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Immobilien: Die Wüste wächst

Dubai erlebt einen Bauboom wie zuletzt Berlin in den 90er Jahren. Vierzig Hochhäuser, vier Hotels und Siedlungen auf künstlich geschaffenen Küstenstreifen. Nun suchen die Bauherren im Wüstenstaat nach Wohnungskäufern – zum Beispiel in Deutschland

Dubai rühmt sich, die am schnellsten wachsende Stadt der Welt zu sein. Der Besucher hat daran keinen Zweifel. Schon am Flughafen bestaunt er das Meer von Kränen, das auf der größten Flughafenbaustelle der Welt nach Shanghai Tag und Nacht im Einsatz ist. An der Strasse nach Abu Dhabi reihen sich die Großprojekte aneinander: Jumeirah Beach ist ein Wohnviertel am Strand, 40 Hochhäuser und vier Hotels entstehen hier auf 2,3 Millionen Quadratmetern und einer Länge von 1,7 Kilometern.

Anfang 2006 sollen die etwa 6000 Wohnungen fertig sein, auf einen Schlag, nach maximal 30 Monaten Bauzeit. Auf der anderen Seite im Meer ragen bereits zwei der künstlichen Inseln des Palm-Projektes aus dem Wasser: 100 Millionen Kubikmeter Sand und Stein wurden hier ins Meer geschüttet, um auf den zwei Inseln in Palmenform 5000 Wohnungen, 5000 exklusive Villen mit Privatstrand, über 60 Luxushotels, Einkaufszentren, Kinos und Restaurants zu bauen.

Eine dritte Insel von der Größe der Innenstadt Londons ist in Planung, ebenso wie eine Business Bay im Landesinneren, wo sich Büros und Wohnungen zwischen künstlichen Wasseranlagen auf 6,5 Millionen Quadratmetern strecken sollen. Während der Besucher sich noch fragt, wer sich hier wohl ansiedeln wird, sind die vielen Objekte bereits verkauft, bevor sie gebaut sind.

Auf der Palm-Insel Jumeirah waren 2002 nach drei Tagen fast alle Objekte verkauft. Teilweise wurden sie bereits weiterverkauft, obwohl sie erst 2006 fertig sein sollen – und das auch noch mit Gewinn. Deshalb ist Mohamed Binbrek, der Manager von Dubai Properties, die das neue Jumeirah Beach Stadtviertel bauen, auch ganz unbesorgt: „90 Prozent der Wohnungen haben wir bereits verkauft“, erklärt er: 30 Prozent an Emiratis, 30 Prozent an Araber aus anderen Golfstaaten, 25 Prozent an Europäer und etwa 10 Prozent an Inder. „Unser Wachstum ist beständig. Wir hatten 100000 Touristen vor zehn Jahren und heute haben wir fünf Millionen. Im Jahr 2010 sollen es 15 Millionen sein. „Wenn nur ein Prozent der Touristen eine Wohnung kaufen will, sind das bald 75000.“ Hinzu komme das natürliche Wachstum, viele Emiratis wollten in modernere Häuser umziehen.

Auch der österreichische Immobilienmakler Josef Kleindienst, der sich vor drei Jahren in Dubai niederließ, spricht von „Unterkapazitäten“. Seit Anfang der 80er Jahre hätten sowohl der Wohnungsmarkt als auch die Gewerbeimmobilien „Unterdeckung“, erklärt der braungebrannte Mann, der sein Büro in der Media City hat. Das sei von der Herrscherfamilie so gesteuert worden, um Nachfrage zu erzeugen. Und so schwärmt Kleindienst von den hervorragenden Bedingungen für Immobilieninvestoren in Dubai: Hohe Mieterendite, die Garantie, dass das Herrscherhaus durch Kontrolle Überkapazitäten verhindere und steuerfreie Gewinne, zählt er auf.

Allerdings räumt der Makler ein, dass deutsche Investoren noch zurückhaltend sind. „Institutionellen Anlegern fehlt die nötige Flexibilität“, lautet seine Analyse. Das Problem ist, dass Dubai erst kürzlich per Dekret des Herrschers von Dubai den Erwerb von Eigentum und Grund und Boden durch Ausländer gestattet habe. Eine entsprechende Verfassungsänderung für die Emirate ist in Arbeit. Der Käufer einer Immobilie wird daher bisher nicht im Grundbuch eingetragen werden, sondern in einem Eigentumsregister. Als Sponsor für die Aufenthaltsgenehmigung des ausländischen Käufers tritt die Baugesellschaft auf. Das schreckt Kunden ab.

So handelt es sich bei Kleindiensts Kundschaft bisher hauptsächlich um Privatkunden. 30 bis 40 Villen auf den Palm-Inseln hat Kleindienst nach eigenen Angaben an Käufer aus dem deutschsprachigen Raum vermittelt. Dabei sieht der Makler in dieser rechtlichen Übergangsphase kein Problem. Seiner Ansicht nach ist die Öffnung Dubais auch für ausländische Grundbesitzer „unumkehrbar“, weil sonst das gesamte Entwicklungsmodell zusammenbrechen würde.

Auch bei Nakheel, der für die Palm-Inseln verantwortlichen Baugesellschaft, schaut man bei der Werbung um neue Kunden ins westliche Ausland. „Der arabische Markt ist gesättigt“, meint Anthony Newton von der PR-Firma, die für Nakheel arbeitet. „Wir konzentrieren uns jetzt auf Europa.“ Bisher habe man nur bei Einzelveranstaltungen wie Pferderennen in Großbritannien und in Monaco Werbung gemacht. Die potenziellen Käufer scheint nicht zu stören, dass Dubai bei Einreisen restriktiv vorgeht. Wer sich mit ansteckenden Krankheiten wie Aids infiziert hat oder vorbestraft ist, kommt nicht rein. „Im Gegenteil, das schätzen viele meiner Kunden“, weiß Immobilienmakler Kleindienst. Denn auf dem „Achten Weltwunder“, als welches die Palm-Inseln vermarktet werden, soll es exklusiv zugehen. Welche Prominenten er zu seinen Kunden zählt, will Kleindienst nicht sagen. Michael Schumacher hat eine Villa geschenkt bekommen, das ist bekannt. Fußballer von Manchester United und der Schweizer Tennisspieler Roger Federer haben sich Objekte angesehen. Auch bei der PR-Agentur für Nakheel hüllt man sich in Schweigen über prominente Kunden. „Es wird viel gemunkelt, das ist die beste Werbung für uns“, meint Anthony Newton.

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