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Immobilien: Die Kunst der Fugen

Wie müssen Stahlbetondecken behandelt werden, damit der Anstrich ohne Rissbildungen gelingt?

WAS STEHT INS HAUS?

Wir lassen ein Einfamilienhaus errichten und wollen die Maler- und Tapezierarbeiten selbst ausführen. Die Geschossdecken bestehen aus Stahlbetonfiligranelementen mit Aufbeton. Die Fugen der Deckenelemente wurden flächenbündig glatt verspachtelt. Ein rissüberbrückendes Gewebe wurde nicht eingelegt. Darüber hinaus sind an der Unterseite der Deckenelemente einzelne Rissbildungen sichtbar. Wir sind uns unsicher, ob es sich hierbei um Mängel handelt und ob es ausreicht, die glatten Decken anzustreichen oder ob andere Beschichtungen ausgeführt werden sollten.

WAS STEHT IM GESETZ?

Wenn Sie im Bauvertrag malerfertige Oberflächen vereinbart haben, reicht es aus, wenn die Baufirma die Deckenelementefugen glatt verspachtelt. Sowohl der Fugenverschluss als auch die Zulässigkeit von Rissen in den Deckenelementen sind nach DIN EN 1992 (zuvor DIN 1045) geregelt. Rissbildungen in Stahlbetondecken sind danach nur bis etwa 0,4 mm zulässig. In der Regel entstehen auf Grund frühzeitiger Montageprozesse nach der Deckenherstellung geringfügige Biege- und auch Schwindrissbildungen, die Rissbreiten von bis zu 0,2 mm hervorrufen. Diese Risse sind jedoch unschädlich und nicht als Mangel zu beurteilen. Auf Grund der geringen Rissbreite können diese Rissbildungen auch mit einem geeigneten Farbanstrich überdeckt werden. In den Produktdatenblättern üblicher Farbenhersteller können Sie die Eigenschaften der Farben und die notwendigen Beschichtungsdicken nachlesen. Problematischer sieht es bei den glatt verspachtelten Fugen der Filigrandeckenelemente aus. Obwohl nach Produktherstellerangaben häufig die Fugenverspachtelung rissfrei bleiben soll, kann es infolge abklingender Tragwerksverformung zu Rissen kommen. Wird die Fuge mit einem oberflächig eingebetteten Gewebe verspachtelt, kann zwar das Risiko eines zukünftigen Aufreißens der Fuge vermindert, jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Ist das Gewebe streifenweise eingebracht und die Decke angestrichen, sind die Fugenverläufe in der Regel optisch auffällig.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Es ist am kostengünstigsten, die Decke nur anzustreichen. Soll die Deckenoberfläche glatt und hochwertig werden, empfehle ich, sie vollständig glatt zu verspachteln und anschließend anzustreichen. Betten Sie in die Spachtelschicht ein rissüberbrückendes Gewebe mit ein, können Sie das Risiko neuer sichtbarer Rissbildungen im Fugenbereich der Elemente verringern. Sollte ein Riss dennoch auftreten, würde er auf die Ausführung der Decke zurückgeführt werden können. Entweder waren die Verformungen noch nicht abgeschlossen, oder Ihre Baufirma muss entweder andere rissverhindernde Maßnahmen treffen oder Ihnen das Risiko für zu erwartende Risse hinreichend erklären. Als Faustregel gilt: Je dicker und dehnfähiger die Beschichtung an der Deckenunterseite hergestellt wird, desto geringer ist das Risiko einer sichtbaren Rissbildung.

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