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Wirtschaft: IG Metall: Gewerkschaft setzt voll auf Streik

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die Gewerkschaft am Dienstag zu Urabstimmungen über Streiks aufgerufen. Ab Donnerstag sollen insgesamt 200 000 IG-Metall-Mitglieder in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg über Arbeitskämpfe abstimmen.

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die Gewerkschaft am Dienstag zu Urabstimmungen über Streiks aufgerufen. Ab Donnerstag sollen insgesamt 200 000 IG-Metall-Mitglieder in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg über Arbeitskämpfe abstimmen. "Die Verantwortung für diese Entwicklung tragen allein die Arbeitgeber", sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel in Frankfurt (Main). Die Metall-Arbeitgeber wollen mit einer freiwilligen Schlichtung den drohenden Arbeitskampf in letzter Minute abwenden, was Zwickel als "taktisches Manöver" ablehnte. Nach Einschätzung Zwickels besteht allenfalls bis Donnerstag noch eine Gesprächsmöglichkeit.

Der IG-Metall-Vorsitzenden bezeichnete das Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent Einkommenserhöhung als "eine Provokation". "Damit haben die Arbeitgeber die letzte Chance für eine friedliche Lösung des Tarifkonflikts zerschlagen." In Baden-Württemberg sind die Beschäfigten in 830 Betrieben aufgerufen, über einen Streik abzustimmen. In Berlin-Brandenburg sind es 177 Betriebe. Abgestimmt werden kann bis zum 30. April. Am 2. Mai will der IG- Metall-Vorstand darüber entscheiden, wo der Streik am 6. Mai beginnt.

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sprach sich für die Einschaltung eines neutralen Schlichters aus. "Dies ist ein vernünftiger Weg, um jetzt nicht noch mehr Schaden anzurichten." Einen Streik bezeichnete er als "volkswirtschaftlichen Irrsinn". Kannegiesser zeigte sich "tief enttäuscht", dass die IG Metall auf einer Vier vor dem Komma bestanden habe. Gesamtmetall sei mit dem Angebot weit über den sachlich gebotenen Rahmen hinausgegangen. "Für die Masse der Betriebe sind selbst 3,3 Prozent und einmalig 190 Euro deutlich über der Höchstmarke." Die IG Metall aber habe auf einer vier vor dem Komma bestanden. "Diese Belastung ist nicht verkraftbar", sagte Kannegiesser. "Ein Streik ist kein nationales Unglück", betonte dagegen Zwickel. Es sei vielmehr das gute Recht gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer. Der IG-Metall-Chef wies darauf hin, dass "Deutschland geradezu eine Oase des Arbeitsfriedens" sei. Durch Streiks und Aussperrungen seien in den vergangenen zehn Jahren je 1000 Beschäftigten elf Arbeitstage verloren gegangen. In den USA waren es Zwickel zufolge 51, in Italien 130 in Spanien 327 und in Island 399 Tage. Bei der Urabstimmung geht es um die ursprüngliche Forderung der IG Metall nach 6,5 Prozent mehr Lohn sowie in den Einstieg in ein gemeinsames Entgelt für Arbeiter und Angestellte. Zwickel geht davon aus, dass die erforderliche Zustimmung von 75 Prozent übertroffen wird.

Mit "Entsetzen" hat der Verband der Metall-und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME) auf die Urabstimmung in der Region reagiert. "Die Unternehmen hier im Osten sind gegenwärtig nicht in der wirtschaftlichen Verfassung, eine solche Auseinandersetzung unbeschadet zu überstehen", sagte VME-Hauptgeschäftsführer Hartmann Kleiner. Dagegen betonte IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel die hohe Streikbereitschaft der Metaller und die Notwendigkeit, den Osten in diese Tarifrunde einzubeziehen. "Es kommt überhaupt nicht in die Tüte, dass wir tarifpolitisch abgehängt werden", sagte Düvel dieser Zeitung. Beispielsweise gebe es im Osten, anders als im Westen, keinen besonderen Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer. Und auch bei der Wochenarbeitszeit, die um drei Stunden über der im Westen liegt, will Düvel einen Stufenplan zur Angleichung erreichen. Über die Bedeutung des Tarifbezirks Berlin und Brandenburg macht sich Düvel indes keine Illusionen. "Im Kern" werde diese Tarifrunde wohl im wirtschaftlich starken Baden-Württemberg entschieden.

alf, ro

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