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Alea 101: Ein neues Kaufhaus an alter Stelle

Wo 1911 das erste C&A-Kaufhaus in Deutschland öffnete, wird die Erde für einen Neubau ausgehoben.

Noch ist auf dem Grundstück zwischen Bahnhof Alexanderplatz, dem Cubix-Kino und dem Fernsehturm nur ein großes Loch zu sehen. Die Männer auf der Baustelle an der Ecke Rathaus- und Gontardstraße sind mit dem Aushub und den Vorbereitungsarbeiten beschäftigt, damit im Spätsommer der Aus- und Hochbau beginnen kann. Bis Anfang 2014 wird hier an der Stelle, wo 1911 das erste C&A-Kaufhaus in Deutschland seine Pforten öffnete, ein neues architektonisches Bindeglied zwischen dem Alexanderplatz und dem Rathausforum entstehen: das Alea 101. Wobei sich der Markenname aus der würfelförmigen Gebäudeform und der lateinischen Bezeichnung für Würfel ableitet. Außerdem spielt bei der Namenswahl eine Rolle, dass hier die C&A-Eröffnung vor 101 Jahren stattfand.

Bauherrin ist die Redevco Services Deutschland GmbH, eine Schwestergesellschaft der Textileinzelhandelskette C&A, die beide im Besitz der Familie Brenninkmeijer sind. Damit schließt sich der Kreis. Denn nach der Zerstörung der Berliner Altstadt im Zweiten Weltkrieg und der darauf folgenden Umgestaltung des Areals durch die DDR-Führung, wurden die Brenninkmeijers enteignet und die C&A-Filiale 1949 nach 39 Jahren geschlossen. Neuer Nutzer des Gebäudes am Fuße des Fernsehturms wurde die staatliche Handelsorganisation der DDR. 1974 folgte dann der Abriss. Erst nach dem Mauerfall erhielt die Familie das fast 3000 qm große Grundstück zurück und entwickelt es jetzt als Geschäfts- und Wohnhaus im Rahmen des vom Senat festgelegten Masterplans zur Reurbanisierung der historischen Mitte Berlins.

Der Entwurf für das rund 30 Meter hohe Gebäude mit insgesamt sieben Stockwerken – vom Kellergeschoss mit Technikanlagen und Parkplätzen bis zur Dachetage – stammt vom renommierten Berliner Architektenbüro Sauerbruch Hutton, das den Realisierungswettbewerb 2009 gewann und in Berlin vor allem für den Entwurf des GSW-Hochhauses bekannt ist. Der von Matthias Sauerbruch und seinem Team geplante Bau entspricht einem Würfel mit drei gegeneinander verschobenen Ebenen – wie ein leicht verdrehter Zauberwürfel. „In seiner Anordnung und in der leichten Drehung der Einzelvolumen, reagiert das vorgeschlagene Gebäude sowohl auf die Axialität der Fernsehturm-Anlage, als auch auf die historische Torsituation zum Alexanderplatz an der Schnittstelle zwischen zwei historischen Stadtstrukturen, die auch heute noch ansatzweise ablesbar sind“, erläutert Andrew Kiel, Projektmanager bei Sauerbruch Hutton, verantwortlich für das Alea 101. „Bezüglich der Höhe orientiert sich das Gebäude am gegenüberliegenden Cubix-Kino und in seiner horizontalen Gliederung am Bahnhof Alexanderplatz.“

Besonders auffällig am Entwurf ist der für das Architektenbüro typische Einsatz von Farbe als Material, um dem Betrachter im eintönigen innerstädtischen Kontext eine fast sinnliche Erfahrung von Raum, Form und Farbe zu vermitteln. Neben der Glasfront im Erdgeschoss, das wie ein helles Band um das Gebäude verläuft, fällt die farbliche Einteilung der darüber liegenden Stockwerke ins Auge, die die unterschiedlichen Nutzungen schon von außen ablesbar machen wird. Wobei die zweite und dritte Etage mit bunten Glasflächen verkleidet werden sollen, die einem Stapel Warenkartons gleichen, und für den Einzelhandel gedacht sind, während das Erd- und Untergeschoss Raum für Gastronomie und Einzelhandel bieten. Dagegen sollen die beiden obersten Stockwerke weißbedruckte Fensterfronten erhalten. Sie sind für Büros und Wohnungen vorgesehen. Man kann sich aber auch vorstellen, dass hier ein Fitness- oder Yogastudio einzieht.

„Das Bauvorhaben Alea 101 wird durch seine hohe architektonische Qualität und durch ein vielfältiges Nutzungsangebot für Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, gemeinsam mit dem Cubix zukünftig ein angemessenes städtebauliches und architektonisches Entrée zum Alex bilden und auch im Übergang zur den neugestalteten Freiflächen am Fernsehturm insgesamt für eine Aufwertung des Stadtraumes sorgen“, meint Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Reflektiert wird das in der Aufteilung des Alea 101. So sind 10 500 qm der insgesamt 19 000 qm Grundfläche in unmittelbarer Nähe zu Alexa, Galeria Kaufhof, Alexanderhaus, Rathauspassagen und allen anderen Einkaufsmöglichkeiten am Alex für den Einzelhandel vorgesehen, 2000 qm für Büros und 1700 qm für Wohnungen. Wobei es sich hier um Mietwohnungen im gehobenen Segment handeln wird.

„Die Planung ist noch nicht abgeschlossen, aber die Wohnungen sollen zwischen 80 und 160 qm groß werden und nach Südosten zur Rathaus- und Gontardstraße ausgerichtet sein.“ Folgt der Bauherr dem Vorschlag von Sauerbruch Hutton, werden es am Ende 12 zweistöckige Stadthäuser mit Balkon und Dachaustritt. Neben einem spektakulären Blick in Richtung Dom, Rotes Rathaus und künftigem Humboldtforum verspricht das Alea 101 seinen potenziellen Bewohnern auch die Annehmlichkeiten eines begrünten Hofgartens, der auf dem Dach des zweiten Obergeschosses im geschützten Innenbereich des Gebäudes entstehen wird.

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