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Eigenheim: Traumhaus auf Diät

Schlicht unkonventionell: Ein eigenes Heim gibt es für weniger Geld, als man denken sollte

Der Traum vom Haus zerplatzt, weil das Geld fehlt? Ganz klar: Es geht nicht ohne Kapital. Aber vielleicht mit weniger, als gedacht. Denn wer geschickt plant, der kann für deutlich weniger Geld bauen, als man denken sollte. Ebenso zahlt es sich aus, bei den Materialien die üblichen Pfade zu verlassen.

„Man kann auch mit wenig Geld sehr schöne Häuser bauen“, ist die Erfahrung von Fachautor Thomas Drexel aus Augsburg. Für sein Buch „Lowest Budget. Häuser unter 125 000 Euro“ (DVA, 2007, 49,95 Euro, ISBN: 978-3-421-03528-8) hat er in Deutschland und Österreich Häuser zusammengetragen, die nach viel mehr aussehen, als sie gekostet haben. Im Vorbeigehen lässt sich ein Hausbau mit kleinem Budget allerdings nicht realisieren: „Die Planung dafür beginnt lange, bevor der erste Stein gesetzt wird“, sagt Drexel.

Er empfiehlt Bauherren, die sparsam bauen wollen, zunächst eine persönliche, verbindliche Kostenobergrenze zu formulieren. Und zu dieser müsse man dann auch stehen: Ein preisgünstiger Bau erfordere während der gesamten Planungs- und Bauphase hohe Disziplin bei allen Beteiligten.

Die ersten wichtigen Entscheidungen fallen bereits bei der Grundstückssuche. Muss man unbedingt in S-Bahn-Nähe wohnen, oder wäre auch ein Bauplatz am Ortsrand akzeptabel? Muss es der große Garten sein, oder reicht ein kleineres Grundstück? Ist statt eines freistehenden Hauses auch ein Doppel- oder Reihenhaus vorstellbar? Ist eine Bauherrengemeinschaft möglich? Wie aufwendig ist die Erschließung? „Solche Fragen sollte man sich im Vorfeld unbedingt stellen“, erklärt Architekt Heinrich K. Friedemann-Stock vomVerband Privater Bauherren (VPB).

„Das Sparen beginnt im Kopf“, sagt der Architekt. Das heißt: Wer preisgünstig bauen will, muss sämtliche Wünsche im Zusammenhang mit dem Haus auf ihre Notwendigkeit abklopfen. Beim VPB kann man dazu kostenlos einen Ratgeber mit Checklisten herunterladen (www.vpb.de). Außerdem helfen die Bauherrenberater des Verbandes weiter.

Architekturbuchautor Drexel rät, schon vor dem Grundstückskauf einen Architekten hinzuzuziehen – auch wenn er erst einmal einen Extra-Posten auf der Kostenberechnung darstellt. „Die Einsparungen, die sich durch einen guten Grundriss mit perfekter Raumausnutzung, durch eine geschickte Materialauswahl, durch das Ausnutzen günstiger Bauweisen oder durch Kontakte zu preisgünstigen und zugleich kompetenten Handwerksbetrieben erzielen lassen, machen das Architektenhonorar schnell wett“, sagt Drexel. „Dieses Wissen ist beim preisgünstigen Bauen durch nichts zu ersetzen.“ Allerdings muss von Anfang an klar sein, dass der Planer die festgelegte Kostenobergrenze mitträgt.

Was den Baukörper angeht, haben die meisten preiswerten Häuser eins gemeinsam: Ihre Form ist schlicht, Erker und andere Spielereien sucht man vergebens. „Klare Grundrisse ohne Vor- und Rücksprünge schonen das Budget“, sagt Bauherrenberater Friedemann-Stock. So sei ein Dachflächenfenster zum Beispiel rund 2500 Euro günstiger als eine Gaube, rechnet er vor.

Auch bei den Materialien ist die Preisspanne groß. Betondachsteine kosten etwa ein Drittel soviel wie eine Dacheindeckung aus Schiefer. Und Leichtbauwände sind meist günstiger als Ziegelmauern. „Auch hier ist wieder die sorgfältige Planung im Vorfeld entscheidend“, betont Friedemann-Stock. Legt man auf Lärmschutz Wert, kann die Leichtbauweise problematisch sein. Braucht man aber nur eine leichte Trennwand im Dachstudio, reicht sie vollkommen aus. Auch bei den Außenwänden gebe es gute und günstige Alternativen zum massiven Mauerwerk, sagt Autor Thomas Drexel. So sei die Holzbauweise – zum Beispiel als Rahmen- oder Tafelbauweise, bei der zahlreiche Teile industriell vorgefertigt werden und viel in Eigenleistung gemacht werden kann – in der Regel die günstigere Alternative.

Sehr viel Geld spart, wer auf den Keller verzichtet. „Das macht 20 000 bis 25 000 Euro aus“, betont Friedemann-Stock. Allerdings ist das eine Entscheidung für alle Zeiten: Nachträglich lässt sich der Keller naturgemäß nicht mehr einbauen. Die wohnliche Gestaltung des Dachgeschosses kann dagegen auf Zeiten verschoben werden, in denen wieder mehr Geld auf dem Konto ist. „Für manche preisbewusste Bauherren kann deshalb ein Ausbauhaus eine gute Alternative sein“, sagt der Bauherrenberater.

Und, der Klassiker: Sparen kann man natürlich auch, indem man als Bauherr selbst mit anpackt. Doch beide Experten raten, die Eigenleistung nicht unrealistisch hoch anzusetzen: Zu leicht überschätzt man die eigenen handwerklichen Fähigkeiten und die zeitlichen Möglichkeiten. „Im Normalfall sind bis zu 20 Prozent der Handwerkerkosten realistisch“, sagt Thomas Drexel. Und Friedemann-Stock hält sogar eine andere Rechnung dagegen: „Manchmal bringt es viel mehr, ein paar Überstunden im eigenen Job zu machen und davon die Handwerker zu bezahlen, als sich auf der Baustelle mit Tätigkeiten herumzuärgern, die man nicht richtig beherrscht.“

Eva Dignös[ddp]

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