zum Hauptinhalt

Wirtschaft: IHK: Berliner Wirtschaft ist viel besser als ihr Ruf

BERLIN (jhw).In den vergangenen Jahren standen in den offiziellen Statistiken häufig viel zu niedrige Zuwächse für das Bruttoinlandsprodukt in der Hauptstadt.

BERLIN (jhw).In den vergangenen Jahren standen in den offiziellen Statistiken häufig viel zu niedrige Zuwächse für das Bruttoinlandsprodukt in der Hauptstadt.Besonders eklatant war der Unterschied in den Zahlen für das Jahr 1995: Während das Statistische Landesamt zunächst bekanntgab, das Bruttoinlandsprodukt wachse gar nicht, sondern stagniere, mußte es diese Angaben in diesem Frühjahr korrigieren.Demnach legte das Bruttoinlandsprodukt deutlich um 2,8 Prozent zu.

Von "dramatisch hohen Abweichungen" schreibt Thomas Hertz, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, in einem Brief an das Statistische Landesamt."Mit Verwunderung, ja mit Unverständnis" habe die Kammer feststellen müssen, daß die Korrekturen in einer derartigen Größenordnung lagen.Normalerweise unterscheiden sich die zunächst veröffentlichten und die endgültigen Zahlen kaum: So differieren beispielsweise die Angaben über die Zuwachsraten von März 1997 und April 1998 für ganz Deutschland von 1992 bis 1996 um höchstens 0,2 Prozentpunkte.Prekär zudem: Das Statistische Landesamt veröffentlichte die Korrekturen im Kleingedruckten, so daß nur Insider die gute Nachricht herausfanden.

Die IHK beschwert sich: "Mit Ausnahme des Jahres 1993 gehen alle ersten vorläufigen Angaben mit viel zu niedrigen Wachstumsraten immer zu Lasten Berlins." Umgekehrt werde das Wachstum des Bundes in drei der fünf Jahre anfangs zu hoch ausgewiesen und nachträglich heruntergesetzt.Dadurch rücke die wirtschaftliche Entwicklung Berlins über diese fünf Jahre viel näher an das bundesweite heran, als das den ersten Angaben zufolge vermutet werden konnte.Die Folgen, so die IHK, seien drastisch."Insbesondere für 1995 sind der regionalen Wirtschaftspolitik, aber auch allen privaten Investoren mit dem zunächst bekanntgegebenen Nullwachstum Berlins völlig falsche Signale gegeben wurden." Denn Berlin galt als Problemland, das stets zu den Bundesländern gehörte, in dem die Wirtschaftskraft weit zurücklag."Die Stadt wurde regelrecht schlechtgerechnet", mokiert sich die IHK."Den Berliner Unternehmen und den in ihnen Beschäftigten wird dadurch Mut genommen statt gemacht."

Offenbar ist das Vertrauen in die amtliche Statistik erschüttert.Es sei nunmehr dringend notwenig, ein verläßlicheres Verfahren zu finden, um regionale Wachstumsraten zu berechnen.Der Leiter des IHK-Stabsbereichs Volkswirtschaftslehre, Manfred Kern-Nelle: "Wir vermuten, daß die 97er Wachstumsraten für Berlin, insbesondere die minus 1,8 Prozent für die Osthälfte, die reale Entwicklung der Stadt erneut nicht einmal tendenziell korrekt widerspiegeln." Im März hatte der Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder in Stuttgart, eine Gemeinschaft der Statistischen Landesämter, ein Berliner Wachstum von 0,7 Prozent bekanntgegeben: ein Plus von 1,3 Prozent im Westen, ein Minus von 1,8 Prozent im Osten.Freilich, so Berthold Fischer vom Arbeitskreis, gebe es Korrekturen frühestens Ende des Jahres.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false