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Wirtschaft: IG Metall beim Weihnachtsgeld kompromissbereit

Gewerkschaftschef Peters kann sich Koppelung an Ertragssituation des Unternehmens vorstellen/ Tarifpolitische Konferenz eröffnet

Mannheim - Die IG Metall will künftig das Weihnachtsgeld an die Ertragssituation in den Betrieben koppeln. Gewerkschaftschef Jürgen Peters sagte am Donnerstag in Mannheim, er könne sich vorstellen, „dass wir die Jahressonderzahlung in einem tariflichen Korridor regeln“. Über die tatsächliche Höhe des Weihnachtsgeldes würden dann die Betriebsparteien entscheiden. Derzeit gibt es in der Regel für die 3,4 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ein Weihnachtsgeld in Höhe von 55 Prozent des Monatsgehalts. Nach Auffassung des IG-Metall-Chefs könnte der Betrag künftig niedriger oder höher liegen, wenn sich Geschäftsführer und Betriebsräte entsprechend verständigen. Kommt es nicht zu einer Einigung der Betriebsparteien, „bleibt es bei der bestehenden tariflichen Regelung – Aus – Basta!", sagte Peters am Donnerstag zum Auftakt der tarifpolitischen Konferenz der IG Metall in Mannheim.

Der Gewerkschaftschef würdigte den Flächentarifvertrag als „Stützpfeiler des Sozialstaats“ und warnte den Arbeitgeberverband Gesamtmetall davor, Unternehmen in ihrem Bestreben, vom Tarifvertrag abzuweichen, auch noch zu unterstützen. Peters drohte Gesamtmetall mit einer Kündigung des Pforzheimer Tarifvertrags. Anfang 2004 hatte sich die IG Metall mit den Arbeitgebern in Pforzheim auf Öffnungsklauseln im Tarifvertrag geeinigt; unter Umständen können seitdem Unternehmen vom Tarifvertrag abweichen. Inzwischen weichen Peters zufolge zehn Prozent der verbandsgebundenen Betriebe vom Tarif ab.

Die steigende Zahl der Abweichungen erklärte der IG-Metall-Chef mit „schlichter Erpressung“. Die Wachstumsschwäche, Massenarbeitslosigkeit sowie erweiterte Möglichkeiten zu Verlagerungen ins Ausland „haben unsere Verhandlungsposition verändert und Belegschaften erpressbar gemacht“. Peters warnte den Präsidenten des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall: „Herr Kannegiesser, mit einer solchen Erpressungsstrategie laufen Sie Gefahr, der Kooperation zwischen Gesamtmetall und IG Metall den Boden zu entziehen.“ Kannegiesser wird am Samstag auf dem Gewerkschaftskongress zu einer Diskussion erwartet.

In der im Frühjahr anstehenden Metall-Tarifrunde will der Gewerkschaftschef „eine deutliche Einkommenserhöhung“ durchsetzen. Die Beschäftigten hätten einen Anspruch darauf, „dass sich die langfristige wirtschaftliche Entwicklung auch in ihrem Einkommen niederschlägt“. Eine Öffnung der Tarifverträge zu Lasten der monatlichen Einkommen lehnte Peters ausdrücklich ab. „Nein sagen macht auch Spaß, Nein sagen ist sexy.“ Mit der IG Metall werde es „kein Zurück in einen ungezügelten Markt-Kapitalismus geben“.

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