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Wirtschaft: Hoteliers mäkeln über Fußball-WM - In Berlin 2,3 Prozent weniger Übernachtungen

Berlin - Für die Berliner Hotels und Gaststätten war die Fußballweltmeisterschaft alles andere als ein Volltreffer. Nach Jahren des Wachstums sank die Anzahl der Übernachtungen im Juni erstmals wieder – und zwar um 2,3 Prozent.

Berlin - Für die Berliner Hotels und Gaststätten war die Fußballweltmeisterschaft alles andere als ein Volltreffer. Nach Jahren des Wachstums sank die Anzahl der Übernachtungen im Juni erstmals wieder – und zwar um 2,3 Prozent. Das sagte der Chef der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM), Hanns Peter Nerger, am Dienstag. Dennoch bleibe der Berlin-Tourismus auf Rekordkurs. Bis Ende Juni zählten die Berliner Hoteliers 7,2 Millionen Übernachtungen von 3,3 Millionen Gästen aus aller Welt, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der ausländischen Gäste ist um vier Prozentpunkte auf 36 Prozent gestiegen.

Während der WM aber wurden die Erwartungen enttäuscht. Besonders schlimm sei die Lage in Fünf-Sterne-Häusern gewesen, sagte der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Willy Weiland. Schuld sei vor allem das Verhalten der Fifa gewesen, die 60 Prozent der reservierten Zimmer kurz vor der WM storniert hatte. „Das war kurzfristig kaum mehr wettzumachen“, sagte Weiland. Selbst am Finaltag habe es freie Betten gegeben, das hatten Experten zuvor nicht für möglich gehalten. Nerger räumte ein, dass er mit der von ihm prognostizierten Bettenauslastung von 90 Prozent zur Fußball-WM „schwer daneben gelegen“ habe. Als Grund führte er an, dass vor allem viele inländische Touristen die WM-Austragungsstätten offenbar wegen des Trubels gemieden hätten. Zudem sei es eine „Fehleinschätzung“ gewesen, dass viele Menschen wegen des Fußballs nach Deutschland kommen und sich davor oder danach noch Berlin ansehen. „Die Fans sind mit dem Zug ihren Mannschaften hinterhergereist“, so Nergers Erkenntnis. „Gelsenkirchen und Kaiserslautern haben gewonnen, Berlin nicht.“

Die Fußball-Weltmeisterschaft aber sei für Berlin eine ausgesprochen gute Werbung gewesen, sagte Nerger. „Insgesamt war das ein toller Imagegewinn. Das kann man in Zahlen gar nicht ausdrücken.“ So sei der positive Effekt von Zeitungsüberschriften wie in der Londoner Times „Berlin, die Gute-Laune-Metropole“ nicht mit Geld zu bezahlen, ebenso wenig wie die Fernsehbilder friedlich feiernder Fans. BTM und Dehoga erwarten, dass in den kommenden Monaten viele zusätzliche Touristen wegen der positiven Berichterstattung nach Berlin kommen werden. Erwartet werden 16 Millionen Übernachtungen in diesem Jahr, nach 15 Millionen 2005. „20 Millionen in wenigen Jahren sind realistisch“, sagte Nerger – wenn es nicht durch eine Verschärfung des Terrorismus zu einer Änderung der Lage kommt.

Für den Berliner Einzelhandel ist die WM „besser als befürchtet“ verlaufen, sagte Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Umsatzeinbußen habe der Handel nicht verzeichnet – auch wegen der längeren Öffnungszeiten. Ha/ddp

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