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Wirtschaft: Immer mehr Blüten aus den Geldautomaten

Bundesbank und Polizei ermitteln/Prüfgeräte der Banken können Falschgeld häufig nicht erkennen

Frankfurt (Main) (mak/HB). Die Verdachtsfälle mehren sich, dass über Geldautomaten gefälschte EuroBanknoten in Verkehr gebracht werden. „Wir stellen mit Befremden fest, dass die Banken profitorientiert darauf verzichten, von der Bundesbank geprüftes Geld in die Automaten zu füllen“, sagt Eduard Liedgens, Leiter der Falschgeldabteilung des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), dem Handelsblatt. „Da kommt es vor, dass von den Banken falsches Geld wieder ausgegeben wird.“ Frank Scheulen, Pressesprecher des LKA in Düsseldorf, bestätigt: „Zwischen März 2002 und März 2004 gab es in Nordrhein-Westfalen 26 Fälle, in denen Kunden der Bank gegenüber glaubhaft machen konnten, dass sie Falschgeld aus dem Automaten gezogen hatten.“ Die Banken hätten den Kunden gegenüber zum Teil sogar eingeräumt, kein von der Bundesbank sortiertes Geld in die Automaten gefüllt zu haben. Auch das LKA Hessen hat Fälle registriert, in denen Falschgeld über Automaten in Umlauf kam.

Zusammen mit der zuständigen Polizei und den betroffenen Banken versucht die Bundesbank in den neuen Verdachtsfällen zu klären, ob das Falschgeld tatsächlich aus Geldautomaten stammt. „Wir recherchieren“, sagt Rainer Elm, stellvertretender Leiter des deutschen Falschgeldanalysezentrums in Mainz. „Das Problem ist, das im Einzelfall konkret nachzuweisen.“ Elm hofft, bis Ende der Woche die nötige „Munition“ zu haben, um mit den Bankenverbänden Kontakt aufzunehmen. „Wenn sich die Verdachtsfälle erhärten, gehen wir entsprechend dagegen vor.“ Der Bundesverband Deutscher Banken wollte die neuen Verdachtsfälle nicht bestätigen: „Uns liegen bislang keine Informationen über neue Verdachtsfälle vor“, sagte ein Sprecher.

Eigentlich dürften die Kreditinstitute nur von der Bundesbank geprüftes Geld in die Geldautomaten füllen. Eine entsprechende freiwillige Vereinbarung wurde bereits in den neunziger Jahren zwischen der Bundesbank, dem Bundeskriminalamt und dem Kreditgewerbe getroffen. Die Bundesbank „säubert“ bei ihr angeliefertes Geld von Fälschungen und schadhaften Noten, ehe sie es wieder ausgibt. 2003 wurde das Abkommen mit der Kreditwirtschaft erneuert – offenbar ohne große Wirkung. „Davon ist nicht mehr viel übrig geblieben“, bedauert Liedgens. Das Falschgeld kann in die Automaten gelangen, weil die Banken zum Teil eingegangenes Geld selbst überprüfen, die dazu verwendeten Automaten aber nicht immer in der Lage sind, gute Fälschungen zu erkennen.

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