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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank in der Krise

Nach dem Rücktritt zweier Vorstände gerät die Fusion mit Unicredito in Turbulenzen

Berlin/München Dieter Rampl, Chef der Hypo-Vereinsbank (HVB), hat die Kündigungen der beiden Bank-Vorstände Stefan Jentzsch und Christine Licci kurz vor Abschluss der Übernahme der Münchner Bank durch die italienische Unicredito in ungewöhnlicher Deutlichkeit kritisiert. „Ich akzeptiere diese persönlichen Entscheidungen. Verstehen kann ich sie jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht“, erklärte Rampl in einem internen Rundschreiben an die Mitarbeiter der Münchner Großbank am Montag.

Zuvor waren die Rücktritte, über die bereits am Wochenende spekuliert worden war, offiziell bestätigt worden. Auf das Vorhaben, den Zusammenschluss der HVB mit der Großbank Unicredito zum Erfolg zu bringen, werde das Ausscheiden der beiden Führungskräfte aber keinen Einfluss haben, betonte Rampl. Wahrscheinlich wird auch noch Firmenkunden-Vorstand Johann Berger den Bankkonzern verlassen.

Rampl bekräftigte, es werde keinen größeren Stellenabbau im Zuge der Übernahme geben als bislang angekündigt. „Wir arbeiten an einer Wachstumsstory und nicht an Kostensynergien. Dazu benötigen wir alle unter anderem einen großen Einsatz, den Glauben an diese Idee und Loyalität zu dieser Bank“, erklärte der HVB-Chef, der nach der Übernahme dem Verwaltungsrat (Board) der gemeinsamen Bank vorstehen soll. Kapitalmarkt-Vorstand Stefan Jentzsch verhandelt Finanzkreisen zufolge bereits mit der Dresdner Bank über einen Wechsel zu der Frankfurter Konkurrenz.

Auch der Gesamtbetriebsrat der HVB kritisierte die Rücktritte der beiden Bank-Manager. Vor allem der Rückzug des Leiters der Sparte Corporates & Markets, Jentzsch, komme überraschend und sei schwer nachzuvollziehen. Jentzsch und auch die Privatkunden-Chefin Licci hätten den Zusammenschluss mit Unicredito unterstützt und im Vorstand mitbeschlossen. „Nun gehen sie, ohne transparent zu machen, warum. Wir hätten erwartet, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen“, hieß es in einer von Betriebsratschef Peter König unterzeichneten Erklärung. Darin appellierte er an alle Führungskräfte der Bank, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und um sachlich beste Entscheidungen zu kämpfen. „Das heißt mitunter auch, eine Entscheidung zu akzeptieren, die zunächst nicht den eigenen Ambitionen entspricht.“ Die Fusion sei „kein Kaffeekränzchen“.

Stefan Jentzsch hätte nach der Übernahme auf Konzernebene das Corporates&Markets-Geschäft mit dem Investmentbanking leiten sollen. Der 44-Jährige, der vor seinem Wechsel zur HVB im Jahr 2001 lange Zeit Führungspositionen bei der Investmentbank Goldman Sachs innehatte, galt damit eigentlich als einer der Gewinner der bislang größten grenzüberschreitenden Bankenfusion in Europa. Für Jentzsch sollen vorläufig Jens-Peter Neumann (Investment-Banking) sowie Ronald Seilheimer (Großkunden) einspringen. Liccis Aufgaben übernehmen Jan-Christian Dreesen (Retail) und Andreas Wölfer (Private Banking). Alle vier stammen als Bereichsvorstände aus der zweiten Führungsebene. Der bisherige HVB-Finanzvorstand Wolfgang Sprißler soll neuer Deutschland-Chef und Vorstandsvorsitzender der HVB werden. Sprißler, der eigentlich in den Ruhestand gehen wollte, übernimmt den Posten auf Drängen Rampls. Ihm wird zugetraut, „den Laden zusammenzuhalten“, sagte ein Aufsichtsrat.

An der Börse gab die HVB-Aktie am Montag deutlich stärker als der Gesamtmarkt um 1,9 Prozent nach. Tsp/HB

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