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Vor allem Schlüsselfertiganbieter bieten gerne die Zusammenarbeit mit "ihren" Sachverständigen an, hat der VPB beobachtet. Häuslebauer sollten lieber selbst suche und auf Referenzen achten.

© J. Büttner/dpa

Bausachverständige: Gutachten gefällig?

Wenn Baufirmen die Dienste von Sachverständigen anbieten, sollten Bauherren misstrauisch werden.

Bausachverständige gelten als kompetent und unabhängig. Brauchen Bauherren Rat oder eine fachliche Prüfung, führt der Weg oft zum Sachverständigen. Dass deren Unabhängigkeit aber in manchen Fällen zu wünschen übrig lässt, kritisiert der Verband Privater Bauherren (VPB). Er will beobachtet haben, dass sich seit einiger Zeit Kooperationsmodelle häufen, bei denen Baufirmen selbst die Dienste von Sachverständigen und Begleitern anbieten.

„Sachverständige, die in Kooperation mit Schlüsselfertiganbietern oder Franchiseunternehmern ihre Dienste anbieten, sind nicht unabhängig“, kritisiert Reimund Stewen, Vorstandmitglied des VPB. „Und nur ein Unabhängiger hat auch ein Interesse daran, alle Mängel zu finden.“ Manche Baufirmen spielten auch nicht mit offenen Karten, wer hinter den angebotenen Gutachtern stehe. Laut Stewen haben einzelne Anbieter dazu sogar eigens Vereinigungen gegründet, die den Anschein erwecken, mit unabhängigen Fachleuten zu arbeiten. „Das ist allerdings Augenwischerei“, warnt der VPB-Sachverständige. Denn in den gleichen Vereinigungen ließen sich oft auch Baufirmen und Bauträger zertifizieren. Die dort auftretenden Sachverständigen seien „heute für die Bauträger und morgen für die Bauherren tätig“, warnt Stewen.

Der VPB bezweifelt die Unabhängigkeit solcher Berater, zumal sie „oft jahrelang mit denselben Firmen zu tun haben, aber nur einmal mit jedem Bauherrn“. Letzterem wird im schlimmsten Fall gegen viel gutes Geld ein fehlerhaftes und parteiisches Gutachten angedreht, das wesentliche Baumängel nicht erfasst oder verschweigt. Auch können in Gefälligkeitsgutachten zum Beispiel Mängel beschönigt werden.

Der Bauherrenverband rät Häuslebauern, nur unabhängige Experten einzuschalten. Ein wichtiges Kriterium sei die Satzung des Vereins oder Verbands, dem der Betreffende angehört. Dort steht, welche Anforderungen für Mitglieder gelten. Seien dort Bauunternehmen und Schlüsselfertiganbieter zugelassen, sei es mit der Unabhängigkeit nicht weit her.

Bauherren sollten sich außerdem Referenzen einholen, bevor sie einen Sachverständigen beauftragen. Denn preisgünstig sind die Experten nicht. Der Bundesverband Deutscher Bausachverständiger beziffert die Stundensätze auf eine Spanne zwischen 80 und 115 Euro – plus 19 Prozent Mehrwertsteuer. Wird eine handwerklich-technische Ausführung geprüft, ist mit einem Stundensatz von 80 Euro netto zu kalkulieren, bei der Bewertung von Immobilien sind es schon 100 Euro. In der Praxis wird meistens pro Stunde abgerechnet, Pauschalen sind eher selten.

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