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Immobilien: Bauen mit der Sonne geht in Serie

Solartechnik galt lange als experimentell, vor kurzem entdeckten Hersteller die Technik für den MarktVON CHRISTOF HARDEBUSCH Steht das solare Bauen vor dem Durchbruch? Bis vor kurzem waren die sogenannten Nullenergiehäuser im Klub der teuren Experimentalbauten unter sich: Wer sein Haus mit wenig Energie heizen wollte, mußte für dessen Bau teuer bezahlen.

Solartechnik galt lange als experimentell, vor kurzem entdeckten Hersteller die Technik für den MarktVON CHRISTOF HARDEBUSCH Steht das solare Bauen vor dem Durchbruch? Bis vor kurzem waren die sogenannten Nullenergiehäuser im Klub der teuren Experimentalbauten unter sich: Wer sein Haus mit wenig Energie heizen wollte, mußte für dessen Bau teuer bezahlen.Doch diese Zeiten neigen sich ihrem Ende.Das Niedrigenergiehaus, das die Wohnungsbaugesellschaft Marzahn jüngst vorstellte, weist den Weg.Es ist keine teure Sonderanfertigung, sondern überschritt nicht einmal die Kostengrenze des zweiten Förderwegs.Auch Anbieter von Einfamilienhäusern springen auf den "Öko-Zug" auf.Der Trend geht zu den "Energiesparern" - doch die müssen für die breite Masse der Häuslebauer erschwinglich sein. Das Mietshaus in Marzahn mit seinen 56 Wohneinheiten wird 38,5 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen.Damit unterbietet es die Richtwerte der Wärmeschutzverordnung um fast 40 Prozent."Uns war es wichtig, dieses Ziel nicht mit aufwendiger Isolierung, sondern mit architektonischen Mitteln zu erreichen", erläutert Architekt Hermann Scheidt.Das Haus ist "solar ausgerichtet": Die gläserne Südfassade wölbt sich der Mittagssonne entgegen.Eine kontrollierte Lüftungsanlage reduziert die Wärmeverluste: Steht im Winter das Fenster trotzdem offen, schaltet die Haustechnik die Heizung im betreffenden Raum ab. Eine Solaranlage hat das Marzahner Niedrigenergiehaus allerdings nicht.Doch auch wenn es eine hätte, käme es nicht ohne eine ergänzende konventionelle Heizung und damit ohne fossile Brennstoffe aus.Daß die Sonne bei kompromißloser Bauweise auch noch im Winter "als Heizung" ausreichen kann, das bewies der Architekt Hasso von Schreck am Spandauer Weinmeisterhornweg ohnedies.Das von ihm errichtete Einfamilienhaus benötigt jährlich gerade einmal 18 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter, und die werden ausschließlich durch die gewaltige Solarkollektoranlage gedeckt.Schreck: "Wir haben alle Möglichkeiten genutzt, um den Energiebedarf zu senken." Das hat aber seinen Preis: 995 000 DM.Allerdings wurde das Haus auch nicht konzipiert, um auf dem Markt feilgeboten zu werden.Es ist Teil eines Forschungsprogramms zum Ökologischen Bauen: Mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, werden die beim Betrieb gewonnenen Daten vom renommierten Fraunhofer Institut ausgewertet. Für weniger Geld zu haben - dafür mit höherem Energieverbrauch - ist das serienreife Nullenergiehaus der Firma Solar Diamant.Die Baukosten liegen bei rund 4000 DM pro Quadratmeter, die Solarkollektoranlage und die Solarstromanlage kosten zusammen weitere 200 000 DM.Dieses Geld ist gut investiert, aber durch die eingesparten Energiekosten nicht wieder hereinzuholen: Nimmt man ein nach der Wärmeschutzverordnung von 1995 erbautes, gleich großes Einfamilienhaus als Vergleichsmaßstab, würden sich die Zusatzkosten für die Solaranlage im Solardiamant-Haus erst nach 50 Jahren amortisieren.Das übersteigt die Lebenserwartung der eingebauten Ökotechnik.Dennoch wurden bereits vier Exemplare dieses Haustyps errichtet.Diplomingenieur Rolf Waltermann, bei Solar Diamant beschäftigt und Bewohner des Nullenergie-Musterhauses: "Es geht um unsere Umwelt und unsere Zukunft.Geld ist nicht das Motiv, solch ein Haus zu bauen", sagt er. Die Fertighausindustrie denkt da längst anders und auch in ganz anderen Größenordnungen.Niedrigenergiehäuser mit Solaranlagen - so die Überlegungen - lassen sich offensichtlich gut verkaufen - wenn nur der Preis stimmt.So verkaufte der schwäbische Fertighäuslebauer Schwörer Haus nach eigenen Angaben 1996 über 1000 Häuser mit solarer Brauchwasseranlage - bei einem Absatz von insgesamt 1200 Häusern.Ein beachtliches Ergebnis.Daß fast alle Käufer auch die Solartechnik wählten, hat seinen guten Grund: Die Solaranlage gehört ohne Aufpreis zum Standard.Der Heizbedarf dieser Häuser liegt bei 50 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter.Gut für ein Niedrigenergiehaus, aber recht weit entfernt von den Ergebnissen der Nullenergiehäuser. Deutlich weniger, 30 Kilowattstunden, benötigt "Övolution", ein Gebäude aus der neuen Fertighausreihe der Firma Weber.Firmenchef Hans Weber preist sein Produkt als "Drei-Liter-Haus" an.Der Bauherr muß allerdings mit Baukosten zwischen 3000 DM und 3500 DM pro Quadratmeter rechnen - für Fertighäuser ist das üppig.Entwickelt wurde der Haustyp vom Freiburger Solarbaupionier Rolf Disch.Eine Solarkollektoranlage gehört zur Standardausstattung.Damit geht das solare Bauen endgültig in Serie.Die bevorstehende Verschärfung der Wärmeschutzverorodnung dürfte diesen Prozeß weiter vorantreiben.

CHRISTOF HARDEBUSCH

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