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Es war einmal. Diese Wohnung lag 1912 exakt 1,85 Meter unter dem Niveau der Straße Alt-Moabit. Sie war dunkel verräuchert und mit Ziegeln ausgelegt.

© bpk / Heinrich Lichte

Einrichtungstipps: Vom Kellerloch zum Schmuckstück

Souterrainwohnungen können durchaus ihren Reiz haben – wenn einige Regeln beachtet werden.

Souterrainwohnungen gehören nicht zu den attraktivsten Immobilien. Sie haben häufig kleine Fenster und niedrige Decken. Wenig Tageslicht erhellt die Räume. Doch in vielen Städten ist Wohnraum knapp und teuer – da kann das Domizil im Souterrain durchaus zur bezahlbaren Option werden. Die gute Nachricht: „Mit einigem Aufwand ist es möglich, auch aus einer solchen Wohnung ein Schmuckstück zu machen“, sagt die Inneneinrichterin Katharina Semling.

Die Diplom-Designerin hat erst kürzlich eine Musterwohnung im Souterrain eingerichtet und kennt die Herausforderungen, denen man im Halbkeller-Geschoss begegnet. „In Souterrainräumen waren früher die Küche und die Wirtschaftsräume untergebracht“, erläutert Semling das in ihren Augen größte Problem. „Es wurde gekocht, Lebensmittel eingelagert – aber ursprünglich nie gewohnt.“ Daraus ergebe sich der niedrige Komfort in Form von zu kleinen Fenstern und fußkalten Böden.

Das vorhandene Licht gut zu nutzen, sei die wichtigste Maxime beim Einrichten einer Souterrainwohnung, findet die Architektin Janin Pröpper. „Vor dem Fenster Büsche zu pflanzen oder innen dicke Vorhänge anzubringen ist absolut kontraproduktiv“, sagt sie. Pröpper rät, die Wände in hellen Tönen wie leuchtendem Gelb oder Weiß zu streichen. Die Tür und Fensterlaibungen sollte man weiß streichen, sagt Semling. „Das wirkt wie ein Strahlenkranz.“ Für die Wände empfiehlt auch sie ein Sonnengelb. Allerdings sei es wichtig, auf einen hohen Orange-Anteil in der Farbe achten. „Zu oft sehe ich Gelbtöne in Wohnungen, die sonnig gemeint waren, aber giftig-kalt wirken, weil der Grünanteil zu hoch war“, warnt die Wohnexpertin.

Beim Fußbodenbelag sei es ratsam, auf dunkle Töne zu verzichten, sagt Ursula Geismann, Wohnexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn. Besser seien Laminat, helle Dielen oder Teppiche in freundlichen Farben. Diese können dazu beitragen, das wenige hereinströmende Licht zu reflektieren. Zusätzlich sei es aber unverzichtbar, die Souterrainwohnung gut auszuleuchten. Außerdem könnten Möbel indirekt beleuchtet werden.

Ein besonderer Clou sei es, Lichtwände als Raumtrenner zu verwenden. So könne man beispielsweise Wohn- und Essbereich durch eine hüfthohe Rigipswand abgrenzen, die von innen beleuchtet und mit Stoff bezogen sei. Semling findet, dass man den „Kellercharme“, den die Wohnungen vor der Renovierung noch hätten, positiv nutzen sollte. „Was man nicht ändern kann, muss man eben einbinden“, ist ihre Devise. Befinden sich unter der Decke sichtbare Rohre, streiche man diese einfach weiß. An den Wänden dürfe der Backstein herausschauen. Das industrielle Flair könne durch alte Spinde, Seekisten, grobe Strickdecken oder Holzbohlen unterstützt werden.

Ein großer Nachteil von Souterrainwohnungen sei der häufig kalte Boden. Das liege daran, dass unter den Räumen meist das Erdreich beginne. Dagegen hilft laut Semling nur eines: „Dämmen, dämmen, dämmen.“ Da es sich ohnehin empfehle, den Boden auszuheben, um etwas mehr Höhe zu gewinnen, könne man direkt eine ordentliche Dämmung einbringen. Hier spiele allerdings auch das finanzielle Budget eine Rolle, da eine sogenannte Auskofferung des Bodens extrem kostspielig sei. „Prima ist eine Fußbodenheizung“, sagt Semling.

Dicke Holzdielen und Kork seien ein guter Schutz gegen Kälte. Wer sich nicht nur um die Raumtemperatur, sondern auch um seine Sicherheit in den Wohnungen auf Straßenhöhe sorgt, dem rät Geismann zu einem guten Schloss und gesicherten Fensterscheiben. „Sicherheitsglas oder Dreifachverglasung bietet sich hier an.“ Auch Schimmel kann ein Problem sein. Deshalb müsse man auf sein Lüftungsverhalten achten, sagt Semling. „Im Sommer, wenn es draußen wärmer als drinnen ist, sollte man die Fenster geschlossen halten.“ Denn Feuchtigkeit lagere sich immer an den kältesten Stellen ab. Es sei ratsam, regelmäßig stoßzulüften und Kältebrücken zu vermeiden. (Maria Fiedler/dpa)

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