zum Hauptinhalt

Ferienimmobilien an der Ostsee: Reiselust der Deutschen beflügelt Immobilienmarkt

Rügen, Usedom, Fischland-Darß-Zingst: Jede Region hat ihren Charme. Gekauft wird überall – und auch Investoren mischen mit.

Kathrin Lange blickt von ihrem Schreibtisch aus direkt auf die Ostsee. Die Geschäftsführerin des Engel & Völkers Büros in Binz auf Rügen ist zufrieden: „2009 war ein sehr gutes Jahr. Wir sind praktisch leer gekauft.“ Lange spricht von Ferienwohnungen, 50 bis 70 Quadratmeter groß, in der Kategorie gute zentrale Lage. Die Nachfrage nach diesen Domizilen sei ungebrochen. Auf dem Markt für Objekte um die 250 000 Euro brummt es. Doch das Angebot ist begrenzt.

Dabei wollen die Käufer, meist erholungsbedürftige Großstädter aus Berlin, Hamburg, dem Kölner Raum und Frankfurt, nicht unbedingt immer in die bekannten Seebäder wie Binz auf Rügen oder Ahlbek auf Usedom. Auch die natürliche Umgebung auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist beliebt, genau wie die Mecklenburger Seenplatte. Fast jeder Ort hat einen Trumpf im Ärmel: Kühlungsborn mit einem nagelneuen Yachthafen, das Familienparadies Boltenhagen, Warnemünde mit seiner Nähe zu Rostock und Lübeck. Kathrin Lange: „Entlang der Küste wurde in den letzten Jahren kräftig in die historischen Gebäude und die Infrastruktur investiert. Neben dem Wassersport ist die Ostseeküste inzwischen auch ein Dorado für Golfer.“

Im Jahr 2009 registrierte der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern 28,5 Millionen Übernachtungen. „Das ist absoluter Rekord“, lächelt Tobias Woitendorf vom Verband, „eine Million mehr Touristen als im Vorjahr.“ Dieser Andrang habe sicher auch mit der Wirtschaftskrise zu tun und dem dadurch veränderten Reiseverhalten der Deutschen. „Aber es spricht auch für die Qualität der Angebote an der Ostsee.“

Immer mehr Reiselustige entdecken die Ostseeküste zwischen Lübeck und Graal-Müritz neu, und auch der Immobilienmarkt wird dadurch beflügelt. Trotz der starken Nachfrage bewegen sich die Preise für Ferienimmobilien im Vergleich zu Sylt im „normalen“ Bereich. „Der Quadratmeter in einer Ferienwohnung an der Strandpromenade in Binz kostet je nach Ausstattung 4000 bis 7000 Euro. In Sellin 3000 bis 4600 Euro“, sagt Kathrin Lange. So bieten die Makler zum Beispiel eine 60 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Dachgeschosswohnung in Binz für 300 000 Euro an. Alleinstehende Häuser sind Mangelware, weil strenge Umwelt- und Bauvorschriften ein zügelloses Baggern und Bauen verhindern. Lange: „Häuser kosten in mittlerer Lage zwischen 250 000 und 400 000 Euro. In Toplage liegt die obere Grenze bei 1,5 Millionen Euro.“ Auch solche Objekte hat Kathrin Lange in petto: eine unter Denkmalschutz stehende Villa zum Beispiel, 500 Quadratmeter Wohnfläche mit Meerblick, eigenem Strand und Waldfläche. Kosten: 1,55 Millionen Euro.

Frank Winkler von Maritimus Immobilien lebt seit zwei Jahren in Graal-Müritz. „Die Region hat sehr durch die neue Autobahn 20 gewonnen. Man ist jetzt innerhalb von zwei Stunden aus Berlin an der See, aus Hamburg noch schneller.“ Hinzu komme, dass durch die Finanzkrise Immobilien als Anlageform wiederentdeckt würden. Aber auch Familien fragen immer häufiger nach einer erschwinglichen Wohnung. „Für 120 000 Euro bekommt man schon ein hübsches Objekt“, sagt Winkler. Auch er bestätigt, „dass wir einen guten Sommer hatten.“ Hierfür sei nicht zuletzt auch der Komfort verantwortlich, den inzwischen alle Ostseebäder böten. „Egal ob Döner oder Hummer, Sie finden hier für jeden Geschmack etwas.“

Auch Investoren haben die Region inzwischen für sich entdeckt. Beispiel: die Kristensen Group aus Dänemark. Nach zweijähriger Bautätigkeit hat der skandinavische Investor die Ferienanlage „Strandpark Graal-Müritz“ eröffnet. Die Kristensen Group Deutschland ist vom Potenzial der Küstenregion überzeugt und realisierte mit dem „Strandpark“ ihr viertes Projekt an der Ostsee. 12 Millionen Euro betrug das Investitionsvolumen. Nun stehen auf einem 16 000 Quadratmeter großen Areal 70 Apartments in direkter Strandnähe. Die Wohnungen werden in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten mit einer Fläche von 52 bis 116 Quadratmetern angeboten. Kosten: Zwischen 94 000 und 250 000 Euro. „Wir haben bereits über 55 Prozent der Apartments in Graal-Müritz verkauft“, sagt Gordon Gorski, Vertriebsleiter bei der Kristensen Group Deutschland.

Doch auch im Binnenland sind in den vergangenen Jahren attraktive Ferienanlagen entstanden. Etwa an den Seen im Norden Brandenburgs und in Mecklenburg-Vorpommern, in Orten wie Rheinsberg, Müritz oder Malchin. Naturliebhaber werden entlang der Peene forschen – aber den Tipp vermutlich nicht weiter verraten. Anja Steinbuch/Klaus D. Voss

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false