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Immobilien: Ein Haus für den dritten Lebensabschnitt

Nach der Trennung von ihrem Mann und dem Auszug der Kinder baute Paula Wehrmann ein Wohnprojekt für Frauen auf

Paula Wehrmann hat all die üblichen Lebensphasen durchlaufen: Erst Schule und Studium, dann Ehe und Familie. Hinzu kam ihre Arbeit als Kirchenmusikerin und später als Gesangs- und Bewegungslehrerin. Nach einigen Jahren trennte sich das Ehepaar, und die drei Kinder verließen nach und nach das Einfamilienhaus in Hohengatow. Frau Wehrmann blieb allein, auf 150 Quadratmetern. Viel Raum für eine Person.

Doch für Paula Wehrmann war das nicht genug. Als ihr die Nachbarin ein Grundstück zum Kauf anbot, erwarb sie auch das und errichtete ein weiteres Haus. Dort sowie in ihrem Eigenheim will sie nun ihre Vision gemeinschaftlichen Wohnens verwirklichen.

Beim Eintreten in das Haus öffnet sich der Holzständerbau zu einem großzügigen Gemeinschaftsraum mit einem zentralen offenen Kamin. Licht fällt nicht nur von zwei Seiten durch die Fenster und die Glasumrahmung der Eingangstür, sondern auch von oben aus dem offenen Treppenaufgang. Viel Sonne kommt auch aus der Wohnküche, die sich über die gesamte südliche Traufseite erstreckt, in den Raum. Denn die Tür steht offen. Warmes Kiefernholz von Balken und Türumrandungen harmoniert mit dem sandfarbenen Lehmputz der Außenwände, hebt sich jedoch gleichzeitig vom weißen Lehmanstrich der Innenwände und Decken ab. Hinauf, in den kleinen Flur, geht es über drei Stufen; und von dort gelangt man zu dem Gäste-Appartement, zu der Küche und zu den Treppen, die ins Obergeschoss führen.

Das Erdgeschoss lädt zum Verweilen ein, zum Beispiel auf den Korbsesseln rund um den Kamin oder auf den Metallstühlen am großen Küchentisch – rund 90 Quadratmeter Gemeinschaft. Ruhe und Privatsphäre dagegen bieten die drei kleinen Wohnungen im Obergeschoss, eine für jede der künftigen Bewohnerinnen des Hauses.

Auch die Aufteilungen dieser Orte des Rückzugs sind wohl überlegt: Jede Wohnung umfasst einen großen Wohnraum mit integrierter Miniküche und zieht sich über eine der Traufseiten des Hauses. Mauervorsprünge unterteilen die Wohnung in drei verschiedene Bereiche – zum Schlafen, zum Arbeiten und zum Musizieren; doch sie schotten diese Bereiche nicht ab, so dass die Großzügigkeit des Raumes nicht verloren geht.

Die separaten Bäder öffnen sich mit ihren Fenstern nach Osten, der Morgensonne entgegen. In jede Wohnung strömt Tageslicht von drei Seiten. Und jede hat ihre Besonderheit: Die helle Nordwohnung reicht vom ersten Obergeschoss bis unters Dach; zusätzliche Balken und Fenster im Giebel erlauben es der Bewohnerin, bei Bedarf eine zweite Ebene einzuziehen. Die Südwohnung verfügt über einen weiten „Französischen Balkon“. Die Dachgeschosswohnung hat einen privaten Ost-Balkon. Für alle Bewohnerinnen zugänglich ist der West-Balkon; dieser liegt zwischen Ober- und Dachgeschoss.

Und auch der liebevoll gestaltete Garten auf dem fast 2000 Quadratmeter großen Grundstück kann gemeinsam genutzt werden. In diese Naturidylle, eine halbe Auto-Stunde vom Zoo entfernt, zog Katarina Sievers vor gut einem Jahr – nach 20 Jahren Moabit. Auch sie lebte nach Jahrzehnten des Familienlebens allein in einer großen Wohnung, in der sie auch als Psychotherapeutin praktizierte. Ein Jahr lang nahm sie sich Zeit, um sich neue Praxisräume zu suchen und ihre Wohnung auszumisten. Alles, wovon sie sich nicht trennen wollte und was nicht in die kleine Wohnung im Obergeschoss passte, kam in den Keller, wo jede Bewohnerin einen eigenen Abstellraum hat. Ein weiterer Kellerraum steht ebenfalls allen gemeinsam zur Verfügung ebenso wie der weitläufige Flur, in dem die Nähmaschine steht.

Gemeinsam genutzt wird auch die Waschküche in der Garage, neben dem alten Haus, und das Gäste-Appartement. Die Kosten für Wasser, Strom und Heizung teilen sich die beiden Frauen. Eine dritte Mitbewohnerin, die 650 bis 750 Euro im Monat Miete zahlen kann, suchen sie noch. Auch das alte Haus wartet noch auf zwei Mieter – oder auch Käufer. Denn nach vielen Gesprächen ist Paula Wehrmann skeptisch, ob sie ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen in beiden Häusern verwirklichen kann. Am Anfang sei die Begeisterung groß, doch den letzten Schritt wagte bisher noch niemand.

Weitere Infos: Paula Wehrmann, Telefon (030) 365 15 65

Eva Kaspar

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