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Wirtschaft: Hypo- und Vereinsbank: Bald Einstieg bei der Bank Austria: Österreicher sind die ideale Ergänzung für die Bayern - Als Bremser gilt der starke Betriebsrat

Die Bayerische Hypo- und Vereinsbank (BHV) AG, München, steht mit einem Einstieg bei der Bank Austria vor dem bisher größten Schritt auf ihrem erklärten Weg zur europäischen Bank der Regionen. Einen Kommentar dazu lehnen die Münchner zwar ab, verhandelt wird mit den Österreichern allerdings schon seit mehreren Monaten.

Die Bayerische Hypo- und Vereinsbank (BHV) AG, München, steht mit einem Einstieg bei der Bank Austria vor dem bisher größten Schritt auf ihrem erklärten Weg zur europäischen Bank der Regionen. Einen Kommentar dazu lehnen die Münchner zwar ab, verhandelt wird mit den Österreichern allerdings schon seit mehreren Monaten. Die Vorsicht und Zückhaltung, damit in die Öffentlichkeit zu gehen, ist verständlich. Zum einen ist die BHV seit der Fusion von Vereinsbank sowie Hypo-Bank und dem dabei spät erkannten Immobilienflop selbst ein gebranntes Kind. Zum anderen warnt das Negativbeispiel Deutsche und Dresdner Bank.

Daraus, dass die Bank Austria ideal zur BHV passen würde, hat Vorstandschef Albrecht Schmidt nie ein Hehl gemacht. Durch die Übernahme diverser Regionalinstitute will er eine auf europäische Schlüsselmärkte fokussierte Bank schaffen und sich dabei auch auf bestimmte Geschäfte konzentrieren. Im Zentrum dieser Strategie stehen etwa Immobilienfinanzierung, das Massengeschäft am Schalter und der Mittelstand. Bei Immobiliengeschäften sind die Münchner schon europaweit die Nummer eins. In den anderen Bereichen wollen sie künftig frei werdende Räume offensiv nutzen.

Noch ist das angestrebte Europanetz der BHV vor allem außerhalb Deutschlands sehr grobmaschig. Die Bank Austria würde perfekt zur eigenen Strategie passen. "Es wäre todschick", urteilen Insider über ein Zusammengehen mit den Österreichern. Einen Schulterschluss sehen sie als nahezu ideale Ergänzung. Am heutigen Sonnabend kommt der BHV-Aufsichtsrat turnusmäßig zusammen. Sind die Verhandlungen zwischen Wien und München bis dahin am Ziel, könnte das Gremium dann auch die Bankenehe absegnen. Die käme schon auf Grund der Größenverhältnisse einer Übernahme der Bank Austria durch die BHV gleich, egal wie viele Anteile in einem ersten Schritt an der Isar landen würden.

Auch in Wien gab es zu einem möglichen Einstieg der Hypo-Vereinsbank bei der Bank Austria am Freitag keinen Kommentar. Es verstärkten sich aber Spekulationen, nach denen sich auch die deutsche WestLB verstärkt an Österreichs größtem Bankinstitut beteiligen könnte. Derzeit hält sie 7,88 Prozent und hat nach Aussagen ihres Wiener Vertreters Franz Vranitzky nicht vor, diese Anteile zu verkaufen. Die Anteilsverwaltung Zentralsparkasse (AVZ) hält 22,7 Porzent an der BA und befindet sich im Besitz der Stadt Wien.

Als Hintergrund gilt der Regierungswechsel in Österreich. Die zuvor sehr enge Verflechtung zwischen Parteipolitik und Bankenwesen löst sich auf. Die Bank Austria gilt seit alters her als "rote Bank". Seit dem Abtreten der SPÖ hat die BA keinen Schirmherrn mehr in der Regierung. Das neue Kabinett, in dem sich insbesondere die FPÖ der Zerschlagung des "roten Machtkartells" verschrieben hat, plant eine weitgehende Veräußerung öffentlicher Beteiligungen; die Bank Austria könnte mit ihren Kooperationsverhandlungen also eine Flucht nach vorne unternommen haben.

Nach langem Zögern hat auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) als Vorsitzender der AVZ den Einstieg eines strategischen Partners befürwortet und angekündigt, den Einfluss der Gemeinde Wien zurückzudrängen. Als größeres Problem für den Einstieg werden in Wien allgemein die außergewöhnlich starken Mitspracherechte des Betriebsrats gesehen. Er hat in der BA praktisch ein Vetorecht.

Die BA hat das Geschäftsjahr 1999 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Bei einer Bilanzsumme von rund 140 Milliarden Euro (plus 13 Prozent gegenüber 1998) stieg der Konzernüberschuss auf 512 Millionen (plus 176,6). Im Rahmen eines Fünfjahresplanes ist das Personal bereits auf gut 13 000 Beschäftigte abgebaut worden und soll Ende 2001 bei 12 000 liegen. Der Marktanteil im österreichischen Privatkundengeschäft liegt bei 20 Prozent.

tmh, pak

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