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Hohe Anschreibungen: Commerzbank kann Zinsen auch 2011 nicht zahlen

Die Commerzbank wird die Gewinnzone auch 2010 nicht erreichen. Dem Bund gehen Zinsen verloren. Nach internationalen Regel erwartet Bankchef Blessing jedoch ein Milliardenplus.

Frankfurt am Main - Bund, Steuerzahler und die übrigen Aktionäre müssen sich weiter gedulden. Auch im kommenden Jahr wird die Commerzbank vermutlich nicht in der Lage sein, die fälligen Zinsen für die Beteiligung des Staates zu zahlen und ihren Aktionären wieder eine Dividende zu überweisen. Der Grund: Die Bank muss auf den angeschlagenen Immobilien- und Staatsfinanzierer Eurohypo zum Jahresende eine Abschreibung von rund einer Milliarde Euro bilden. Damit dürfte die Commerzbank nach deutschem Handelsrecht erneut rote Zahlen schreiben. Eigentlich müsste sie für dieses Jahr knapp 1,5 Milliarden Euro an Zinsen nach Berlin überweisen. Der Staat hatte die Commerzbank aus der Krise gerettet und ist mit stillen Einlagen von 16 Milliarden Euro an dem Institut beteiligt. Doch solange die Bank Verluste macht, muss sie auch nicht zahlen.

Zumindest nicht nach deutschem Handelsrecht. Nach internationalen Bilanzregeln nämlich rechnet Vorstandschef Martin Blessing 2010 mit einem Milliardengewinn. Der fragliche Punkt ist die Eurohypo. Die Commerzbank hatte die Immobilienbank im Jahr 2005 übernommen. Aufgrund von EU- Auflagen muss sie sie bis 2014 verkaufen. Beim Abschluss nach den internationalen Bilanzstandards muss die Abschreibung auf den Wert der Eurohypo nicht berücksichtigt werden. Auf Basis dieser Rechnung würde die Commerzbank 2010 wieder einen deutlichen Gewinn verbuchen.

Schon nach den ersten neun Monaten des Jahres lag der Nettoüberschuss mit knapp 1,2 Milliarden Euro unerwartet hoch, wie Vorstandschef Martin Blessing und Finanzchef Eric Strutz am Montag berichteten. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von rund 2,7 Milliarden Euro angefallen. Aufgrund von Steuerrückzahlungen war der Nettogewinn sogar um 155 Millionen Euro höher als der Vorsteuergewinn. Allein im dritten Quartal erreichte die Commerzbank ein Nettoergebnis von 352 Millionen Euro nach einem Minus von mehr als einer Milliarde Euro im dritten Quartal 2009.

Den größten Ergebnisbeitrag im dritten Quartal lieferte die Mittelstandsbank mit rund 360 Millionen Euro. Dagegen blieben im Privatkundengeschäft nur bescheidene 27 Millionen Euro übrig. Die Sparte sei noch von der Integration der Dresdner Bank belastet, sagte Blessing. Außerdem kaufen die Kunden weniger Wertpapiere, was die Provisionseinnahmen drückt. Gestützt wurde das Ergebnis der Gesamtbank durch eine deutlich geringere Risikovorsorge auf wackelige Kredite, den weiteren Abbau von toxischen Wertpapieren und von der Erholung vieler Kurse bei kritischen Wertpapieren.

„Wir gehen mit Rückenwind ins nächste Jahr“, gab sich Vorstandschef Blessing zuversichtlich. 2011 peilt die Bank einen weiter steigenden Gewinn an, 2012 will sie vier Milliarden Euro vor Steuern verdienen. Freilich warnte Finanzchef Strutz vor Dämpfern und vor den Folgen neuer Abgaben. Allein die Bankenabgabe in Deutschland koste die Commerzbank 200 Millionen Euro. Auch in Großbritannien und Ungarn werde man zur Kasse gebeten. Dazu komme die geplante europäische Einlagensicherung. „Die Schmerzgrenze ist überschritten“, sagte Strutz. Möglicherweise könnten die Kosten nur durch einen weiteren Stellenabbau aufgefangen werden. Die Übernahme der Dresdner Bank hat bis Ende September bereits knapp 4700 Banker den Job gekostet.

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