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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank streicht 2400 Stellen

Harter Sparkurs nach drei verlustreichen Jahren – auch Kündigungen möglich

München - Wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf faule Immobilienkredite hat die Hypo-Vereinsbank (HVB) im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Euro Verlust gemacht. Damit hat das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut drei Jahre in Folge rote Zahlen geschrieben. Um wieder in die Gewinnzone zu kommen, will die HVB in den kommenden zwei Jahren bis zu 2400 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Auch betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Die Aktionäre müssen erneut auf eine Dividende verzichten. An der Börse wurden die Sparpläne und ein positiver Ausblick für 2005 honoriert: Die HVB-Aktie legte um 5,58 Prozent zu.

„Wir haben unseren Bankbetrieb noch nicht effizient und flexibel genug aufgestellt“, räumte Vorstandschef Dieter Rampl am Donnerstag ein. Im Rahmen des Sparprogramms „Pro“ müssten deshalb alle Prozesse und Betriebsabläufe der Bank geprüft werden. Rampl sagte, der Stellenabbau werde nicht im Kundengeschäft, sondern ausschließlich in vertriebsfernen Bereichen – etwa beim Zahlungsverkehr, in der Wertpapierabwicklung, beim Einkauf und in Call Centern – vorgenommen. Im Deutschland-Geschäft soll jede zehnte Stelle wegfallen.

Die Bank wolle den Abbau sozialverträglich gestalten, sagte Rampl. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die HVB konzernweit mehr als 10000 Arbeitsplätze gestrichen. Von dem erneuten Stellenabbau erhoffen sich die Münchener ab 2007 jährliche Kostensenkungen von mindestens 280 Millionen Euro. Die Rückstellungen in Höhe von 250 Millionen Euro, die die HVB für den Stellenabbau gebildet hat, sind Rampl zufolge ausreichend.

Während die Deutsche Bank Anfang Februar den Abbau von weltweit 6400 Stellen bei einer gleichzeitigen Verdoppelung des Gewinns bekannt gegeben hatte, reagiert die HVB mit dem Sparprogramm auf massive Verluste. Wertberichtigungen für faule Immobilienkredite in Höhe von 2,5 Milliarden Euro verhagelten im abgelaufenen Geschäftsjahr die Bilanz. Die Problemkredite im Wert von 15,4 Milliarden Euro wurden gebündelt. Die HVB will sich bald von ihnen trennen (siehe Kasten). „Wir haben einen Schlussstrich unter das leidige Thema der Immobilien-Altlasten gezogen“, sagte Rampl.

Die für die Bewertung durch Rating-Agenturen wichtige Kernkapitalquote sank infolge der Wertberichtigung auf 6,2 Prozent. „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um 2005 wieder in Richtung sieben Prozent zu kommen“, so Rampl. Analysten halten dieses Ziel für realistisch: „Der Ausblick für 2005 ist positiv“, sagte Metehan Sen vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Ich denke, dass die Bank die angestrebte Kernkapitalquote aus eigener Kraft erreichen kann.“ Dazu werde vor allem die strategische Neuausrichtung des Deutschland-Geschäfts beitragen. „Das geht alles in die richtige Richtung.“

2004 hatte die HVB beim Betriebsergebnis knapp ihr Minimalziel von 1,4 Milliarden Euro verfehlt. Für 2005 stellte Rampl einen Gewinn von rund einer Milliarde Euro in Aussicht. Auch das defizitäre Deutschland-Geschäft soll wieder schwarze Zahlen schreiben.

Nicole Huss

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