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Wirtschaft: IG-Metall-Linke drängen an die Spitze

Anhänger des neuen Chefs Peters nominieren Schweinfurter Metaller als linken Kandidaten für den Vorstand

Berlin (alf). In der IG Metall forcieren die beiden politischen Lager ihre Vorbereitungen für die Vorstandswahlen Ende August. Am Montag zeichnete sich eine Kandidatur des Schweinfurter IG MetallChefs Klaus Ernst für den geschäftsführenden Vorstand ab. Auf entsprechende Nachfrage sagte Ernst „kein Kommentar“.

Der Bayer gilt als ein Protagonist des linken Flügels um den künftigen Gewerkschaftschef Jürgen Peters. Ein Bericht des Handelsblatts, wonach auch die Peters-Vertrauten Helga Schwitzer aus Hannover und Wolfgang Lemb aus Gera für den Vorstand kandidieren wollten, fand am Montag keine Bestätigung. Schwitzer befindet sich derzeit im Urlaub, hatte aber bereits vor einigen Wochen eine ähnliche Spekulation dementieren lassen. Lemb sagte auf Anfrage, „ich gehe im Moment davon aus, dass ich nicht kandidiere“. Allerdings sei er schon „mehrfach“ auf eine Kandidatur angesprochen worden, und zwar von anderen Bevollmächtigten der Gewerkschaft und nicht von Jürgen Peters. Er gehe jedoch davon aus, dass Ernst kandidieren werde, sagt Lemb.

Sowohl Lemb als auch Ernst und Schwitzer gehören zur Fraktion der Peters-Anhänger in der IG Metall. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen haben sich die Linken bereits mehrmals getroffen um sich auf eine Strategie und vor allem ein Personaltableau für den Gewerkschaftstag Ende der kommenden Woche zu verständigen.

Nach der Führungskrise der Gewerkschaft und dem Rücktritt Klaus Zwickels wird auf dem vorgezogenem Kongress in Frankfurt die Spitze der IG Metall neu gewählt. Als erster Vorsitzender kandidiert Jürgen Peters, als zweiter Vorsitzender Berthold Huber. Gesetzt für den geschäftsführenden Vorstand – das entscheidende Gremium in der IG Metall – ist auch Bertin Eichler, dessen Wiederwahl als Hauptkassierer nicht in Frage steht.

Bei der Wahl der restlichen vier Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands wird das Lagerdenken eine große Rolle spielen: Zur Wiederwahl stellen sich Kirsten Rölke, Erwin Vitt, Wolf Jürgen Röder und Wolfgang Rhode. Von diesen vier stehen allerdings drei auf der Seite Hubers, nur Rhode ist ein Peters-Mann. Diese Mehrheit wollen die Linken nun knacken: Dazu schicken sie den Schweinfurter Klaus Ernst ins Rennen. Das würde im Reformer-Lager als Feindseligkeit interpretiert: Für diesen Fall behalten sich die Huber-Anhänger vor, einen Gegenkandidaten für Rhode aufzustellen.

Die so genannten Modernisierer in der IG Metall haben dem profilierten Linken Ernst den Spitznamen EK (für Eisernes Kreuz) gegeben, um die politische Dickschädeligkeit des Bayern auszudrücken. Ernst bestätigte auf Anfragen das „EK“, was ihm zufolge aber „Eisenkerl“ bedeutet.

„Aufrechter Gewerkschafter“

Der 48-jährige Ernst lernte in München Elektromechaniker, studierte in Hamburg Volkswirtschaft und Sozialökonomie und wurde 1985 vom damaligen Stuttgarter IG-Metall-Chef Klaus Zwickel als Tarifsekretär eingestellt. Seit 1995 ist Ernst erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt.

Wenn sich die Linken auf dem Gewerkschaftstag durchsetzen, dann werden die knapp 600 Delegierten Ernst an Stelle von Wolf Jürgen Röder zum Vorstandsmitglied mit der Zuständigkeit für Bildungsarbeit wählen. Ernst möchte zwei Schwerpunkte in der gewerkschaftlichen Bildungspolitik setzen: Zum Einen „die Menschen befähigen, den eigenen Standort in der Gesellschaft zu erkennen“, und zum Anderen „die Fachkompetenz der Kollegen in den Betrieben erhöhen“. Er wünscht sich die Bildungsarbeit als „ein Hort für gewerkschaftliche Strategiedebatten“.

Der Bayer sieht sich selbst „weder als Peters-, noch als Huber-Mann“, sondern als „aufrechten Gewerkschafter, der ohne Schnörkel glasklare Gewerkschaftsarbeit machen will“. Seit 28 Jahren in der SPD ist für ihn der Parteiaustritt wegen der Agenda 2010 „nicht mehr ausgeschlossen“. Die IG Metall habe indes „nicht konsequent genug unsere Position eingebracht“. Dass die Gewerkschaften insgesamt an Einfluss verlieren, glaubt Ernst dagegen nicht. Im Gegenteil: Da „immer mehr Menschen die Umverteilung von unten nach oben begreifen“, würden sich wieder mehr Arbeitnehmer in den Gewerkschaften organisieren, um „Widerstand zu leisten“.

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