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Wirtschaft: Hoher Verschleiß bei E-Plus

Mit Krammer geht bereits der zweite Chef innerhalb von gut einem Jahr / GespanntesVerhältnis zum Mutterkonzern KPN

Düsseldorf – „Es gibt keine gute oder schlechte Strategie, sondern nur eine erfolgreiche oder erfolglose“, sagt E-Plus-Chef Michael Krammer gern. Die Strategie, die er bei dem nach Kunden drittgrößten deutschen Mobilfunknetzbetreiber verfolgt hat, ist sehr erfolgreich: E-Plus wächst derzeit schneller als der Markt und senkt dabei gleichzeitig die Kosten. Dennoch gibt der 46-Jährige Ende Januar nach nur neun Monaten seinen Posten in Düsseldorf auf. „Aus persönlichen Gründen“, heißt es bei E-Plus.

Wie das Handelsblatt aus der Führungsspitze von E-Plus erfahren hat, zieht es Krammer tatsächlich in erster Linie aus familiären Gründen zurück in seine Heimatstadt Wien. Allzu schwer dürfte ihm die Entscheidung trotzdem nicht gefallen sein: Aus dem Unternehmensumfeld ist zu hören, dass sein Verhältnis zur E-Plus-Muttergesellschaft KPN nicht mehr ungetrübt war. Zwischen Krammer und Stan Miller habe es gewaltig geknirscht, heißt es. Miller ist bei KPN für die Mobilfunktöchter in Deutschland und Belgien zuständig und zudem Chef des Aufsichtsrats von E-Plus. KPN sei auch mit Krammers Leistung unzufrieden gewesen, heißt es. Man habe noch höhere Zuwächse erwartet.

Miller habe sehr klare Vorstellungen davon, wie Veränderungen bei E-Plus umgesetzt werden sollen. Er sei kein Aufsichtsratschef, der sich mit guten Zahlen zufrieden gebe und seinem Vorstandschef das operative Geschäft überlasse. Michael Krammer ist aber ebenfalls eine sehr starke Persönlichkeit und tritt engagiert für seine Linie ein.

Krammer ist bereits der zweite E-Plus-Chef, der mit Miller aneinander- gerät. Auch sein Vorgänger Uwe Bergheim hat das Unternehmen Ende 2005 verlassen, als KPN ihm Miller als Auslandschef vor die Nase setzte.

Krammer hat in seiner kurzen Amtszeit erfolgreich Millers Mehrmarkenstrategie und die Restrukturierung umgesetzt. E-Plus hat im vergangenen Jahr mit Billigmarken wie Simyo und Base die meisten neuen Kunden in Deutschland gewonnen und den Branchengrößen T-Mobile und Vodafone gehöriges Kopfzerbrechen bereitet. Krammer gab im Herbst zudem bekannt, dass er 300 der 2900 Stellen abbauen werde. Damit strich der Ex-Chef des österreichischen Mobilfunkers Telering eine komplette Führungsebene. Zudem kündigte er ein Outsourcing des Netzmanagements an. Und in den Düsseldorfer Vorstand holte der Österreicher zwei Weggefährten aus Wien – den Finanz- und den Technikvorstand.

KPN macht sich aber offenbar keine Sorgen darum, dass die deutsche Tochter nun führungslos werden könnte: Das operative Geschäft leite nun, wie nach Bergheims Weggang, Stan Miller zusammen mit Thorsten Dirks, dem stellvertretenden Vorstandschef.

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