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Wirtschaft: Immobilien als Anlageform: Einige Werte haben Kurspotenzial, doch enge Unternehmensverflechtungen beeinträchtigen die Gewinnchancen

Die Liste der Immobilien-Aktien auf dem Kurszettel wird länger. Immer mehr private und öffentliche Unternehmen gliedern ihren Immobilienbesitz in eigenständige Gesellschaften aus, um sie später an die Börse zu bringen.

Die Liste der Immobilien-Aktien auf dem Kurszettel wird länger. Immer mehr private und öffentliche Unternehmen gliedern ihren Immobilienbesitz in eigenständige Gesellschaften aus, um sie später an die Börse zu bringen. Immobilien-Aktien führen in Deutschland jedoch immer noch ein Schattendasein. Und obwohl das Angebot steigt, wird es für den Anleger nicht unbedingt attraktiver - denn die großen Unternehmen sind eng miteinander verflochten. Gleichwohl profitierten Immobilienaktien von der Börsenhausse: Erreichte 1995 die Marktkapitalisierung aller Immobilien-Aktiengesellschaften erst 7,5 Milliarden Mark, hat sich dieser Wert bis Ende 1999 auf 34 Milliarden Mark fast verfünffacht.

Doch Immobilienaktien bieten neben den klassischen Vorzügen einer Immobilieninvestition auch die Risiken einer Aktienanlage: So verlor die Aktie der WCM-Beteiligungs- und Grundbesitz AG, Frankfurt nach einer langen Phase von Kurssteigerungen seit Oktober vergangenen Jahres kräftig an Wert. Der Kurs sank von seinem Hoch von 45 Euro auf unter 30 Euro. Ursache für den Kursrutsch sind allerdings keine Ertragsprobleme. Im Gegenteil: Der Konzern, der im Beteiligungs- und Immobilienbereich tätig ist, weist für 1999 ein Rekordergebnis aus; der Bilanzgewinn kletterte auf 235 (210) Millionen Euro.

Dass die Aktie trotzdem unter Druck geraten ist, begründet Stefan Leibold, Analyst des Bankhauses Ellwanger & Geiger, mit der Konzernstruktur: Einige der Beteiligungen hätten mit der Immobilien-Branche nur noch bedingt zu tun. Das Bankhaus überlege deshalb, die mit 60 Prozent schwergewichtige WCM aus ihrem Index für deutsche Immobilienaktien (Dimax) zu nehmen. Auslöser für den Kursrückgang sind zudem Querelen in der Managementetage - der vorgesehene neue Vorstandschef hatte Differenzen mit dem Großaktionär Karl Ehlerding. Die WCM will sich nunmehr auf inländische Wohnimmobilien konzentrieren. Da damit für die WCM die Beteiligung (16 Prozent) an der Bonner Gesellschaft IVG wenig Sinn ergibt, verhandelt der neue Vorstandschef Roland Flach bereits mit Interessenten über den Verkauf der Anteile.

Diese Ungewissheit setzt wiederum die Aktie der IVG unter Druck: Der Kurs schwankt seit Ende vergangenen Jahres zwischen 13 und 16 Euro. Daher, so glaubt Georg Kanders, Analyst der Düsseldorfer West LB, ist die Aktie unterbewertet. Immerhin halte die IVG Gewerbeimmobilien im Wert von sechs Milliarden Mark und habe sich jüngst im Wettbewerb um den Bau des geplanten neuen Berliner Großflughafens gegenüber dem Bauriesen Hochtief durchsetzen können. Auch Peter Seppelfricke, Analyst der M.M. Warburg Investment, Hamburg, lobt die IVG als "gut diversifiziertes Unternehmen" und rät, nicht zu verkaufen. Auf den Empfehlungslisten der Analysten steht auch die börsennotierte Bau-Verein zu Hamburg AG, die inländische Wohnimmobilien entwickelt. Der finanziell angespannte Hamburger Wünsche-Konzern hatte im vergangenen Jahr 48 Prozent der Aktien bei ausländischen Adressen platziert. Obgleich der Bau-Verein erst langsam neue Immobilienbestände aufbaut, spricht Hans Hartmann, Analyst bei Dresdner Kleinwort Benson, von "diskriminierter Bewertung" der Aktie. Sein Kursziel: 19,50 Euro - aktuell kostet der Wert 14 Euro. Zufrieden mit der Kursentwicklung dürften dagegen die Aktionäre der Stodiek Europa Immobilien AG, Bielefeld, sein. Allein in diesem Jahr ist der Titel, an dem die IVG seit Juli 1998 zu 80 Prozent beteiligt ist, von 115 Euro auf 157 Euro gestiegen. Bis 2001 soll das Portfolio des "Bestandshalters" eine Milliarden Mark erreichen.

Die DBVI Deutsche Beamtenvorsorge AG versteht sich als börsengehandelter Grundstücksfonds und hält vornehmlich Gewerbeimmobilien in deutschen Innenstädten. Durch die Abgabe auslaufender Sparverträge von Kleinanlegern ist die Aktie der DBVI seit dem Jahresende 1999 von 9,70 Euro auf 7,80 Euro gesunken. Die Eigenkapitalquote von rund 40 Prozent bei einem Eigenkapital von über 140 Millionen Mark und auch das Anlagevermögen der DBVI von mehr als einer Milliarde Mark rechtfertigen möglicherweise einen höheren Kurs. Analysten des Bankhauses Ellwanger & Geiger bewertet die DBVI als "interessantes Investitionsobjekt" und erwartet eine passung nach oben".

jun, lip

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