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Wirtschaft: Holzmann: Konzern droht die Zerschlagung

Der Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger ist an einer Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten Philipp Holzmann interessiert. Erste Gespräche werden geführt.

Der Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger ist an einer Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten Philipp Holzmann interessiert. Erste Gespräche werden geführt. Voraussetzung sei aber, Holzmann von Schulden und Risiken zu befreien, betonte ein Bilfinger-Firmensprecher. Die Gläubigerbanken entscheiden am Dienstag über ein Rettungspaket für den Frankfurter Bauriesen. Die Bundesregierung bekräftigte, dass von ihr keine neuen Hilfen zu erwarten sind.

Holzmann kämpft zwei Jahre nach der spektakulären Rettungsaktion von Bundeskanzler Gerhard Schröder erneut ums Überleben. Trotz harter Sanierungsmaßnahmen hat der zweitgrößte deutsche Baukonzern im vergangenen Jahr einen Verlust von mehr als 200 Millionen Euro gemacht, heißt es in Branchenkreisen. Ein Rettungsanker könnte der Einstieg von Bilfinger Berger sein, das als ertragsstarkes Bauunternehmen gilt und über entsprechende Mittel für eine Engagement verfügt.

Die Gespräche mit der Deutschen Bank sind "in einer frühen Phase", sagte ein Sprecher von Bilfinger Berger. Die Deutsche Bank hält fast 20 Prozent der Holzmann-Aktien. Bilfinger sei aber nur an einem Einstieg interessiert, wenn Holzmann von den "finanziellen Lasten und Risiken früherer Geschäfte" befreit werde, betonte der Sprecher. Branchenexperten glauben kaum, dass Bilfinger am defizitären deutschen Baugeschäft von Holzmann interessiert ist.

"Interessant sind für Bilfinger die Auslandsgesellschaften, vor allem in den USA", sagt Christiane Nestroy, Bauanalystin der Hypovereinsbank. Aufgrund der schwachen Baukonjuntur in Deutschland drängen derzeit alle deutschen Baukonzerne ins Ausland, wo noch gute Geschäfte zu machen sind. Die amerikanische Holzmann-Tochter Jones erbrachte im Jahr 2000 eine Bauleistung von drei Milliarden Dollar.

Unabhängig vom möglichen Einstieg eines strategischen Investors verhandeln die Gläubigerbanken über ein Rettungspaket für Holzmann. Das von der Deutschen Bank unter dem Namen "Gazelle" entwickelte Konzept sieht vor, Immobilien und Grundstücke des Konzerns in eine von den Banken getragene Gesellschaft auszugliedern und Holzmann damit von Risiken zu befreien. Unklar ist bislang, ob die beteiligten Banken dem Plan zustimmen. In Bankenkreisen gab es deutliche Kritik. "In die Gesellschaft soll praktisch nur Schrott eingebracht werden. Alle werthaltigen Immobilien sind längst verkauft", sagte ein Banker. Man könne schlechtem Geld nicht ein weiteres Mal gutes Geld hinterherwerfen. Am besten wäre es, das Unternehmen aufzuspalten.

Der zweite Teil des Rettungspakets sieht einen Forderungsverzicht der Banken vor. Holzmann-Finanzvorstand Johannes Ohlinger soll gegenüber den Banken eingeräumt haben, dass der Konzern nur noch über ein Eigenkapital ( siehe Lexikon ) von 126 Millionen Euro verfüge. Bei einem Verlust von mehr als 200 Millionen Euro wäre eine Insolvenz unausweichlich. Ein Forderungsverzicht der Banken könnte die Eigenkapitalbasis des Konzerns wieder verbessern. Am Dienstag finden die Vorstandssitzungen der Banken statt, auf denen über die Zukunft von Holzmann entschieden wird.

Bei Holzmann selbst sieht man die Lage offenbar nicht so schwarz. "Spekulationen über eine drohende Zahlungsunfähigkeit" wies ein Sprecher des Unternehmens am Montag zurück. Die Banken hätten ein klares Bekenntnis für Holzmann abgelegt. Der Kurs der Holzmann-Aktie verlor gestern 6,5 Prozent und schloss bei 7,71 Euro. Auch Bilfinger-Papiere gaben um fast drei Prozent auf 23,25 Euro nach.

Eine Sprecherin der Bundesregierung bekräftigte, dass der Bund keine neuen Mittel für Holzmann bereitstellen wolle. "Wir sehen uns nicht in der Pflicht", sagte die Sprecherin. Vor zwei Jahren habe die Regierung ihren Beitrag zur Rettung von Holzmann geleistet. Jetzt liege eine Lösung in den Händen der Privatwirtschaft.

ro, msh

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