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Die letzten Vorbereitungen. Der neue e-Golf von Volkswagen ist eine von vielen Weltpremieren auf der IAA, die am Donnerstag offiziell eröffnet wird.

© dpa

IAA: Fiat-Chef Marchionne sagt ab Protzen mit Rekorden

Auf der 65. Automobilausstellung zeigt die Branche 159 Premieren / Opel senkt Preis für E-Auto Ampera.

Fiat-Chef Sergio Marchionne hat überraschend einen Besuch der IAA und geplante Pressekonferenzen abgesagt. Marchionnes Arbeitsverpflichtungen erlaubten es ihm nicht, auf der Autoshow in Frankfurt zu sein, teilte ein Fiat-Sprecher am Montag mit. Näher begründet wurde dieser Schritt nicht. „Wir bedauern diese Änderung in den Plänen sehr“, fügte der Sprecher hinzu. Fiat-Aktien stiegen an der Börse in Mailand um vier Prozent. Händlern zufolge spekulierten Investoren nun darüber, ob Marchionne womöglich an einem „Deal“ arbeite. Ein Börsianer sagte, angesichts der Bedeutung der Automesse sei die Absage schon eine große Überraschung gewesen. Möglicherweise verhandle Marchionne mit einem Gesundheits-Fonds über den Kauf einer Chrysler-Beteiligung. Fiat kontrolliert bereits den drittgrößten US-Autobauer. Vergangenen Mittwoch hatte Marchionne grünes Licht für eine Milliardeninvestition im Stammwerk im norditalienischen Mirafiori gegeben. dpa/rtr

Berlin/Frankfurt am Main - Die Automobilindustrie hat ihren „Stabilitätsanker“ ausgeworfen. Als solchen bezeichnete Verbandspräsident Matthias Wissmann am Montag die 65. Internationale Automobilausstellung (IAA), die in drei Tagen in Frankfurt am Main von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet wird. „Trotz der schwierigen Pkw-Konjunktur in Westeuropa“, so Wissmann, dokumentiere die Leistungsschau, wie stark insbesondere die deutschen Hersteller auf dem Weltmarkt vorankommen. Die IAA-Besucher erwarteten 159 Weltpremieren, sagte Wissmann. Mit einer Ausstellungsfläche von 230 000 Quadratmetern sei die alle zwei Jahre stattfindende IAA, die bis zum 22. September geht, ähnlich groß aufgestellt wie 2011. 1098 Aussteller aus 35 Ländern sind dabei – 86 mehr als 2011.

Ihre glänzenden Absatzzahlen verdanken die deutschen Autohersteller vor allem der nach wie vor starken Nachfrage in Asien und in den USA. Audi gab rechtzeitig zur IAA am Montag bekannt, dass die Verkäufe im August weltweit im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,8 Prozent auf 118 650 Fahrzeuge gestiegen seien. Erstmals in der Geschichte der VW-Tochter sei damit bereits im August die Marke von einer Million verkauften Automobilen überschritten worden: Von Januar bis August lieferte Audi mit 1 030 450 Fahrzeugen 7,2 Prozent mehr aus als im Vorjahreszeitraum. „Damit liegen wir sehr gut im Rennen, unser strategisches Ziel von 1,5 Millionen Auslieferungen in diesem Jahr zu erreichen“, sagt Audi-Vertriebsvorstand Luca de Meo.

In Europa bekam das Unternehmen im August allerdings die Krise zu spüren, hier gab der Absatz um 3,4 Prozent auf 46 100 Fahrzeuge nach. Dagegen ging es in den USA kräftig aufwärts um 21,5 Prozent auf 14 005 verkaufte Einheiten. In China legten die Verkäufe um fast 23 Prozent auf 42 778 verkaufte Autos zu.

AUDI AG]Ein wichtiges Thema der Messe ist die Elektromobilität. Unter anderem zeigt BMW seine neuen E-Autos i3 und i8, VW präsentiert die elektrischen e-Up und e-Golf. Hersteller, die bereits batteriebetriebene Fahrzeuge auf den Markt gebracht haben, stehen unter Druck. So will Opel den schleppenden Verkauf seines Elektroautos Ampera mit einer deutlichen Preissenkung ankurbeln. Die General-Motors-Tochter senkte den Preis ihres Modells in Deutschland um 17 Prozent. Dennoch bleibt das Elektrofahrzeug weiterhin erheblich teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor: Der Ampera wird nun für 38 000 Euro statt für 46 000 Euro angeboten, wie Opel-Chef Karl-Thomas Neumann am Montag sagte. Der BMW i3 soll in der Basisausstattung ab 34 950 Euro kosten – er kommt im November auf den deutschen Markt. Unter den knapp 3,1 Millionen Pkws, die im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassen wurden, waren nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes lediglich 828 Ampera-Wagen. Elektroautos sind auf deutschen Straßen insgesamt noch eine Randerscheinung.

Die deutsche Autoindustrie hatte sich zuletzt vehement bei der EU-Kommission für eine stärkere Anrechnung von Elektroautos in ihrer konzernweiten CO2-Bilanz eingesetzt. Dies soll es den Herstellern erleichtern, die CO2-Vorgaben der EU zu erreichen.

Eine Untersuchung AUDI AG]der auf Verkehrsfragen spezialisierten Umweltorganisation Transport & Environment/AUDI AG] zeigt indes, dass die Autobauer mit den in Europa abgesetzten Neuwagen bereits auf gutem Weg sind, die kommenden EU-Grenzwerte zu erfüllen. Der Verkehrsclub Deutschland wies am Montag auf eine Studie der Organisation hin, nach der der CO2-Ausstoß aller im vergangenen Jahr verkauften Neuwagen im Durchschnitt bei 132,4 Gramm je Kilometer lag. Dies entspreche einem Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber 2011. Der ab 2015 geltende EU-Flottengrenzwert von 130 Gramm pro Kilometer bezogen auf alle Hersteller sei damit schon heute fast erreicht. „Die Autoindustrie zeigt de facto, dass sie entgegen ihren Befürchtungen in der Lage ist, die Vorgaben für 2015 vorzeitig zu erfüllen“, kommentierte Ingolf Hetzel aus dem VCD-Bundesvorstand die Ergebnisse. mit dpa/rtr

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