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Das Wohnprojekt Lynarstraße erhielt den Holzbaupreis in der Kategorie Neubau. 

© promo

Berliner Holzbaupreis 2019: Berlin soll Vorreiter in Sachen Holzbau werden

Erstmalig wurden Projekte in den Kategorien Konzepte, Bauen im Bestand und Neubau ausgezeichnet. Der Senat will damit den Holzbau in der Region voranbringen.

Wer im Trend liegen will, setzt heute auf die ökologische Variante. Das ist beim Bauen nicht anders als in der Politik. Dementsprechend erlebt das traditionelle Handwerk Holzbau momentan eine regelrechte Renaissance. Zurecht, schließlich „machen die guten energetischen und atmosphärischen Eigenschaften Holz zu einem begehrten Baustoff“, wie Berlins Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung Regula Lüscher anlässlich der Verleihung des Berliner Holzbaupreises am Mittwochabend in der Stadtwerkstatt am Alexanderplatz sagte.

Berlin setzte damit ein wichtiges Zeichen, sich den Herausforderungen und Potenzialen des konstruktiven Holzbaus in einer Metropole anzunehmen. Eine Entwicklung, die sowohl aus baukulturellen als auch ökologischen Aspekten sehr erfreulich sei. „Unsere politische Verantwortung besteht darin, den Holzbau in der Architektur-Diskussion und in der Anwendung konkret zu fördern“, sagte Lüscher: „Nach vielen Jahren, in denen im städtischen Kontext vor allem Beton, Glas und Stahl das Erscheinungsbild dominierten, nimmt Holz nun zusehends mehr Raum ein.“

Der mit 6000 Euro dotierte Berliner Holzbaupreis soll dazu beitragen, dass Holzbauten eine größere Präsenz im Berliner Stadtbild erhalten. Er wird unter der Schirmherrschaft der Senatsbaudirektorin und in Kooperation mit dem Landesbeirat Holz Berlin-Brandenburg e. V. und mit ideeller Unterstützung durch Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes vergeben. Insgesamt wurden 58 Projekte eingereicht.

Saubere Baustelle dank Holz

„Holz ist einfach ein toller Werkstoff, weil es leicht zu bearbeiten und besonders vielseitig ist“, schwärmt Zimmermanns-Geselle Joshua Hesse von der Knobelsdorffschule in Berlin Spandau, Oberstufenzentrum für Bautechnik und Berufsfachschule für das Bauhandwerk. Außerdem mache es besonderen Spaß mit nachwachsenden Baustoffen zu arbeiten, weil das im Einklang mit der Natur funktioniere, sagte der 23-jährige Berliner. Er und seine Mitschüler Joel Wiede (19) und Michel Knuth (18) wurden am Abend von der achtköpfigen Fachjury aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft für ihr Projekt „Die Laube“ in den Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg des Architektenbüros Fatkoehl und des Holzbauunternehmens Quest Eisat gGmbH in Kooperation mit der Knobelsdorffschule in der Kategorie Konzepte geehrt. „Das ist schon eine coole Nummer, wenn wir als Schüler auch so einen Preis bekommen“, sagte Hesse: „Wir sind schließlich diejenigen, die auch auf der Baustelle stehen und mit anpacken.“

Joshua Hesse (23), Joel Wiede (19) und Michel Knuth (18) (v.l.n.r.) von der Knobelsdorffschule in Berlin Spandau.
Joshua Hesse (23), Joel Wiede (19) und Michel Knuth (18) (v.l.n.r.) von der Knobelsdorffschule in Berlin Spandau.

© Magdalena Thiele

Der Hauptpreis in der Kategorie ging an das Building Cycle Collectiv und das Natural Building Lab der Technischen Universität Berlin (NBL) für ihr Projekt „Infozentrale auf dem Vollgut“ auf dem alten Gelände der Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln. Eine Gruppe aus 40 Studenten entwickelte hierfür ein Gebäude, das fast vollständig aus recyceltem Material gebaut wird. „Wir haben auf Altholz, Altpapier, Pappkisten und Karton zurückgegriffen“, sagte Nina Pawlicki, wissenschaftliche Mitarbeiterin am NBL. „Holzbauten können eine ganz andere Akzeptanz erreichen, weil sie ein besonderes Raumklima ausstrahlen, viel wärmer sind als kalter Beton.“ Außerdem sei eine Holzbaustelle besonders sauber, weniger staubig, weil die Teile meist vorgefertigt aus der Werkstatt angeliefert werden, das sei wiederum gut für das Stadtklima.

