zum Hauptinhalt

Wirtschaft: IG Metall: Daimler ist kein Modell für VW

Berlin Nach der Einigung im Tarifstreit bei Daimler-Chrysler geht die Debatte um längere Arbeitszeiten weiter. Der IG-Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen, Hartmut Meine, hält das Daimler-Modell nicht für geeignet, um es auf Volkswagen übertragen zu können.

Berlin Nach der Einigung im Tarifstreit bei Daimler-Chrysler geht die Debatte um längere Arbeitszeiten weiter. Der IG-Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen, Hartmut Meine, hält das Daimler-Modell nicht für geeignet, um es auf Volkswagen übertragen zu können. Es sei „ein maßgeschneidertes Ergebnis für Daimler“, sagte Meine dem Handelsblatt. Bei VW sollen im September die Verhandlungen für die Inlandsbeschäftigten beginnen. Laut Meine liegt bei VW eine „völlig andere Situation“ vor. Zum 1. Oktober erwarteten die Beschäftigten des Konzerns Gehaltserhöhungen.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch Mitglied im Aufsichtsrat von Volkswagen ist, hat unterdessen für den Wolfsburger Konzern längere Arbeitszeiten gefordert. Volkswagen werde seine 175 000 Arbeitsplätze in Deutschland nicht erhalten können, wenn es beim derzeitigen Haustarifvertrag bleibe, sagte er der „Berliner Zeitung“. Wulff fügte hinzu, er halte es für „angemessen“, wenn die Beschäftigten in Deutschland regelmäßig wieder 40 Stunden in der Woche arbeiteten.

Einer 40-Stunden-Woche bei VW erteilte der IG-Metall-Bezirksleiter Meine eine klare Absage. „Wer wie Christian Wulff die 40-Stunden-Woche fordert, bedroht mehr als 20 000 Arbeitsplätze bei Volkswagen“, sagte er am Sonntag in Hannover. Zur Zeit erreiche die durchschnittliche Arbeitszeit bei Volkswagen nicht einmal die in der Metallindustrie üblichen 35-Stunden in der Woche. „Gerade jetzt bewährt sich das Modell der Vier-Tage-Woche“, betonte der Gewerkschafter.

„Arbeitszeit ist kein Dogma“, sagte Bundeswirtschaftsminister Clement am Wochenende. Er plädiere dafür, die Arbeitszeiten in den Unternehmen weiter wie bisher differenziert nach Regionen und Wettbewerbsbedingungen zu regeln.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag lobte unterdessen die Gewerkschaften für ihre derzeitige Tarifpolitik. Er habe den Eindruck, dass die Organisationen „zunehmend pragmatisch“ agieren, sagte DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun der „Berliner Zeitung“. Anders als früher gehe es heute vielfach nicht mehr darum, jedes Jahr mehr Geld herauszuholen, sondern um Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung der Arbeitsplätze.

Kürzlich hatte auch der Elektrokonzern Siemens in zwei Handy-Werken die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich durchgesetzt und für zwei Jahre auf eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland verzichtet. ddp/HB/Tsp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false