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Geschätzt wechselten 2011 Immobilien im Wert von etwa 170 Milliarden Euro den Eigentümer. Foto: dpa

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Immobilien: Alles wird gut

Deutscher Immobilienmarkt holt auf – keine Blase.

Das böse Wort „Immobilienblase“ macht die Runde in Deutschland. Schon erinnern sich die Menschen, welche große Gefahren eine Überhitzung am Häusermarkt birgt. Die schwere Finanzkrise 2008 etwa, die das weltweite Bankensystem an den Rand des Abgrundes drängte, ging vom amerikanischen Immobilienmarkt aus.

Zurzeit leidet insbesondere das krisengeplagte Spanien unter den Folgen einer geplatzten Immobilienblase. Steht Deutschland vor einer ähnlichen Entwicklung? In der Tat sind die Preise für Wohnimmobilien deutlich gestiegen. Nach Zahlen der Bundesbank, die mit einem Index die Hauspreise in 125 Städten misst, ist das Preisniveau im vergangenen Jahr ungewöhnlich stark um 5,5 Prozent gestiegen, nach einem Plus um 2,5 Prozent ein Jahr zuvor. In einer aktuellen Umfrage für das „Handelsblatt“ gab rund ein Drittel der Befragten an, Angst vor einer Immobilienblase zu haben.

„Bei Preissteigerungen von vier, fünf oder sechs Prozent, auch in den Metropolen, ist das nicht der Fall“, sagt Reinhard Krumbholz, Autor des Immobilienmarktberichts 2011 der kommunal bestellten Gutachterausschüsse. „Die Mieten steigen mit.“ Solange die Erwartungen der Investoren sich auf diese Weise erfüllten, gebe es wahrscheinlich keine Blase.

Deutschland hat einiges nachzuholen. Dem jüngsten Preisanstieg am Häusermarkt ging eine lange Periode sinkender Preise voran. Nach einem Bauboom infolge der Wiedervereinigung sanken die Hauspreise seit etwa 1995 zehn Jahre lang. Erst 2005 stabilisierten sie sich.

Bevor in den USA die Blase platzte, waren die Wohnungspreise viel stärker als derzeit in Deutschland gestiegen. Der viel beachtete Case-Shiller-Hauspreisindex etwa stieg in den Jahren vor der Finanzkrise um zeitweise über 15 Prozent. Der Preisanstieg am Immobilienmarkt war fast dreimal so hoch wie zuletzt in Deutschland.

Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) bringt bislang keine Überhitzung am Immobilienmarkt. Nach Daten der Notenbank kommen die riesigen Geldspritzen bislang kaum in der Realwirtschaft an, was den Preisauftrieb begrenzen dürfte.

Experten sehen deshalb auch keinen Grund zur Panik – etwa die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). „Das ist nur der Anfang einer moderaten Erholung der Hauspreise“, erklärt S&P-Chefvolkswirt für Europa, Jean-Michel Six. Die jüngsten Preisanstiege am Häusermarkt Deutschlands seien vor allem auf eine überschüssige Nachfrage zurückzuführen. Neben den niedrigen Zinsen trügen auch der robuste Arbeitsmarkt und die geringe Verschuldung der privaten Haushalte dazu bei.

Die US-Bank J.P. Morgan erwartet wegen der lockeren Geldpolitik der EZB eine weitere Belebung am deutschen Häusermarkt. Wie S&P verweist sie jedoch auf das immer noch geringe Preisniveau am Immobilienmarkt. Nicht zuletzt das wichtige Verhältnis von Hauspreisen zu privaten Einkommen ist in Deutschland nach wie vor sehr niedrig.

Zwar könne der Aufschwung am Häusermarkt auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen und damit zu einer erhöhten Inflation führen, heißt es bei S&P. „Dennoch glauben wir, dass die moderate Erholung der Hauspreise auf einem gesunden Fundament fußt.“ dpa

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