Anteil an Holzbauten steigt kontinuierlich

Insgesamt erhielten fünf Projekte den Berliner Holzbaupreis in den Kategorien Konzepte, Bauen im Bestand und Neubau. In der Kategorie Neubau wurde unter anderem das Projekt „Gemeinschaftswohnen im Wedding“ (Architekt: schäferwenningerprojekt GmbH) ausgezeichnet. Bauherrin ist hier die Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz“.

Auf der Beteiligungsplattform „Mein Berlin“ wurde in einer öffentlichen Abstimmung zudem der Publikumspreis in Höhe von 1000 Euro an das Wohngruppenprojekt JONA'S HAUS in Staaken vergeben. Darüber hinaus wurden 16 weitere Projekte ausgezeichnet, sie erhielten jeweils 500 Euro Förderung.

Der Anteil an neu gebauten Wohngebäuden in Holzbauweise – Gebäude, deren Tragsystem überwiegend aus Holz besteht – steigt deutschlandweit kontinuierlich an: Im Jahr 2018 waren es 17,8 Prozent. Das Zimmerer- und Holzbaugewerbe profitiert davon enorm: 2018 wurden 7.389 Millionen Euro umgesetzt – gut sechs Prozent mehr als 2017. Wie aus dem im Juni veröffentlichten „Lagebericht 2019“ des Verbands Holzbau Deutschland hervorgeht, wird für 2019 ein weiteres Plus um vier Prozentpunkte erwartet.

Berlin könne zwar bisher nicht auf eine lange Holzbautradition zurückblicken, hole im bundesweiten Vergleich aber gehörig auf, sagte Denny Ohnesorge, Geschäftsführer des Deutschen Holzwirtschaftsrates und Vorsitzender des Landesbeirats Holz Berlin-Brandenburg. Dank der Novellierung der Berliner Bauordnung vom April 2018 habe die Hauptstadt eine der modernsten und holzbaufreundlichsten in Deutschland.

Zudem mache der Bedarf an Gebäudeaufstockungen die Holzbauweise besonders attraktiv: „Die Leichtbauweise in Holz spielt hier zahlreiche Vorteile aus“, sagte Ohnesorge. Die heimische Holzbauwirtschaft erweitere bereits ihre Produktionskapazitäten und ausländische Investoren investierten in der Hauptstadtregion, sodass die hiesigen Betriebe gut aufgestellt sein werden. Bisher werden die meisten Großprojekte noch von überregionalen oder österreichischen Firmen realisiert.

Berlin-Brandenburg soll Holzbauregion werden

Nach Plänen des rot-rot-grünen Senats soll Berlin bald eine Vorreiterrolle in Sachen Holzbau einnehmen. „In Umsetzung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms (BEK) – das Berlin bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt machen will – soll der Baustoff Holz in Berlin in einem deutlich stärkeren Umfang eingesetzt werden und als Kohlendioxidspeicher einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourceneffizienz leisten“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der drei Fraktionen an das Abgeordnetenhaus vom November 2018. In der Überarbeitung der „Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt“ (VwVBU) vom März 2019 wurde festgelegt, Holz als gleichberechtigten Baustoff in die Planungsüberlegungen mit einzubeziehen. Man wolle Berlin-Brandenburg zu einer Region des Holzbaus entwickeln.

Langfristig soll ein Holzbaucluster entstehen. Der erstmalig eigens für Berlin ausgelobte Holzbaupreis soll seinen Teil dazu beitragen und die verschiedenen Akteure der Branche miteinander bekannt machen und ins Gespräch bringen.

Vom 18. November bis 31. Dezember 2019 sind die eingereichten Berliner Projekte in einer gemeinsamen Ausstellung mit den prämierten Projekten des Deutschen Holzbaupreises 2019 in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Württembergische Straße 6, 10707 Berlin, im Raum E 001 zu sehen.

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