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Immobilien: Eine wehrhafte Schönheit

Nachstehend veröffentlichen wir die vom Botanischen Garten für diese Woche herausgegebene Zusammenstellung besonders sehenswerter Pflanzen, die im Freigelände oder in den Gewächshäusern mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Der Garten ist täglich von 9 Uhr an geöffnet, die Gewächshäuser am Wochenende ab 10 Uhr.

Nachstehend veröffentlichen wir die vom Botanischen Garten für diese Woche herausgegebene Zusammenstellung besonders sehenswerter Pflanzen, die im Freigelände oder in den Gewächshäusern mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Der Garten ist täglich von 9 Uhr an geöffnet, die Gewächshäuser am Wochenende ab 10 Uhr.

Freiland: Die Silberdistel (Carlina acaulis), bei uns zu finden in der Abteilung Pflanzengeografie, Jura, verdankt ihren n den großen, von einem silbrigen Strahlenkranz umgebenen Blütenköpfen. Ein anderer deutscher Name, „Eberwurz", deutet darauf hin, dass nach Aussage von Jägern, Eber gern die Wurzeln verspeisen. „Carlina", der wissenschaftliche Name, soll sich auf Karl den Großen beziehen. Ein Engel erschien ihm im Traum und zeigte ihm die Distel, die sein Heer vor der drohenden Pest retten sollte. Uns als Wanderer erfreuen die Silberdisteln am sonnigen Wegrand von der Ebene bis in die Höhe von 2800 Metern. Vorzugsweise kommt sie in Kalkgebieten auf sommerwarmen Magerwiesen vor, auf steinigen Hängen, auf Viehweiden und in lichten trockenen Laub- und Nadelwäldern. Ihre dornigen, zu einer auf dem Boden liegenden Rosette vereinten gefiederten Blätter und die tief reichende Pfahlwurzel sind Anpassungen an trockene Standorte.

Die auffallende Pflanze gehört zu den Korbblütlern. Ihre fünf bis 13 Zentimeter breiten Blütenkörbchen enthalten mehrere Hundert gleichgestaltiger Blüten, kaum einen Zentimeter lang. Sie sind in einem kleinen bürstenähnlich gestalteten Blütenboden eingefügt und werden von langrüssligen Verwandten der Bienen bestäubt. Die äußeren Hüllblätter sind zerschlitzt und dornig, was einen guten Schutz gegen Tierfraß bietet. Die zahlreichen inneren Hüllblätter sind zur Blütezeit schon abgestorben und daher strohig und silbrigglänzend. Bei trockenem Wetter breiten sie sich morgens gegen 7 und 8 Uhr strahlig aus und schließen sich abends gegen 18 und 19 Uhr. Der Vorgang wird durch Spannungsunterschiede hervorgerufen, die von Licht und Wärme zwischen den äußeren und inneren Gewebeschichten der Hüllblätter ausgelöst werden. Bei höherer Luftfeuchtigkeit bleiben die Köpfe unserer „Wetterdistel" gleich geschlossen. Die ovalen Früchte haben einen borstigen Haarkranz. Die dornigen Hüllblätter des Fruchtstandes verhaken sich im Fell vorbeistreifender Tiere, diese wiederum sorgen durch Ausschütteln der Früchte für die Verbreitung. Auch die Körner fressenden Distelfinken verspeisen gern die Früchte. Die Wurzelstöcke sind durch ätherisches Öl aromatisch, scharf und bitter schmeckend, unter anderem enthalten sie über 20 Prozent Inulin (Polymerisat des Fruchtzuckers Fructose) als Speicherstoff. In der Volksheilkunde wurden die Wurzeln als harntreibendes und fiebersenkendes Mittel, in der Tiermedizin als Mast- und Brunstpulver verwendet. Almhirten haben den Blütenboden, wie bei den bekannten, nahe verwandten Artischocken, in Salzwasser gekocht und mit mehliger Brühe als „Jagerbrot" verzehrt.

Silberdisteln wurden früher als Symbol der Kraft angesehen, behaupten sie sich doch auf trockensten Standorten. So schrieb man ihnen die Fähigkeit zu, böse Geister, Blitz und Feuer abzuwehren und brachte sie über Hof- und Stalltüren an. Ihre kräftigen langen Wurzeln waren das Sinnbild der starken, liebesfähigen Männlichkeit. Leider hat ihre Schönheit oft dazu verführt, sie als Trockenblume zu verwenden. Durch Düngung und immer intensivere Nutzung der Weiden verschwinden die Magerwiesen und damit der Lebensraum der Silberdisteln. Heute sind sie streng geschützt. Birgit Mory

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