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Wirtschaft: Hubertus Schmold über Veränderungsbedarf bei den traditionellen Arbeitnehmervertreter (Interview)

Hubertus Schmold ist seit 1995 Vorsitzender der Industriegewerkschaft IG Chemie, die unter seiner Führung mit den Gewerkschaften IG Bergbau, Leder und Energie zur IG BCE fusionierte. Der 1945 in Posen geborene Sozialdemokrat gilt in Gewerkschaftskreisen als Pragmatiker.

Hubertus Schmold ist seit 1995 Vorsitzender der Industriegewerkschaft IG Chemie, die unter seiner Führung mit den Gewerkschaften IG Bergbau, Leder und Energie zur IG BCE fusionierte. Der 1945 in Posen geborene Sozialdemokrat gilt in Gewerkschaftskreisen als Pragmatiker.

Den Gewerkschaften gelingt es kaum, in den Zukunftsbranchen der New Economy Fuß zu fassen. Was muss sich ändern?

Zunächst einmal müssen die Gewerkschaften akzeptieren, dass die dort beschäftigten Menschen zum Teil andere Ansprüche an ihre berufliche Entwicklung und an die individuelle Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen haben. Sie wollen größere Gestaltungsspielräume. Das gilt im Übrigen auch für das gewerkschaftliche Engagement.

Welche Folgen hat das für die Tarifpolitik? Ist die Forderung nach einer weiteren generellen Verkürzung der Arbeitszeit noch zeitgemäß?

Die IG BCE hat in den Tarifverträgen nicht die 35-Stunden-Woche vereinbart sondern weiterhin 37,5 Stunden. Und diese gestaltet sie seit Jahren relativ flexibel. So gibt es für die Beschäftigten maßgeschneiderte Projektarbeitszeiten. Entscheidend dabei ist, dass in drei Jahren die wöchentliche Normalarbeitszeit erreicht wird. Die konkrete Ausgestaltung vereinbaren Betriebsräte und Geschäftsführung. An diesem Punkt haben wir keinen Veränderungsbedarf.

Wo dann?

Wir müssen Elemente einer leistungsbezogenen Entlohnung vereinbaren. Die Beschäftigten dieser Branchen wollen am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Dabei werden die Tarifverträge nur noch den Rahmen vorgeben. Ausfüllen müssen ihn die Betriebsparteien. Auch müssen die Gewerkschaften stärker das Thema Qualifizierung aufgreifen.

Wie sollen die Mitarbeiter am Erfolg beteiligt werden?

Wo es möglich ist, sollte man Aktienoptionen anbieten. Weil aber die Mehrzahl der Unternehmen in Deutschland Personengesellschaften sind, muss man auch andere Formen finden. Das können Fonds sein, in die der erfolgsabhängige Teil der Entlohnung eingezahlt wird. Diese werden von Vermögensverwaltern professionell geführt und bewegen sich am Aktienmarkt wie andere Fonds auch.

Sollen in Deutschland Pensionsfonds nach amerikanischem Vorbild zugelassen werden?

Generell hat die IG BCE nichts gegen Pensionsfonds. Deutschland wird solche Formen der zusätzlichen Altersvorsorge bekommen. Ich bin allerdings gegen die zum Teil sehr rigiden Ansprüche mancher Fonds an die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Es kann nicht sein, dass gestandene Manager jungen Harvard-Absolventen, die noch nie ein Unternehmen von innen gesehen haben, wie die Schulbuben berichten müssen.

Haben Sie selber Aktien?

Nein. Ich hatte früher einmal Coop-Aktien. Damit kann ich jetzt meinen Keller tapezieren. Ernsthaft: Es ist nicht gut, wenn man als Arbeitnehmervertreter Aktien des Unternehmens besitzt, in dessen Aufsichtsrat man sitzt.

Wird das nächste Treffen des Bündnisses für Arbeit Fortschritte bei der Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer bringen?

Davon gehe ich aus. Erstmal haben alle, Bundesregierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften, anerkannt, das hier etwas geschehen muss. Ich bin gespannt auf die Vorschläge die Arbeitgeber.

IG-Metall-Chef Klaus Zwickel betreibt eine grundlegende Reform seiner Gewerkschaft. Verliert die IG BCE den Ruf des Modernisierers an die IG Metall?

Wir sind eine Reformgewerkschaft, daran wird sich nichts ändern. Die IG BCE hat viele innovative Tarifverträge in den vergangenen Jahren geschlossen. Manchmal wurden wir dann auch scharf von dem ein oder anderen im DGB kritisiert. Später haben dann andere Gewerkschaften nachgezogen. Mit Schmold sprach Helmut Hauschild (HB).

Den Gewerkschaften gelingt es kaum[in den Zukunft]

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