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Wirtschaft: IG Metall sauer über Lohnangebot

Arbeitgeber bieten 1,2 Prozent höhere Tarife plus Einmalzahlung – Gewerkschaft droht mit Arbeitskampf

Berlin - Mit Empörung und Streikdrohungen hat die IG Metall auf das Tarifangebot der Arbeitgeber reagiert. Die Warnstreiks sollen verschärft werden, gleichzeitig stellt sich die Gewerkschaft auf die Urabstimmung über einen Arbeitskampf ein, falls die Arbeitgeber nicht nachlegen. „Das ist kein Angebot, sondern eine Provokation“, schimpfte Gewerkschaftschef Jürgen Peters. Wer trotz guter Gewinne die Beschäftigten mit einer Lohnerhöhung unterhalb der Inflationsrate „abspeisen“ wolle, der verschärfe den Tarifkonflikt. In der vierten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber am Donnerstag in den Tarifbezirken Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg erstmals ein Angebot vorgelegt.

Danach sollen die monatlichen Tarifeinkommen rückwirkend zum 1. März um 1,2 Prozent und ein Jahr später um weitere 1,2 Prozent angehoben werden. Die Arbeitgeber kommen auf 1,2 Prozent als „kostenneutralem Verteilungsspielraum“, der sich aus der durchschnittlichen gesamtwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung von 2000 bis 2006 ergibt. Zusätzlich zu der Erhöhung der Tabellenentgelte schlagen die Arbeitgeber im ersten Jahr eine Einmalzahlung in Höhe von 0,6 Prozent des Jahreseinkommens und im zweiten Jahr von 0,4 Prozent vor. Allerdings sollen die Betriebsparteien, also Geschäftsführungen und Betriebsräte, von der Einmalzahlung nach unten abweichen können. Mit dieser Öffnungsklausel soll den unterschiedlichen betrieblichen Situationen Rechnung getragen werden.

Ferner schlagen die Arbeitgeber besondere Tarife für produktionsferne Bereiche wie Catering oder Sicherheitsdienste vor sowie längere Arbeitszeiten bei Neueinstellungen. „Wir schlagen vor, dass für jedes Prozent mehr eingestellte Mitarbeiter die Arbeitszeit in den ausgewählten Betriebseinheiten um wöchentlich zehn Minuten ohne Lohnausgleich verlängert wird“, heißt es beim Arbeitgeberdachverband Gesamtmetall. Nach Einschätzung des Verbands wird ein Anreiz für zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, „wenn die Kosten der Neueinstellung in einer gerechten Lastenteilung jeweils hälftig vom Unternehmen und von der Belegschaft aufgebracht werden“.

Einen Tarifvertrag für Innovation und Qualifizierung, wie von den der IG Metall gefordert, lehnen die Arbeitgeber ab. Und eine Wiedereinsetzung des Tarifvertrags über die Zahlung von vermögenswirksamen Leistungen, die mit 319 Euro pro Jahr und Kopf zu Buche schlagen, wollen die Arbeitgeber „in einem Gesamtabschluss berücksichtigen“.

Die Forderung der IG Metall beträgt fünf Prozent. Seit Beginn der Warnstreiks am 29. März hat die Gewerkschaft mehr als eine halbe Million Metaller zu Demonstrationen und Kundgebungen aufgerufen. Mit diesen Warnstreiks soll Druck auf die Arbeitgeber gemacht werden. Allein am Donnerstag beteiligten sich knapp 50 000 Beschäftigte an den Aktionen, davon 1500 im Südwesten Berlins, unter anderem bei Daimler-Chrysler, Gillette, Willy Vogel und Schindler. Für Freitag sind in Berlin Proteste bei diversen Siemens-Werken und bei Osram in Spandau angekündigt. Die nächsten Verhandlungen finden am kommenden Montag in Baden-Württemberg und am Dienstag in Nordrhein-Westfalen statt. Beide Bezirke gelten in diesem Jahr als mögliche Pilotbezirke.

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