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Attraktiver Standort. Nationale und internationale Investoren sehen rund um den Bahnhof Südkreuz viel Entwicklungspotenzial.

© Thilo Rückeis

Bauvorhaben am Sachsendamm: Neue Weichenstellungen am Kreuz des Südens

In Schöneberg entsteht ein Büro- und Wohnquartier mit Gleisanschluss.

Verzögerungen in den Bauplänen der Deutschen Bahn, stillgelegte Trassen und Missmanagement – auf dem Gebiet Schöneberg-Südkreuz ging es lange nicht voran. Früher hieß das Südkreuz Papestraße – der Bahnhof ist als bröckelige Station in schlechter Erinnerung. Zwar wurde hier bereits 2005 ein Stadtumbaugebiet festgelegt. Dieses Stück gewachsene Berlin mit seinen Freiflächen soll städtebaulich aufgewertet und zu einem Standort mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen gemacht werden. Doch voran zu gehen scheint es erst elf Jahre später: Das Südkreuz wird nun zum gefragten (Büro-)Gewerbe und Wohnstandort.

Ludger Inholte Projektentwicklung planen spekulativ 8700 Quadratmeter Büroräume am Südkreuz zu errichten. Und auch der niederländische Projektentwickler OVG Real Estate hat in dieser Woche den spekulativen Bau von 30 000 Quadratmeter Bürofläche plus Hotel am Südkreuz bekannt machen lassen. Das Unternehmen hat das rund 10 000 Quadratmeter große Grundstück Sachsendamm 55-60 vom BIM Berliner Immobilienmanagement erworben. Das Grundstück Sachsendamm liegt zwischen Sachsendamm und Hildegard-Knef-Platz / Bahnhofsvorplatz.

Für das Bauvorhaben soll im zweiten Quartal 2017 die Bebauungsplanreife erreicht werden; die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2019 geplant. Die Lage biete „eine der wenigen noch bestehenden Chancen, kreativ und zu angemessenen Preisen vor allem auch für Großnutzer zu bauen“, sagte OVG-Deutschland-Geschäftsführer Martin Rodeck.

Ein typisches Stück Berlin: urban und unfertig

Es wird dies das fünfte Bauvorhaben von OVG in Berlin. Die beiden jüngsten Projekte sind das „Grand Central Berlin“ am Hauptbahnhof mit 22 000 Quadratmetern und der Büroturm „East Side Tower“ in Friedrichshain, der zusammen mit Freo entwickelt wird und etwa 80 000 Quadratmeter bieten soll.

Zur positiven Immobilienentwicklung am Südkreuz trug die 2008 gestartete Entwicklung des EUREF-Geländes – rund um den markanten Gasometer – bei. Auf dem rund 5,5 Hektar großen Gelände entstand ein Innovations-Campus mit den Schwerpunkten Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität. Start-Ups und global Playern haben sich hier angesiedelt. Der letzte Bauabschnitt des EUREF-Geländes mit seinen 165 000 Quadratmetern Geschossfläche wird jetzt entwickelt. Zeitversetzt wurde seit 2013 der Naumann-Park – ein Gewerbepark – reaktiviert. Makler sprechen hier inzwischen von Vollvermietung: Auf 60 000 Quadratmetern ist – oder war – viel Platz für Büros, Lager, Werkstätten und Freizeiteinrichtungen.

Diese beiden Großprojekte zeigen, dass der Standort Südkreuz inzwischen funktioniert. Ein typisches Stück Berlin: urban und unfertig, also mit Entwicklungspotenzial. Hinzu kommt die hervorragende Verkehrsanbindung. Fern-, Regional- und S-Bahnhof fußläufig, das Autobahnkreuz Schöneberg vor der Tür.

Der Bahnhof Südkreuz ist mit 100 000 Reisenden täglich der drittgrößte Fernbahnhof in Berlin, Knotenpunkt von Ringbahn und Fernbahn, von hier fährt der Airport-Express auf direktem Weg zum Flughafen BER – geldwerte Standortvorteile. In Kombination mit dem gestiegenen Mietpreisniveau auf dem Berliner Büromarkt und dem aktuell geringen Flächenangebot (Leerstandsrate September 2016: 2,9 Prozent) sind dies auch die Standortvorteile, die nationale und internationale Investoren an den Standort Südkreuz ziehen.

"Berlin entwickelt sich von innen heraus"

Hines wird in Berlin seinen ersten Wohnpark in Deutschland entwickeln. Gemeinsam mit einem deutschen Immobilien-Spezialfonds hat der US-Investor ein 21 500 Quadratmeter großes Grundstück im Gebiet „Schöneberger Linse“ nahe dem Bahnhof Südkreuz erworben. Im „Wohnpark Südkreuz“ sollen etwa 530 Mietwohnungen auf 53 000 Quadratmeter Geschossfläche sowie eine Kita und Gewerbeeinrichtungen für den täglichen Bedarf entstehen. Die Fertigstellung des Wohnparks ist für Mitte 2019 vorgesehen. Verkäufer des Grundstücks ist die Projektgesellschaft Wohnpark „Südkreuz“ Berlin-Schöneberg GmbH, vertreten durch den Projektentwickler Ulrich St. Ph. Elberskirch und Florian Altmann. Hines wurde von Pöllath + Partners beraten, der Verkäufer durch KWS Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte.

„Berlin entwickelt sich von innen heraus. Das Wachstum vollzieht sich auf innerstädtischen Freiflächen. Das zeigt sich einmal mehr am Standort Südkreuz“, sagt Nicolai Baumann, Berliner Niederlassungsleiter des kanadischen Maklerhauses Avison Young, auf Anfrage zur Entwicklung rund um das Südkreuz.

„Es liegt zwischen dem BER und dem Hauptbahnhof, sowohl der Kurfürstendamm, Berlin Mitte als auch Potsdamer und Leipziger Platz sind in rund 15 Minuten zu erreichen und mit dem Fernbahnhof sowie dem Autobahnkreuz ist der Standort sehr gut angebunden. Berlin Südkreuz ist attraktiv für jedes Unternehmen, das nicht unbedingt eine Top-Adresse auf dem Briefkopf benötigt und moderne Büroflächen unterhalb der 20-Euro-Marke sucht. Vor allem wer großflächige Büroräumlichkeiten sucht, kann hier fündig werden. Eine Seltenheit beim aktuellen Berliner Marktumfeld.“ Er sei sich sicher, dass Berlin Südkreuz erst am Anfang einer erfolgreichen Entwicklung stehe: „Die nächsten zwei Jahre am Standort werden spannend.“

Auch die Deutsche Bahn hat allem Anschein nach die Zeichen der neuen Zeit am Südkreuz erkannt. Sie will hier ein Testlabor für Innovationen errichten – ein Technologiezentrum mit E-Mobility-Station und digitalen Wagenstandsanzeigern auf den Bahnsteigen. Es wird die Strahlkraft des neuen Kreuzes des Südens noch verstärken.
Mitarbeit: Gerd W. Seidemann

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