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Wirtschaft: Hundeklos für Hamburg

Berlins Stadtmöbelbauer Wall sucht neue Aufträge

Hamburg - Wenn der Berliner Unternehmer Hans Wall seine Produkte vorstellt, grinst er übers ganze Gesicht. Vor allem, wenn es um etwas Großes geht wie an diesem Montag in Hamburg. Die Stadt schreibt ihre Werbeflächen neu aus, der Vertrag hat ein Volumen von 500 bis 800 Millionen Euro. „Erst war ich nervös“, sagte Wall hinterher, „aber dann war ich nur noch stolz auf unsere Ideen.“

Dabei fing es gar nicht so gut an. Bei der Reihenfolge für die Präsentation hatte das Los für Wall nur Platz drei vorgesehen. Decaux, langjähriger Platzhirsch in Hamburg und gleichzeitig Mitaktionär der Wall AG, durfte seine Pläne gestern als Erster vorstellen. Wall, der mit Decaux seit kurzem verfeindet ist, blieb demonstrativ fern.

Das Prinzip der Stadtwerbung ist simpel. Ein Unternehmen stellt seine „Möbel“ – also Litfaßsäulen, Bushäuschen oder öffentliche Toiletten – umsonst auf, wartet sie, und übernimmt die Vermarktung der Werbefläche. Die Einnahmen werden mit der Stadt geteilt. Kompliziert wird die Sache im Detail. Denn wegen des harten Wettbewerbs müssen die Stadtmöblierer immer neue Innovationen hervorbringen.

Decaux setzt in Hamburg auf ein „City Bike“ – ein Verleihfahrrad, das überall zur Verfügung stehen soll. Hamburgs Stadtentwicklungssenator Michael Freytag ist sichtlich angetan. „Ein ganz normales Fahrrad wie bei der Deutschen Bahn“, flüstert dagegen Walls Pressesprecherin.

Als Nächstes ist Ströer an der Reihe. Die Bushaltestellen aus Glas und Stein wurden vom Designer James Irvine konstruiert, fast sehen sie aus wie aus Marmor. „Hinter der Scheibe bilden sich doch schon die ersten Wassertropfen“, kritisiert Walls Sprecherin.

Dann endlich ist Wall dran. Mit offenen Armen kommt er dem Senator entgegen, will ihn fast umarmen wie einen alten Freund. „Uns geht es um Hamburg“, sagt er. „Uns zieht es hierher.“

Für Wall ist der Auftrag enorm wichtig. Erst vor wenigen Wochen hatte er beim Verkauf der Berliner VVR Berek gegen Decaux verloren. Wachstum erhofft sich Wall deshalb vor allem im Norden. „Hamburg wird unser zweiter Hauptsitz“, verspricht er. Walls besondere Idee ist ein Hundeklo. „Wir wollen Hamburg zur saubersten Stadt Deutschlands machen“, sagt er. An 500 öffentlichen Stationen können Hundehalter ein Schaufelset entnehmen, um die Notdurft ihrer Tiere zu beseitigen. Außerdem sollen 30 mobile Servicekräfte durch die Straßen ziehen, falls doch einmal etwas liegen bleibt. „Hinter der Idee stehen Tausende Arbeitsplätze für Deutschland“, wirbt Wall. Der Senator lächelt freundlich.

Wer den Auftrag erhält, entscheidet eine Jury. Das Ergebnis will der Hamburger Senat aber erst Mitte 2007 bekannt geben.

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