sind verboten.

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