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Fahrgäste des ICE werden in Zukunft manchmal länger auf ihren Zug warten müssen.

© dpa

ICE-Streckensanierungen: So sieht der Baustellen-Sommer der Deutschen Bahn aus

Die Bahn will zwei zentrale ICE-Verbindungen sanieren. Das bedeutet Vollsperrungen und Verspätungen. Die Probleme waren bekannt, wurden aber ignoriert

Nach fast 30 Jahren Dauerbetrieb startet die DB Netz AG nächstes Jahr die Generalsanierung der ICE-Pisten Hannover-Würzburg und Mannheim-Stuttgart. Bis 2023 fließen 825 Millionen Euro in die Erneuerung der ältesten deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken, die 1991 eröffnet wurden. Es wird deshalb fast bundesweit erhebliche Einschränkungen für Fahrgäste geben, vor allem längere Fahrzeiten und volle Züge.

DB Netz-Chef Frank Sennhenn spricht von einem „Kraftakt“, mit dem die zwei Paradestrecken fit für die nächsten Jahrzehnte gemacht werden sollen. Erneuert werden in fünf Etappen Gleise, Weichen und Signaltechnik. Streckenabschnitte werden dazu komplett gesperrt. Die Kunden sollen möglichst früh über die Maßnahmen, Umleitungen, Zugausfälle und längere Fahrzeiten informiert und Zeitkarteninhaber teils auch entschädigt werden. Details stehen noch nicht fest.

Der Bau-Marathon startet am 11. Juni 2019 mit der Totalsperrung zwischen Hannover und Göttingen. Die Züge werden durch das Leine-Tal über Northeim und Elze umgeleitet und bis zu 45 Minuten länger unterwegs sein. Teilweise werden sie auch ganz ausfallen. Am 14. Dezember 2019 soll diese erste Bauetappe abgeschlossen werden. Danach geht es vom 10. April bis 31. Oktober 2020 zwischen Stuttgart und Mannheim weiter. Auch hier gibt es eine Totalsperrung, damit 190 Kilometer Gleise, Weichen und Schwellen ausgetauscht werden können. Allein für diesen Abschnitt sind 185 Millionen Euro Kosten veranschlagt.

Zu Stoßzeiten werden weniger Züge fahren

Längere Fahrzeiten wird es wegen dieser Sanierungen im Süden unter anderem zwischen Stuttgart und Frankfurt, Köln sowie Berlin geben. Im Jahr darauf soll die Strecke Göttingen-Kassel folgen (23. April bis 15. Juli 2021), dann Fulda-Würzburg (2022) und zuletzt Kassel-Fulda (2023). Zwischen Hannover und Würzburg erneuert die Bahn während der vier Bauetappen insgesamt 532 Kilometer Gleise, 224 Weichen, 800 000 Schwellen und 500 000 Tonnen Schotter. Diese Maßnahmen kosten rund 640 Millionen Euro.

Nach Bahnangaben werden die Fernzüge unter anderem zwischen Hamburg-Frankfurt, Berlin-Frankfurt und Hamburg-München je 30 bis 45 Minuten länger unterwegs sein. Von Frankfurt/Main nach Hamburg sowie Berlin werde es zudem „Kapazitätseinschränkungen“ geben, also weniger Züge und zu Stoßzeiten noch mehr Gedränge.

Die ICE-Strecke von Hannover bis Würzburg ist mit mehr als 15 Millionen Fahrgästen die Hauptmagistrale des Fernverkehrs auf der Schiene in Deutschland. Seit der Eröffnung 1991 waren laut DB-Angaben 420 Millionen Reisende auf dieser Strecke unterwegs, die 327 km lang ist, 63 Tunnel durchquert und über 49 Brücken führt.

Sanierungen wurden immer wieder verschoben

Im deutschen Schienennetz wurde lange zu wenig investiert. Es gibt deshalb einen großen Sanierungsstau, viele Engpässe, veraltete Technik, baufällige Brücken und Tunnel sowie noch nicht elektrifizierte oder gar eingleisige Strecken.

Das Eisenbahnbundesamt hatte im Frühjahr 2016 sogar per Verfahren die sehr kurzfristige Teilsanierung und Sperrung der ICE-Strecke Hannover-Kassel wegen massiver Abnutzungsprobleme durchgesetzt, was bundesweit zu Verspätungen führte. Die DB behauptete damals, man habe erst kurzfristig vom dringenden Sanierungsbedarf erfahren. Tatsächlich kannte der Konzern die Probleme schon mindestens sieben Jahren, wie interne Unterlagen belegen. Trotzdem wurde die Grundsanierung immer wieder verschoben.

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