zum Hauptinhalt
eigenheim

© dpa

Eigenheim: Fast wie würfeln: Wie steht’s um die Bauzinsen?

Runter statt rauf bei der Finanzierung – welche Fragen sollten sich Bauherren jetzt stellen?

Nichts ist älter als die Prophezeiung von gestern. Insoweit ist eine gewisse Vergesslichkeit nicht von Nachteil – nicht zuletzt dann, wenn man Baufinanzierer ist. Denn vor wenigen Wochen noch hatten Banken und Kreditvermittler ihre Kunden schon fast gebetsmühlenartig zu raschen Abschlüssen ermuntert.

Wegen der tendenziell weiter steigenden Zinsen, argumentierte nicht nur Robert Haselsteiner von der Münchner Interhyp AG, mache es Sinn, sich jetzt noch vergleichsweise günstige Tarife zwischen 5,3 und 5,5 Prozent zu sichern. Mittlerweile jedoch sind die Sätze wieder auf knapp unter fünf Prozent für ein Fünf-Jahres-Darlehen gefallen , und auch diesmal rät Experte Haselsteiner, nicht mehr lange zu warten. Vom gegenwärtigen Zwischentief, schwärmt er, „profitieren Bauherren, Immobilienkäufer und Anschlussfinanzierer.“

Nach einem kräftigen Anstieg zwischen Februar und Juli sind die Zinsen zuletzt wieder deutlich gefallen – eine Folge der sinkenden Rohstoffpreise und der daraus folgenden geringeren Inflationsangst. Die sich abschwächende Konjunktur in vielen Ländern Europas und das gebremste Wachstum in weiten Teilen Asiens haben den Ölpreis gedrückt und auch spürbar Druck von den Notenbanken genommen: Sie müssen die Zinsen nicht weiter erhöhen, um die Inflation in Schach zu halten. Viele Banken rechnen wegen der abflauenden Konjunktur sogar mit einer Zinssenkung im nächsten Jahr.

Ob das allerdings schon die Trendwende zu dauerhaft niedrigeren Zinsen ist, sagt Haselsteiner, „bleibt abzuwarten.“ In jedem Fall jedoch haben Häuslebauer und Wohnungskäufer, die kurz vor einer Investition stehen oder ein auslaufendes Darlehen schon jetzt verlängern wollen, im Moment wieder etwas bessere Karten. Baugeld mit einer Zinsbindung von zehn Jahren ist vereinzelt bereits zu rund 4,8 Prozent zu haben – beste Bonität und eine maximale Beleihung von 60 Prozent vorausgesetzt. Nach Berechnungen der Interhyp, die im vergangenen Jahr Kredite im Wert von 5,7 Milliarden Euro vermittelt hat, spart ein Kunde in diesem Beispiel bei einem Darlehen von 200 000 Euro gegenüber den Konditionen von Mitte Juli rund 800 Euro an Zinsen pro Jahr.

Ein Fünf-Jahres-Darlehen mit einem Prozent Tilgung gibt es bei der Saarbrücker SKG-Bank im Moment bereits ab 4,73 Prozent, allerdings dürfen auch hier nur 60 Prozent der Immobilie beliehen werden. Bei einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent kostet das gleiche Darlehen bereits 4,88 Prozent. Ebenfalls noch unter der Fünf-Prozent-Marke liegen unter anderem die Gladbacher Bank, die kirchliche Zusatzversorgungskasse, die Sparda-Bank Berlin, die Dresdner Bank, die Umwelt- und die Axa-Bank sowie die Höchster Pensionskasse. Die Deutsche Bank wirbt ebenfalls mit einem attraktiven Satz von 4,91 Prozent für fünf Jahre, allerdings verlangt sie bei einer 80-prozentigen Beleihung bereits 0,4 bis 0,6 Prozentpunkte mehr.

Besonders heftig umgarnen die Kreditvermittler die sogenannten Anschlussfinanzierer. Sie sollten, empfiehlt Interhyp-Gründer Haselsteiner, „rasch agieren und die aktuelle Phase nutzen.“ Üblicherweise verlangen Banken einen kleinen Risikoaufschlag, wenn ihre Kunden sich bereits zwei oder drei Jahre vor Ablauf ihrer Zinsbindung die aktuellen Zinsen mit Hilfe eines sogenannten Forward-Darlehens sichern wollen. Da die Sätze für zehn Jahre im Moment jedoch kaum über denen für einen Fünf-Jahres-Kredit liegen, werben die Interhyp, die ING Diba und andere Anbieter nun mit Anschlussfinanzierungen zum Nulltarif. Sprich: Ohne Zins-Aufschlag.

Letztlich allerdings ist auch das eine Glaubensfrage: Wer die Zinsentwicklung eher pessimistisch sieht und das sichern möchte, was im Moment an Zins verfügbar ist, für den ist ein solches Angebot interessant. Wer allerdings damit rechnet, dass die Wirtschaft schwächelt, der Ölpreis weiter fällt und mit ihm auch die Inflation, sollte mit seiner Anschlussfinanzierung noch etwas warten. In diesem Szenario würden die Zinsen mittelfristig weiter fallen. Prophezeiungen fallen eben schwer zur Zeit. Vor allem dann, wenn sie auch im Nachhinein noch stimmen sollen.

Veronika Csizi

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false