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Wirtschaft: „Ich verstehe die Aufregung nicht“

Bernd Schiphorst über seinen Vertrag mit Florian Gerster

Bernd Schiphorst über seinen Vertrag mit Florian Gerster

BERND SCHIPHORST arbeitet im Vorstand der WMP Eurokom. Er ist Präsident von Hertha BSC und war bis zum Sommer Medienbeauftragter für Berlin und Brandenburg. Herr Schiphorst, Ihre Medienberatung für den Chef der Bundesanstalt für Berlin, Florian Gerster, schlägt öffentlich hohe Wellen. Können Sie diese Aufregung verstehen?

Ich verstehe sie nicht. Das ist eine absolut marktübliche Dienstleistung, wie wir für Wirtschaftsunternehmen, für Verbände und ausländische Regierungen erbringen.

Der Auftrag ist ohne öffentliche Ausschreibung erfolgt. Das ist nicht sehr marktüblich.

Ich kann das nicht beurteilen, was BAintern geschehen ist. Ich kann nur gut nachempfinden, dass es sich um eine Sache handelt, die keinen Aufschub mehr duldete. Allein bei der Markteinführung der Jobbörse im Internet mussten wir die bisherigen Planungen korrigieren und überarbeiten. Die Arbeit, die wir da gemacht haben, hat, wenn ich das mal kess sagen darf, unser Honorar schon wieder eingebracht.

Was kann das Heer der BA-Mitarbeiter nicht, was nur Sie und Ihre Mitarbeiter können?

Die BA hatte eine Pressestelle alten Schlags. Was wir jetzt machen, ist die Zusammenfassung von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Marketing, um zukünftig integrierte Kommunikation betreiben zu können.

Was ist das?

Am Ende steht, dass das Kerngeschäft aller Arbeitsämter – zukünftig Arbeits-Agenturen – beschleunigt wird, nämlich die Vermittlung von Arbeitsplätzen. Durch Kommunikation werden die neuen Instrumente, beispielsweise die Jobbörse im Internet, so bekannt, dass die Bundesanstalt für Arbeit zig Millionen, ja hunderte von Millionen Euro sparen kann. Wir werden den Haushalt der BA deutlich entlasten.

Sollen Sie die Arbeit der BA groß herausbringen, oder Florian Gerster, den BA-Chef.

Ich berate gleichermaßen den gesamten Vorstand und andere führende Mitarbeiter der BA. Es hat überhaupt nichts mit Imageberatung zu tun, weder für die Anstalt noch für Herrn Gerster.

Die Leistungen für Arbeitslose werden gekürzt, zugleich geht ein Millionen-Honorar an einen einzelnen Medienberater. Verstehen Sie den Ärger nicht?

Erstens: Das Honorar geht nicht an mich, es geht an eine Agentur, bei der ich als Vorstandsmitglied angestellt bin. Ich kriege keinen Cent, das Geld fließt in die Agentur, deren Mitinhaber ich auch nicht bin. Zweitens: Die 1,3 Millionen Honorar werden bis zum 31. Dezember 2004, also für 21 Monate bezahlt. Darin sind 200 000 Euro Mehrwertsteuer, alle Reisekosten, alle Honorare für freie Mitarbeiter, sonstige Spesen – dafür können Sie locker noch einmal 300 000 Euro ansetzen. Da bleibt am Ende ein Agenturhonorar pro Monat von etwas unter 38000 Euro. Dafür steht in der WMP ein Team von bis zu sieben Leuten bereit. Das Honorar ist also nicht nur marktüblich, sondern sehr, sehr fair. Und ein gutes Investment für die BA!

Wie korrigiert der Öffentlichkeitsarbeiter Schiphorst den Öffentlichkeits-GAU?

Wir versuchen jetzt, die Fakten in der Öffentlichkeit geradezurücken. Wir haben ja nichts zu verbergen.

Kann bei dieser Erregungshöhe das Vertragsverhältnis Gerster-Schiphorst noch aufrechterhalten werden?

Aber sicher. Ich sehe keinen Grund, irgendetwas zu verändern.

Das Gespräch führte Joachim Huber.

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