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Wirtschaft: Im Osten steigt das Konjunkturbarometer

Berlin ganz unten / Bauwirtschaft verliert deutlich / Herbstumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft BERLIN (Ha).In den ostdeutschen Unternehmen steigt die Stimmung kräftig an.

Berlin ganz unten / Bauwirtschaft verliert deutlich / Herbstumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft BERLIN (Ha).In den ostdeutschen Unternehmen steigt die Stimmung kräftig an.Bei Produktion, Absatz und Erträgen erwarten weit mehr Betriebe bessere Aussichten für 1998 als noch vor sechs Monaten.Über 60 Prozent der Unternehmen rechnen 1998 mit steigender Produktion, nur noch 15 Prozent rechnen mit einer Drosselung.Knapp die Hälfte erwarten höhere Investitionen und Erträge.Aus der positiven Reihe tanzen nur die Exportaussichten.Gegenüber der Frühjahrsumfrage verschlechterte sich dieser Indikator von 47 auf 38 Prozentpunkte.Dies ergab die halbjährliche Konjunkturumfrage des in Köln ansässigen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die positive Konjunktureinschätzung schlägt sich jedoch nicht auf dem Arbeitsmarkt nieder.Fast die Hälfte der Unternehmen plane 1998 einen weiteren Stellenabbau.Lediglich ein Viertel wolle mehr Personal einstellen.In der Jahresmitte erwartet das IW die langersehnte Trendwende auf dem Arbeitsmarkt in Ostdeutschland.Insgesamt werden im kommenden Jahr weitere 30 000 Jobs abgebaut werden.Es ist dies der einzige Indikator, bei dem das IW in der Herbstumfrage einen negativen Saldo zwischen den Antworten verzeichnet.Im Westen dagegen wird die Zahl der Beschäftigten um 130 000 wachsen, so die IW-Prognose; unterm gesamtdeutschen Strich bleiben also 100 000 neue Jobs. Neben den ostdeutschen Arbeitnehmern gibt es zwei weitere große Verlierer: (Ost)-Berlin und die Bauwirtschaft.Im regionalen Vergleich schneiden die östlichen Bezirke Berlins bei den Beschäftigten und den Ertragserwartungen mit Abstand am schlechtesten ab. Die Senatswirtschaftsverwaltung zeigte sich gestern von dem Abschneiden nicht überrascht."Das deckt sich mit unseren Eindrücken", sagte Sprecher Michael Wehran.Verantwortlich sei die große Kostenbelastung - Tarife, Gebühren und Gewerbesteuer - der Unternehmen. Als Hauptbremse für Ostdeutschland machten die Konjunkturforscher die Bauwirtschaft aus.55 Prozent der Befragten in dieser Branche rechnen mit sinkender Produktion und Beschäftigung.Da im Osten mit 16,5 Prozent aller Beschäftigten weit mehr Menschen auf dem Bau arbeiten als im Westen (6,3 Prozent), schlägt die Krise dort massiv auf die Gesamtstimmung durch.Ohne den kriselnden Bau würde die ostdeutsche Wirtschaft um satte fünf Prozent wachsen.Dies zeige, daß der Aufholprozeß im Osten außerhalb der Bauwirtschaft weitergehe, sagte IW-Geschäftsführer Rolf Kroker.So wird sie mit 2,5 Prozent auch 1998 langsamer wachsen als die westdeutsche (3,0 Prozent). Motor im Osten ist die Verbrauchsgüterindustrie - und die einzige Branche in der die Mehrheit der Unternehmen Arbeitsplätze schaffen will.40 Prozent wollen einstellen, 12 Prozent abbauen.83,5 Prozent der Firmen erwarten im kommenden Jahr einen Anstieg der Produktion und 70 Prozent einen der Exporte."Das hat auch uns überrascht", sagte IW-Analyst Jörg Beyfuß.Jedoch könne das verarbeitende Gewerbe das Minus beim Bau "wegen der sehr stark baulastigen Struktur" nicht ausgleichen.In der Grundstoffindustrie rechnen knapp 40 Prozent mit einem Produktionszuwachs.Mit einem erwarteten Beschäftigungsrückgang von mehr als 60 Prozent sei diese Branche jedoch so pessimistisch wie keine andere.Im Ländervergleich kann sich Thüringen über die mit Abstand besten Prognosen freuen, dahinter liegt Sachsen. Das Berliner Büro des IW hatte 1000 Firmen aus Industrie, Bauwirtschaft und Dienstleistung angeschrieben; 534 haben den Fragebogen beantwortet, davon 33 aus Ost-Berlin.

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