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Dorotheenstadt: Westlich was Neues

In deutschen Großstädten ist mit Blick auf die Kreditklemme von einem Rückgang der Projektentwicklungen von Wohnimmobilien keine Spur. Beste Beispiele in Berlin: Die Wohnungsbauvorhaben „Dorothea’s Place“ in der Dorotheenstadt neben dem Collegium Hungaricum und die „Fellini Residences“ in der Nähe des Gendarmenmarktes.

Beide Standorte bestechen sowohl durch ihren historischen wie auch durch ihren jungen Flair.

Berlin ist im internationalen Vergleich (noch) kein teures Pflaster. Eine aktuelle Marktübersicht des Immobilienberatungsunternehmens CB Richard Ellis (CBRE) zeigt, dass die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen zwar in fast allen Märkten zurückgeht. Doch trifft dies weniger auf die etablierten Märkte zu. Und: Bei den internationalen Top 20 der teuersten Immobilienmärkte – natürlich mit New York City an der Spitze – ist Berlin noch immer nicht zu finden. Teuerste Stadt in Deutschland ist München mit Platz 16, Frankfurt am Main belegt Platz 20.

„Wir denken optimistisch in die Zukunft und bereiten die Grundsteinlegung noch in diesem Jahr vor“, kündigt Harry von Caem als niederländischer Projektentwickler der Fellini Residences an. „Die Fertigstellung sehen wir für das Jahr 2011.“ Wie sein Projekt richtet sich auch „Dorothea’s Place“ an nationale wie internationale Interessenten, die sich von der besonderen Atmosphäre der Hauptstadt – und ihrer alten Mitte – angezogen fühlen.

Der Name „Dorothea’s Place“ ist eine Hommage an die Kurfürstin Dorothea von Brandenburg. Auf dem Grundstück mit der Adresse Dorotheenstraße 12–14, in unmittelbarer Nachbarschaft des Maxim-Gorki-Theaters, wurde bereits das ungarische Kulturinstitut errichtet. Ungarn hatte das Areal 1997 zurückerhalten, nachdem es dem Land unrechtmäßig enteignet worden war. Vor dem Zweiten Weltkrieg war hier – von 1924 bis 1945 – die ungarische Kultur zu Hause. 1973 wurde in der damaligen DDR das Haus der Ungarischen Kultur gegründet, das sich an der Karl-Liebknecht-Straße befand. Im Zuge der Rückübertragung des Areals an der Dorotheenstraße, musste sich Ungarn verpflichten auf der Brache neu zu bauen. Da die Ungarn sich den Neubau eigentlich nicht leisten konnten, finanzieren deutsche Partner das Projekt vor. 2007 fand das Collegium Hungaricum Berlin an dieser Stelle seine alte Mitte wieder. 30 Jahre lang wird Ungarn dann Miete zahlen, was nach Ablauf dieser Frist in etwa den Baukosten entspricht. Ungarn bleibt aber Eigentümer des Grundstücks und des Gebäudes.

In der spätbarocken Dorotheenstadt entstehen nun an historischem Ort zwei weitere Gebäude im Stil der klassischen Moderne. Die nach Fertigstellung dann realisierten drei Baukörper sollen „eine Einheit aus Vielfalt“ bilden, wie es anlässlich der Vorstellung des Bauvorhabens hieß. Auf einem der letzten noch nicht bebauten Grundstücke der Dorotheenstadt entstehen in den nächsten zwei Jahren nach Plänen des Hamburger Architekturbüros Schweger Associated Architects im Erbbaurecht zwei Stadthäuser, die mit dem Collegium Hungaricum ein Ensemble bilden. Über einer gemeinsamen Tiefgarage werden neben einer Laden- bzw. Galerie-Einheit und zwei kleineren Stadtbüros dreizehn äußerst komfortable Wohnungen errichtet – mit Flächen zwischen 110 und 180 Quadratmetern. Zudem sind zwei Penthouses geplant mit zirka 250 bzw. 300 Quadratmetern. Schweger steht für eine besonders klare und zugleich anmutige Formensprache. Schweger errichtete Ende der neunziger Jahre zum Beispiel die Treptowers und die Oberbaumcity, das Bundesratsgebäude und das Jakob-Kaiser-Haus. „Wohngebäude in Städten zu entwickeln, die einen Wohnungsüberhang haben, erfordert aber unternehmerischen Mut“, erklärte Hartmut Wagner, Partner von Schweger Associated Architects GmbH, zum Projektstart. Doch in dieser Lage dürfte nichts schiefgehen. Entwickelt wird das Projekt von Thomas Hölzel, Geschäftsführer von Artprojekt und seinen Partnern. Elf Millionen Euro will der Spezialist für Projekte mit Alleinstellungsmerkmalen hier investieren. Hölzels Unternehmen hat sich mit Berlins erstem Townhouse-Projekt – den „Prenzlauer Gärten“ – über die Grenzen Berlins hinaus einen Namen gemacht. Zweifach prämiert wurde überdies sein Loftprojekt „Paul-Lincke-Höfe“. In „Dorothea’s Place“ müssen Käufer mit Quadratmeterpreisen zwischen 4000 und 6500 Euro rechnen. 2010 sollen die Gebäude fertig werden.

In dem Projekt der ersten Grundstücksentwicklerin Berlins, Kurfürstin Dorothea von Brandenburg (1636 – 1689), die 1670 das bis dahin landwirtschaftlich genutzte 43 Hektar Gebiet nördlich der heutigen Straße Unter den Linden parzellieren und bebauen ließ, wird damit posthum – und befördert durch die Finanzkrise – die vorläufig letzte Stufe gezündet. „Die Flucht in die Sachwerte, namentlich in Wohnimmobilien, sorgt für eine stabile und teilweise wachsende Nachfrage nach Neubauwohnungen in deutschen A-Städten“, bilanziert Andreas Schulten, Vorstandsmitglied der BulwienGesa AG. Das unabhängige Researchinstitut hat den Markt für Projektentwicklungen in den deutschen A-Städten Berlin, München, Hamburg, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Köln und Stuttgart untersucht – aufgeteilt nach den Nutzungsarten Büro, Einzelhandel, Wohnen und Hotel. Während die Einzelhandelsflächen der Untersuchung zufolge um 33 Prozent einbrachen, stieg das Planungsvolumen für Wohnflächen um knapp 20 Prozent an.

Die Dorotheenstadt hatte diesen Schub besonders nötig. „Was hier in den letzten Jahrzehnten weitgehend verdrängt wurde“, so Hölzel, „ist das innerstädtische Wohnen. Dieses musste den zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen sowie den öffentlichen oder privaten Verwaltungsgebäuden weichen.“ Auch in dieser Hinsicht ist „Dorothea’s Place“ ein wichtiger „Place to be“.

Weitere Informationen im Internet:

www.dorotheas-place.de

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