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Das Schoeler-Schlösschen aus Gartenansicht

© TSP Paul Siebel

Ältestes Haus in Berlin-Wilmersdorf: Frau König gibt das Schloss nicht her

Weiter kein Konzept für Wilmersdorfer Kleinod – Werkstattgespräche mit Bürgern ab April sollen den langwierigen Prozess um das Schlösschen vorantreiben.

Still und verlassen steht es da, das Schoeler-Schlösschen in der Wilhelmsaue in Wilmersdorf. Das älteste noch erhaltene Haus im Ortsteil hat in den vergangenen 250 Jahren viele Bewohner und Funktionen gehabt, sogar den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden, doch bis heute findet sich keine Möglichkeit, es sinnvoll zu nutzen.

Zumindest einen kleinen Schritt weiter ist man seit vergangenem Donnerstag. Sämtliche Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossen folgenden Antrag: „Das Bezirksamt wird gebeten zu prüfen, ob und wie das Schoeler-Schlösschen und/oder der Garten des Hauses an wärmeren Tagen ... temporär zugänglich und nutzbar sein können“. Bei der Prüfung sollen die Ergebnisse von Werkstattgesprächen berücksichtigt werden, die ab April stattfinden sollen.

Daran könnten nun die Grünen anknüpfen, um auch am Schoeler-Schlösschen eins der Projekte "Essbarer Bezirk" oder "Urban Gardening" anzusiedeln, stellte BVV-Mitglied Ansgar Gusy in Aussicht. Ähnliche Initiativen gab es in Wilmersdorf bereits am Nikolsburger Platz und in Kreuzberg in den Prinzessinnengärten. "Innen gibt es keinerlei Möglichkeiten das Schlösschen zu nutzen, da es eine Baustelle ist und keine sanitären Anlagen besitzt", erklärt Stadträtin Dagmar König (CDU) allerdings schon im Vorfeld.

Viel weiter als der aktuelle Antrag gehen die Pläne der Bürgerinitiative Schoeler-Schlösschen (BI), die unter anderem vom Architekten Rainer Wittek ins Leben gerufen wurde. Sie strebt eine soziokulturelle Einrichtung unter bürgerlicher Selbstverwaltung an, angelehnt an Konzepte der Kulturfabrik in Moabit oder der ufa Fabrik in Tempelhof. Die Vorstellungen zur Nutzung von Bezirk und BI sind größtenteils sogar konform miteinander.

Jedoch machte Dagmar König auf Nachfrage noch einmal deutlich, dass zwar eine intensive Beteiligung der BI gewollt ist, das Gebäude jedoch nicht aus bezirklicher Hand gegeben wird. "Dafür hat es einen zu hohen symbolischen Wert."

Lottostiftung lehnte bis jetzt drei Anträge ab

Wie geht es nun weiter mit dem Schoeler-Schlösschen? "Wir möchten, dass sich das Bezirksamt zu den angekündigten Werkstattgesprächen mit Interessierten und Mitgliedern der BI zusammensetzt und ein Konzept entwickelt, das die Lottostiftung vielleicht doch noch überzeugt", sagt Ansgar Gusy von den Grünen.

Bisher hatte die Stiftung Denkmalschutz Mittel für die Herrichtung des Hauses von außen und den Rückbau eines in den 30er Jahren aufgesetzten Geschosses bezahlt. Die Lottostiftung war für die Innensanierung drei Mal angefragt worden, hatte dies aber jedes Mal abgelehnt. Möglicherweise spielte die Höhe der Kosten – insgesamt drei Millionen Euro – eine Rolle dabei. Der Bezirk wollte 300 000 beisteuern.

Im Haus befinden sich noch eine originale wertvolle Wendeltreppe aus der barocken Entstehungszeit des Schlösschens. Das einzige vergleichbare erhaltene Gebäude aus dieser Zeit in Berlin ist das Kavalierhaus "Villa Hildebrand" in Pankow.

Gebaut wurde das Schoeler-Schlösschen 1765 vom Berliner Fabrikanten Cornelius Adrian Hesse. Von 1893 bis 1918 gehörte es dem Augenarzt und Namensgeber Heinrich Leopold Schoeler. 1929 übernahm der Bezirk das Anwesen und gestaltete den damaligen Privatgarten zu einem öffentlichen Park um. 1936 wurde das Haus zu einem Heim für die Hitlerjugend umgebaut.

Nach 1946 zog eine Kita ein. Ein Brand in der Küche 2003 war dann der Grund, dass das Haus leergezogen wurde. Während der Sanierung konnte ein Baustellencafé betrieben werden. Seit 2011 steht das Kleinod leer.

Lisa Ewersbach

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