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Wirtschaft: Ideal ist das nicht

Versicherer wächst Verluste in Athen.

Berlin - Eigentlich klingt alles nach einem idealen Jahr: Gut 44 000 neue Verträge hat die Ideal-Lebensversicherung im vergangenen Jahr geschlossen, berichtet Rainer Jacobus, Chef des Berliner Seniorenversicherers. Das waren 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr und auch deutlich mehr als der Branchenschnitt von 2,1 Prozent. Hinzu kommt: Die neuen Verträge sind deutlich üppiger als die Policen des Vorjahres. Mit einer Versicherungssumme von 1,3 Milliarden Euro lag das Neugeschäft 2011 um 75 Prozent über der Marke des Vorjahres. Die Branche dagegen kam gerade einmal auf sieben Prozent.

Die Ideal profitiert von den Problemen in der Pflegeversicherung. Denn immer mehr Menschen wollen sich nicht allein auf die Pflegekassen verlassen und schließen private Zusatzversicherungen ab, mit denen sie das Pflegegeld aufstocken. Mit ihrer Pflegerente ist die kleine Versicherung Marktführerin im Neugeschäft. Um ihre Position auszubauen, bietet die Ideal ihre Pflegerenten-Policen jetzt nicht mehr nur Senioren an, sondern erstmals auch unter 40-Jährigen.

Dass das Jahr aber dann doch nicht nur optimal verlaufen ist, hat der Berliner Versicherer der Finanzkrise zu verdanken. Die Aufwendungen in Zusammenhang mit Kapitalanlagen schnellten von 8,1 Millionen auf 39 Millionen Euro in die Höhe. Dahinter verbergen sich Abschreibungen, Verwaltungskosten und auslaufende Verträge. Verluste gab es vor allem in Griechenland, den Wert ihrer Anleihen schrieb die Ideal auf unter 30 Prozent des Nominalwerts ab. Inzwischen hat sich die Versicherung komplett von ihren griechischen Anleihen getrennt. Allerdings hält sie nach wie vor 70 Millionen Euro in öffentlichen Anleihen aus Spanien, zehn Millionen in portugiesischen Papieren und 50 Millionen Euro in italienischen Pfandbriefen. Unterm Strich würden in den Euro-Krisenländern jedoch weniger als zehn Prozent der gesamten Kapitalanlagen stecken, betont Finanzvorstand Karlheinz Fritscher.

Neben festverzinslichen Papieren investiert die Ideal vor allem in Immobilien – ausschließlich in Berlin. „Hier kennen wir uns aus“, sagt Jacobus. Derzeit gehören der Versicherung 20 Mietshäuser, das Hotel Ellington und der eigene Hauptsitz in der Kochstraße. Auch eine andere Berliner Beteiligung macht Jacobus und Fritscher wieder Freude: die Bestattungstochter Ahorn. Jahrelang hatte das Unternehmen, zu dem die Marken Grieneisen, Denk und Antea gehören, rote Zahlen geschrieben. Vor allem in Berlin, der Hochburg der anonymen Billigbestattungen, lief das Geschäft schlecht. Nach Stellenabbau und Sanierung scheint sich das Blatt zu wenden: 2011 schaffte Ahorn wieder schwarze Zahlen. Heike Jahberg

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