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Dicht an dicht stehen Baukräne auf einer Baustelle in Frankfurt am Main. (Archiv)

© dpa/Arne Dedert

IG BAU im Tarifstreit: „Wir erleben einen Bauboom in allen Bereichen“

Die Erwartungen der Bauarbeiter an die Tarifpartner seien so hoch wie lange nicht, sagt der IG BAU-Vorsitzende. Der frühere Wirtschaftsminister Clement soll im Tarifstreit schlichten.

Passend zur zweiten und vermutlich entscheidenden Schlichtungsrunde hat die IG BAU eine Studie über die wirtschaftliche Situation der Baubetriebe veröffentlicht. Demnach ist der Nettoüberschuss der Baufirmen so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Das Pestel Institut hat sich dazu im Auftrag der Gewerkschaft den Zeitraum von 1991 bis 2017 angeschaut. Ursächlich für die gute Ertragslage seien die seit Jahren steigenden Preise auf dem Bau. „Wir erleben einen Bauboom in allen Bereichen“, sagte der IG BAU-Vorsitzende Robert Feiger dem Tagesspiegel. Die Erwartungen der Bauarbeiter an die Tarifpartner seien deshalb „so hoch wie lange nicht. Mit Almosen lassen sie sich nicht mehr abspeisen.“

Die Arbeitgeber bieten bislang 2,3 Prozent mehr Geld, die Gewerkschaft fordert sechs Prozent sowie einen weiteren Angleichungsschritt in Ostdeutschland Richtung Lohnniveau West. Nachdem die Tarifverhandlungen ohne Ergebnis geblieben waren, befinden sich die Tarifpartner nun in der Schlichtung unter Leitung des früheren SPD-Wirtschaftsministers Wolfgang Clement.

Die ersten Gespräche Anfang der Woche brachten noch keine Annäherung, an diesem Freitag unternimmt Clement in Berlin einen weiteren Versuch. Clement schlichtet in der Baubranche seit 2007, der aktuelle Konflikt ist sein vierter Einsatz. Anders als bei den bisherigen Schlichtungen, als der Branche zumeist erbärmlich ging, gibt es nun einen Bauboom, wie auch Clement zu Beginn des Verfahrens bemerkte. Es wird damit gerechnet, dass der Ex-Politiker spätestens am Sonnabend einen Kompromissvorschlag unterbreitet. Kommt es dann noch immer nicht zu einer Verständigung, will die IG BAU Ende Mai zum Arbeitskampf aufrufen.

Einen Streik werden die Arbeitgeber vermeiden wollen, denn die Auftragsbücher sind voll und die Kapazitäten ausgelastet. „Die Betriebe sind bereit, hohe Prämien für Fachkräfte zu zahlen, weil sie oft nicht mehr mit der Arbeit nachkommen“, wie Gewerkschaftschef Feiger sagt. Umso unverständlicher sei die „Wagenburghaltung“ der Arbeitgeber in den Tarifgesprächen.

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