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Immobilien: Eingeheizt statt abgebrannt

Holz- und Kaminöfen haben Hochkonjunktur: Mit den Energiepreisen wächst die Lust auf preiswerte Wärme

Nach der Gas- und Ölpreisexplosion der vergangenen Jahre lassen es Mieter, Vermieter und Eigenheimbesitzer zunehmend wieder im eigenen Ofen krachen. In Berlin werden nach Angaben der Schornsteinfegerinnung immer mehr alte Feuerstätten reaktiviert. Und die Baumarktkette Obi verkauft laut ihrer Unternehmenssprecherin Johanna Meessen in diesen Tagen Kaminöfen „wie geschnitten Brot“. Auch die Konkurrenz ist erhitzt: Wer heute einen Ofen als Zusatzheizung bestellt, darf es als Weihnachtsgeschenk empfinden, wenn der noch in diesem Jahr geliefert, angeschlossen und abgenommen wird.

Obgleich preiswerten Modellen gelegentlich nachgesagt wird, sie eigneten sich allenfalls, um darin Streichhölzer zu verbrennen, brummt das Geschäft seit 2002. Jahr für Jahr werden mehr Öfen und Kamine angeschlossen – auch wegen einer Tendenz zum „Cocooning“. Öfen stehen für Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden.

Bis zu 400 000 neue Einzelfeuerstätten werden es in Deutschland nach Schätzungen des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima in diesem Jahr voraussichtlich werden. Die Berliner hatten im vergangenen Jahr laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 92 000 Kaminöfen eingeheizt, 2004 waren es noch 83 000 gewesen. Vor allen in den Übergangszeiten können Zusatzheizungen die Heizperiode um vier bis sechs Wochen verkürzen und so bares Geld sparen helfen. Allerdings nur, wenn man nicht für das erstbeste Angebot entflammt: Billigprodukte können sich schon nach einer Heizperiode verziehen.

„Es gibt unter den Verkäufern Scharlatane, die nicht auf das Kleingedruckte hinweisen“, sagt Reiner Raeder von der Berliner Schornsteinfegerinnung. Kunden sollten sich vorher genau informieren, was – und vor allem welche Kosten – da auf sie zukommen: Viele Firmen lassen sich den Transport der oft schweren Geräte teuer bezahlen; die reguläre Lieferung endet gelegentlich schon an der ersten Treppenstufe. Überdies kann mit Blick auf die Statik der Standplatzes die Größe des Ofens eine gewichtige Rolle spielen. Und die Leistung. „Viele Kunden lassen sich Feuerstätten aufschwatzen, die aus Luftmangel nicht funktionieren, weil sie zu groß dimensioniert sind“, hat Raeder als technischer Landesinnungswart der Schornsteinfeger Berlins beobachtet. „Man sollte Feuerstätten nehmen, die energetisch wertvoll sind, zum Beispiel luftumwehte Kaminöfen.“ Offene Kamine, soweit sie überhaupt zugelassen werden, leisten in dieser Hinsicht nicht das Optimum. Die Wärme geht vor allem durch den Schornstein. „Zwar sieht man das Feuer, aber eigentlich ist das alles nur Show“, sagt Raeder.

Und dann gibt es da noch die Öfen, die man nicht abregeln kann. Sie heizen buchstäblich bis zum Umfallen ihrer Liebhaber. „Die meisten Öfen haben eine Leistung von sechs oder acht Kilowatt“, heißt es bei der Stiftung Warentest in Berlin. Für ein durchschnittliches Wohnzimmer von etwa 30 Quadratmetern ist das aber viel zu viel; es reichen zwei oder drei Kilowatt. Als Faustregel gilt: ein Kilowatt für zehn Quadratmeter. Heiß hergehen kann es besonders mit Öfen aus Osteuropa. Sie stehen am besten 80 Zentimeter von Wand und Brennbarem entfernt.

Wer sich für den Kauf eines (Kamin-)Ofens oder Heizkamins entscheidet, sollte nicht nur auf ein CE-Zeichen achten, das die europäische Standardnorm ausweist. Transport- und Montagekosten sollten möglichst in einem Festpreis enthalten sein. Selbstaufsteller sind gut beraten, mit Anleitungen in deutscher und vor allem verständlicher Sprache zu hantieren. Montagevideos dürften wiederum nicht jedermanns Sache sein.

Vor dem Kauf eines Ofens muss unbedingt der zuständige Bezirksschornsteinfeger herangezogen werden; er muss die neue Feuerstätte schließlich auch abnehmen. Besichtigungs- und Abnahmetermin sind mit Kosten in Höhe von rund 200 Euro zu veranschlagen. Auch Gebäude- und Hausratversicherer wollen gerne zeitig über die Risiken informiert werden, die durch offenes Feuer in Wohnräumen entstehen. Mieter und Vermieter sollten sich über Ofenvorhaben schriftlich verständigen. Mit Blick auf die anfallenden Kosten ist zu bedenken, dass der Vermieter beim Aufstellen einer Zusatzheizung keinen Modernisierungszuschlag geltend machen kann – so modern Heizkamine und Kaminöfen derzeit auch sind. „Nur wenn die gesamte Heizungsanlage ausgetauscht wird, können Kosten anteilmäßig auf die Miete umgelegt werden“, sagt Stefan Diepenbrock von der Eigentümervereinigung Haus & Grund, „vorausgesetzt es geht eine Energieeinsparung damit einher.“

Wer sich derart gründlich informiert, dürfte Feuer und Flamme für diese Heizungsart sein; woher der preiswerte Brennstoff kommt, ist allerdings ein anderes Thema.

Weitere Informationen gibt es beim Fachhandel, der Schornsteinfegerinnung Berlin unter Tel. 860 98 20 (montags und mittwochs, 9–12 und 13–15 Uhr), bei der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Kachelofenwirtschaft (www.kachelofenwelt.de) und unter www.berlin-spart-energie.info

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