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BayernLB

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Hypothekenmarkt: Auch BayernLB in US-Krise verwickelt

Die Landesbank hatte 1,9 Milliarden im krisengeschüttelten US-Hypothekenmarkt investiert. Die IKB erwartet 700 Millionen Verlust.

Berlin - Neben der SachsenLB ist auch die BayernLB stark in die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt verwickelt. Die zweitgrößte Landesbank bestätigte am Montag entsprechende Meldungen vom Wochenende. Sie bezifferte ihr Engagement im Geschäft mit Krediten bonitätsschwacher Schuldner (Subprime) in den USA auf 1,9 Milliarden Euro. Auch die stark angeschlagene Mittelstandsbank IKB legte am Montag neue Zahlen offen, die die Auswirkungen der Krise dokumentieren: Die Bank erwartet im laufenden Geschäftsjahr einen Verlust von bis zu 700 Millionen Euro.

Die Krise auf dem US-Immobilienmarkt war im Juli auf deutsche Banken übergeschwappt. Sie hatten mit Wertpapieren spekuliert, die mit Immobilienkrediten aus den USA aus Sicherheit unterlegt waren. Als die Kredite platzten, wurden auch die Wertpapiere wertlos. Die IKB, die mehrheitlich der staatseigenen Förderbank KfW gehört, war als erstes deutsches Institut in Schieflage geraten und musste durch eine konzertierte Aktion von KfW und Geschäftsbanken gerettet werden. Im August hatten milliardenschwere Fehlspekulationen die Landesbank SachsenLB an den Rand der Pleite gebracht. Erst eine Übernahme durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sicherte das Fortbestehen der Bank. Die LBBW hat auch Interesse an einem Kauf der angeschlagenen WestLB. Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) rechnet mit einer Fusion noch in diesem Jahr. „Ich glaube, dass die Entscheidung in den nächsten Wochen gefällt werden wird“, sagte Pfister am Montag. Doch auch im Vorstand der BayernLB soll es Interesse an einem Kauf der WestLB geben.

Durch ihre Verwicklung in die US–Krise sieht sich die BayernLB indes nicht gefährdet. Auf Basis von Ratings und aktuellen detaillierten Untersuchungen seien „aus heutiger Sicht keine Zahlungsausfälle“ zu erwarten, teilte die Bank mit und verwies darauf, dass 80 Prozent der betroffenen Produkte auf die höchste Rating-Klasse AAA entfallen und 20 Prozent auf die Klasse AA. Allerdings sind auch die Ratingagenturen, die die Bonität von3 Schuldnern bewerten, in die Kritik geraten. Sie sollen leichtfertig gute Noten vergeben haben.

Wie stark die deutschen Banken von der Krise in den USA betroffen sind, kommt erst nach und nach zum Vorschein, weil die Engagements meist nicht in den Bilanzen wiederzufinden sind. Stattdessen wurden sie in außerbilanziellen Zweckgesellschaften (Conduits) zusammengefasst, die meist sehr komplex konstruiert sind und deshalb wenig Transparenz zulassen. Oft wissen die Banken selbst nicht, welche Risiken noch in den Gesellschaften schlummern.

Die BayernLB betreibt nach eigenen Angaben drei solcher Condiuts mit einem Gesamtvolumen von rund 16 Milliarden Euro. Zwei davon sind mit rund 10,5 Milliarden Euro im amerikanischen Markt investiert. Auch die Mittelstandsbank IKB war über solche Conduits auf dem kriselnden US-Markt aktiv und hatte ihre Verluste deshalb lange geheim halten können. Der neue Vorstandschef Günther Bräunig will nun reinen Tisch machen und kündigte am Montag auch eine strategische Kehrtwende an. „Wir werden neu durchstarten und die Bilanz frei machen von Risiken“, sagte Bräunig, der den langjährigen IKB-Chef Stefan Ortseifen im Zuge der Krise abgelöst hatte.

Bräunig rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2007/08, das zum 31. März endet, mit einem Verlust von 600 bis 700 Millionen Euro. In Zukunft will er ganz auf Nummer sicher gehen und keine riskanten Geschäfte mehr eingehen, auch wenn dies einen deutlich niedrigen Gewinn bedeute. Im vergangenen Geschäftjahr hatte die Bank 180 Millionen Euro verdient. Das Institut solle nun auf das Geschäft mit inländischen Firmenkunden, Leasing, Beteiligungskapital (Private Equity) sowie die Immobilienfinanzierung neu ausgerichtet werden.

Auch die Bundesbank reagiert auf die Krise auf dem Bankenmarkt – mit dem Austausch Chef-Kontrolleurs. Zum Jahresende werde der bisherige Amtsinhaber Gerhard Hofmann (50) in den Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken wechseln, bestätigte die Notenbank am Montag in Frankfurt. Zu seinem Nachfolger wollte eine Sprecherin keinen Kommentar abgeben. Nach Informationen der „Financial Times Deutschland“ hat der Bundesbanker Erich Loeper die besten Chancen, Leiter des Zentralbereichs Banken und Finanzaufsicht zu werden. Damit wird eine der Schlüsselpositionen in der deutschen Bankenaufsicht neu besetzt, die sich die Bundesbank mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht teilt. mit dpa

Stefan Kaiser

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