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Wohnungen in Wasserlagen (wie hier in der Nähe der Dovebrücke) liegen laut Ziegert preislich zwanzig Prozent über normal.  

© Sebastian Kiener/Optima-Aegidius-Firmengruppe

Berliner Wohnungsmarkt: Die günstigsten Eigentumswohnungen finden sich in Spandau

Unter 3000 Euro pro Quadratmeter ist in den meisten Berliner Bezirken selten Eigentum zu haben.

Der Neubau in Berlin hat deutlich zugenommen und doch bleibt die Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannt. Die Gebrauchtimmobilien in Berlin haben sich nach einer Auswertung der Landesbausparkassen Nord (LBS Nord) in Zusammenarbeit mit dem Institut empirica in allen Bezirken weiter verteuert. Grundlage der Marktbetrachtung waren die Verkaufsangebote in den Berliner Tageszeitungen und Online-Portalen im ersten Quartal 2017.

Der Erhebung zufolge kletterten die Durchschnittspreise seit 2014 um zwölf Prozent pro Jahr. Ein Grund der Entwicklung: Die anhaltend hohe Nachfrage. Die höchsten Angebotspreise werden aktuell in Friedrichshain-Kreuzberg verlangt, teilte die LBS in dieser Woche mit.

Erst in der vergangenen Woche hat Destatis – das Internetangebot des Statistischen Bundesamtes – gemeldet, dass im ersten Quartal 2017 die Zahl der genehmigten Wohnungen im Vorjahresvergleich erstmals seit fünf Jahren wieder gesunken ist. Ein Ende der Angebotsknappheit in den deutschen Großstädten ist damit also nicht in Sicht.

Der Standardpreis für Berliner Eigentumswohnungen liegt bei 3375 Euro pro Quadratmeter

Die Marktanalyse der LBS Nord korrespondiert mit dem Eurospace Hauspreis-Index (EPX). Danach zeigte sich in der bundesweiten Betrachtung bei Eigentumswohnungen von März auf April mit 2,09 Prozent der stärkste Anstieg. Die Preise für bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser stiegen im April im Vergleich zum Vormonat um 0,73 Prozent, die für Neubauhäuser um 0,42 Prozent.

Der EPX basiert auf tatsächlichen Immobilienfinanzierungs-Transaktionsdaten des Europace-Finanzmarktplatzes. Über Europace werden mit rund 45 Milliarden Euro jährlich mehr als 15 Prozent aller Immobilienfinanzierungen für Privatkunden in Deutschland abgewickelt. Der EPX wurde im Jahr 2005 gemeinsam mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR entwickelt und wird seitdem monatlich erhoben.

„Wie in den letzten Monaten schon gesagt, konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Immobilienpreise nachhaltig nachgeben“, so Thilo Wiegand, Vorsitzender des Vorstands der Europace AG.

Der Standardpreis für Berliner Eigentumswohnungen liegt laut LBS Nord jetzt bei 3375 Euro pro Quadratmeter. Die 3000-Euro-Marke werde in sieben der zwölf Berliner Bezirke überschritten.

Aktuell ist Friedrichshain-Kreuzberg der teuerste Bezirk

Im teuersten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird jede zweite gebrauchte Eigentumswohnung für mindestens knapp 4000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angeboten. Ein durchschnittlicher Berliner Haushalt muss hier für den Kauf einer Wohnung zum Standardpreis rund acht Jahresnettoeinkommen aufbringen. Bei Wohnungen im gehobenen Segment müssen Käufer dagegen schon mit Angebotspreisen von mindestens 4600 Euro pro Quadratmeter rechnen.

Auf den Plätzen zwei und drei der Berliner Kaufpreisskala folgen Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte. In beiden Bezirken liegen die Standardpreise jeweils über 3800 Euro pro Quadratmeter, teilte LBS Nord mit. Ein Berliner Haushalt muss in Charlottenburg-Wilmersdorf sogar knapp zehn Jahresnettoeinkommen aufbringen, um ein Objekt zum dort typischen Preis von 329 000 Euro zu erwerben. Allerdings sind die angebotenen Wohnungen mit durchschnittlich 104 Quadratmeter Wohnfläche auch deutlich größer als im restlichen Berlin. Im Bezirk Mitte entspricht der typische Angebotspreis etwa dem Siebeneinhalbfachen des Haushaltseinkommens.

Im Laufe des vergangenen halben Jahres haben die Wohnungspreise berlinweit weiter zugelegt. Dabei hat sich der Anstieg aber etwas verlangsamt. Im ersten Quartal 2017 kletterten die Preise gegenüber 2014 um 12,1 Prozent pro Jahr, nachdem sie im dritten Quartal 2016 um 11,4 Prozent pro Jahr gestiegen waren.

Spandau ist das neue Schlusslicht der Preisskala

Mit einem jährlichen Anstieg von 16,3 Prozent sind Wohnungen in Tempelhof-Schöneberg überdurchschnittlich teurer geworden. Auch in Neukölln zogen die Preise mit einer Teuerungsrate von 15,5 Prozent pro Jahr noch einmal kräftig an. Deutlich über dem Berliner Durchschnitt liegt außerdem Marzahn-Hellersdorf mit einer jährlichen Preissteigerung von 14,6 Prozent. Vergleichsweise moderat verlief die Preisentwicklung in Spandau (plus 4,6 Prozent pro Jahr), Mitte (plus 6,2 Prozent pro Jahr) und Treptow-Köpenick (plus 8,4 Prozent pro Jahr).

Die günstigsten gebrauchten Eigentumswohnungen finden sich in Spandau, das neue Schlusslicht der Preisskala ist. Der Standardpreis erreicht hier 2000 Euro pro Quadratmeter, sodass sich eine Wohnung bereits zum Gegenwert von knapp vier Jahreseinkommen erwerben lässt. Nur knapp über diesem Preisniveau liegt den Berechnungen der LBS Nord zufolge Marzahn-Hellersdorf mit typischen Angebotspreisen von 2059 Euro pro Quadratmeter.

Berlin bleibt am Wohnungsinvestmentmarkt die Stadt mit dem höchsten Transaktionsvolumen in Deutschland. Zu den größten Transaktionen der letzten sechs Monate gehörten die Conwert-Übernahme durch Vonovia SE unter anderem in Berlin und Bochum sowie der Kauf von insgesamt 4170 Berliner Wohneinheiten von der Deutsche Wohnen AG.

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