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Wirtschaft: Immer erreichbar

Klare Regeln für den Feierabend helfen.

Früher war nicht alles besser, aber manches einfacher. Die Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit zum Beispiel ist heute oft nicht mehr klar zu ziehen. Wenn es zu Opas Zeiten „Feierabend!“ hieß, dann war das in vielen Betrieben das Signal, dass nun Schluss mit der Arbeit sein sollte. So einfach ist das heute nicht mehr. Die „Entgrenzung von Arbeit und Freizeit“ nennt Wolfgang Panter das. Er ist Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Wo sich beides nicht mehr auseinanderhalten lässt, gibt es keinen Feierabend mehr.

Wie weit die Entgrenzung der Arbeit inzwischen vorangeschritten ist, zeigt auch der neue Fehlzeitenreport der AOK, der am heutigen Donnerstag vorgestellt wurde. Bei der ihm zugrunde liegenden repräsentativen Umfrage unter Erwerbstätigen sagte jeder Dritte (33,8 Prozent), er habe in den letzten vier Wochen häufig berufliche Anrufe oder E-Mails außerhalb der Arbeitszeit erhalten. Ebenfalls jeder Dritte (32,3 Prozent) macht regelmäßig Überstunden. Rund jeder Achte (12 Prozent) nimmt Arbeit mit nach Hause. Jeder Zehnte (10,6 Prozent) arbeitet auch sonn- und feiertags. Der klassische Bürojob von „neun bis fünf“ scheint für viele Arbeitnehmer längst Geschichte zu sein.

Auffällig dabei ist: Menschen, die häufig am Sonntag oder Feiertagen arbeiten oder wegen des Jobs private Aktivitäten verschieben, haben öfter mit Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Kopfschmerzen, Nervosität oder Reizbarkeit zu kämpfen als Arbeitnehmer, die dies selten oder gar nicht machen.

Für eine deutliche Trennung von Arbeit und Freizeit sei es hilfreich, sich selbst klare Regeln zu geben, sagt Wolfgang Panter. Etwa dafür, wann das Einloggen ins Firmennetzwerk am Wochenende definitiv tabu ist oder wann abends das Handy ausgeschaltet wird. Mails noch kurz vor dem Einschlafen zu lesen, sei ohnehin nicht zu empfehlen

Dass der Druck am Arbeitsplatz zunimmt, ist nicht nur gefühlt so. Nach Einschätzung der Bundespsychotherapeutenkammer in Berlin fallen immer mehr Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen aus. Statistisch gesehen sind 12,5 Prozent aller Fehltage auf sie zurückzuführen. Vor allem die Zahl der Krankentage wegen Burnout-Symptomen hat erheblich zugenommen: Waren es 2004 nur 0,6 Fehltage pro 100 Versicherte, stieg die Zahl 2011 schon auf 9 Tage. dpa

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